Tourismus „Touristen wollen heute keine typischen Touristen mehr sein“

Düsseldorf · Interview Düsseldorf ist zu einem beliebten Reiseziel für Gäste aus Deutschland und der Welt geworden. Doch warum eigentlich? Ole Friedrich von der Düsseldorf Tourismus GmbH hat darauf Antworten.

Ole Friedrich arbeitet für die Düsseldorf Tourismus GmbH.

Foto: ja/Düsseldorf Tourismus

Seit Jahren steigen die Besucherzahlen in Düsseldorf an. Bei den Übernachtungsgästen hat sich die Zahl in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Aber was lockt so viele Besucher in die Landeshauptstadt? Ole Friedrich von Düsseldorf Tourismus kennt viele Gründe für eine Reise an den Rhein.

Herr Friedrich, es ist wieder Urlaubszeit. Warum entscheiden sich Touristen für eine Reise nach Düsseldorf?

Ole Friedrich: Natürlich hat Düsseldorf Orte, die besonders von Interesse sind:  die Altstadt mit der Rheinuferpromenade und der wunderbaren Lage am Rhein, die Königsallee mit ihren Einkaufsmöglichkeiten und den Medienhafen.
Erwähnenswert sind auch die größte Kirmes am Rhein, zu der viele Gäste kommen, wir haben den Japan-Tag und besonderen Stellenwert hat der Weihnachtsmarkt in der Vorweihnachtszeit, der ebenfalls zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland anzieht.

Was suchen Touristen bei so einer Reise?

Friedrich: Die Touristen heute wollen eigentlich keine typischen Touristen mehr sein. Sie möchten sich eher wie „Einheimische auf Zeit“ fühlen. Und das ist auch etwas, das wir ihnen ermöglichen wollen, wenn sie in Düsseldorf sind.

Hat sich das verändert?

Friedrich: Das ist ein Trend, den wir in den letzten drei oder vier Jahren beobachten. Der hängt zum Beispiel mit den Sozialen Medien zusammen. Es kommen Gäste in die Touristen-Information, zeigen ein Foto – etwa der Kiefernstraße – , das sie auf Instagram gesehen haben und sagen: „Wo ist das? Da will ich hin.“ Das bedeutet, dass neben den klassischen, touristischen Facetten, jetzt auch neue Bilder von weniger bekannten Orten der Stadt auftauchen, die für Gäste interessant sind. So gewinnen wir neue Zielgruppen, die sich insbesondere für Dinge abseits der normalen touristischen Highlights begeistern.

Welches Bild strahlt Düsseldorf nach außen aus?

Friedrich: Das ist sehr stark davon abhängig, ob man deutsche Gäste fragt oder die Stadt aus dem Ausland betrachtet wird. Wir haben eine große Bekanntheit. Im Ausland sind wir stark geprägt als Wirtschafts-,Industrie- und Messe-Standort. Und wenn man in Deutschland fragt, belegen Studien, wir stehen für Städtetourismus, Shopping, Veranstaltungen und das Thema Kultur. Aber auch die Bilder von der Königsallee und der Altstadt werden stark mit der Stadt verknüpft.

Arbeiten Sie auch an diesem Bild?

Friedrich: Wir wollen unser Image um wichtige Eigenschaften erweitern. Hierbei hilft uns die Markenpositionierung „Nähe trifft Freiheit“. Sie ermöglicht es uns, Geschichten über Düsseldorf zu erzählen und so nah an den Menschen, die die Stadt besuchen, zu sein. Wichtige Aspekte sind dabei, dass man hier sehr weltoffen ist und viele Freiheiten hat.

Wie stellen Sie sich als Düsseldorf Tourismus auf die neuen Wünsche der Gäste ein?

Friedrich: Wir erzählen heute Geschichten über die Stadt, statt nur die Orte abzubilden und zu beschreiben. Wir haben letztes Jahr zum Beispiel unsere Hop-on-Hop-off-Tour überarbeitet. Auf der neuen Tour gibt es jetzt weniger Jahreszahlen – wann was wie wo gewesen und gebaut worden ist und stattdessen mehr Geschichten und Anekdoten. Auch die Kulinarik-Touren über den Carlsplatz oder im japanischen Viertel vermitteln einen ganz anderen Eindruck dieser Orte.

Inwiefern?

Friedrich: Früher war es mehr: Wir haben hier den Rhein, die Königsallee, in der Altstadt gibt es soundsoviele Geschäfte – das war eher ein Aufzählen des Angebotes der Stadt. Jetzt versuchen wir einen Wechsel in die Perspektive der Zielgruppe und wie sie sich durch die Stadt bewegt: Was fällt ihr auf, was kann sie entdecken? Wir wollen, dass man tief eintauchen kann in das, was Düsseldorf zu bieten hat. Über die kulinarischen Stadtführungen schaffen wir einen ganz anderen Zugang.
Wenn man auf dem Marktplatz einen Kaffee trinkt, einen Wein oder Gewürze probiert, wird man viel mehr Teil des Marktes. Da ist ganz viel Nähe und ganz wenig Distanz, das spüren die Leute.