Verkehr Zahl der Fahrradunfälle gesunken

Düsseldorf · Benrath Polizeipräsident Norbert Wesseler ging auf Tour mit Senioren. Das hat einen ernsten Hintergrund.

Auf Fahrradtour mit Polizeipräsident Norbert Wesseler (mitte, blaues Hemd) ging es am Dienstag ab Schloss Benrath.

Foto: Judith Michaelis

Der Radverkehr nimmt in Düsseldorf deutlich zu. Er macht inzwischen mindestens 15 Prozent aus. Das belegen Zahlen an den 13 Messstellen (u.a. am Mannesmannufer). 5,36 Millionen Bewegungen von Radfahrern erfassten die Zählstellen 2018, bis diese Woche waren es für 2019 bereits 3,2 Millionen Radfahrer. Doch die Kehrseite ist der Polizeistatistik zu entnehmen: So gab es 2018 mehr als 930 Verkehrsunfälle in der Stadt, an denen Radler beteiligt waren. 800 wurden dabei verletzt. So hoch war die Zahl noch nie ausgefallen.

Erstes Halbjahr 2019: 40 Prozent weniger Unfälle mit Kindern

Ein Grund für Polizeipräsident Norbert Wesseler mit Prävention auf die Probleme aufmerksam zu machen. Dazu fand am Dienstag ein Aktionstag mit der Polizei, der Verkehrswacht, dem Technischen Hilfswerk und der Stadt vor dem Benrather Schloss statt. Neben vielen Infos gab es auch gute und schlechte Zahlen der Polizei für das erste Halbjahr 2019: Die Zahl der Unfälle mit Rad- oder Pedelecfahrer-Beteiligung ging um 8 Prozent zurück (insgesamt 416 Unfälle), die Zahl der verletzten Radfahrer sogar um 10 Prozent. Sehr erfreulich: Es gab 40 Prozent weniger Unfälle mit radelnden Kindern. Die schlechte Nachricht: Bei den Senioren steigen die Zahlen der Verunglückten. 59 ältere Frauen und Männer wurden bislang 2019 verletzt.

Für den Polizeipräsidenten war dies ein Anlass mit eben jener Altersklasse eine kleine Fahrradtour zu unternehmen. Start war am Schloss Benrath und dann führten Michael Wollziefer und Jörg Müller von der Verkehrsunfallprävention der Polizei die Gruppe durch den Düsseldorfer Süden. Mit Anschauungsunterricht: An der Kreuzung Tübinger Straße/Urdenbacher Dorfstraße machte Polizist Wollziefer das richtige und sichere Links-Abbiegen vor. „Man sollte schon 15 Meter vor der Kreuzung mit dem Abbiegevorgang beginnen, damit der Autofahrer ein Zeichen bekommt.“

Die Senioren applaudieren dem Polizisten. Doch viele geben zu, dass sie an vielbefahrenen Kreuzungen lieber vom Rad absteigen, dieses schieben und den Bürgersteig nutzen. Die Polizisten zeigten Verständnis. Die Fahrt führte weiter zum Parkplatz Piels Loch in Urdenbach, ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren. Bei einer kleinen Pause an diesem heißen Tag erzählen Gisela Barnau, Giesela Breuer und Wolfgang Kuhnle von ihren Radtouren. Denn das Trio organisiert im Zentrum Plus Benrath einmal im Monat von März bis Oktober eine Tour für die Radfahrgruppe.

„Wir wählen extra Nebenstrecken aus“, sagt Barnau. Die 81-Jährige ist seit der Kindheit mit dem Rad gefahren und kennt sich gut aus. So geht es öfter mal von Benrath nach Kappeshamm, immer mit einer schönen Einkehr. Stress bereiten der Seniorengruppe dann Rennradfahrer, die sie „rechts überholen“. Breuer sagt: „Da rechnet man ja nicht mit.“ Sie und die anderen sagen, dass sie sehr aufmerksam fahren, vorausschauend auch an parkenden Autos vorbei. Wolfgang Kuhnle, der viel Rad, aber auch Auto fährt, beklagt „rücksichtslose Autofahrer, die viel zu nah am Radler vorbeifahren.“ Das sieht die Verkehrswacht ebenso, für die Katrin Hegemann am Benrather Schloss ihren neuen Aufkleber präsentierte. Durch diesen sollen die Autofahrer aufgefordert werden, mindestens 1,5 Meter Abstand zu den Radfahrern zu halten.

Polizei will im zweiten Halbjahr repressiv gegen Radler vorgehen

Sicherlich nicht überall möglich im städtischen Straßenverkehr. Norbert Wesseler berichtet von seiner Radstrecke zwischen Polizeipräsidium und Ellerstraße. Eng werde es da besonders am Stresemannplatz, wo das Einfädeln Richtung Graf-Adolf-Straße für Radler schon eine Herausforderung sei. Er selbst hat bereits einen „klassischen Unfall“ erlebt, wurde von einem rechts abbiegenden Autofahrer übersehen und flog über den Lenker. „Ich habe Glück gehabt“, sagt Wesseler, der mit viel Präventionsarbeit das Thema Radverkehr präsenter machen möchte.

Nach der Aufklärungsphase im ersten Halbjahr kündigt die Polizei für die zweite Jahreshälfte an, auch repressiv vorzugehen. Das heißt, genau zu schauen, ob sich auch die Radfahrer an die Straßenverkehrsregeln halten. Dabei wird die Polizei ebenso einen Blick auf die E-Roller-Fahrer haben, die am Dienstag immer wieder Thema waren. Erst seit gut fünf Wochen sind die Stehroller in Düsseldorf zu mieten. In Benrath sind sie allerdings noch kaum zu sehen.