Prozess in Düssleldorf Ist das Pressefoto des Jahres durch Kartoffelbrei-Attacke ruiniert?

Düsseldorf · Wegen einer Kartoffelbrei-Attacke im Landtag musste sich Klimaaktivist Winfried Bernhard in Düsseldorf vor Gericht verantworten. Der 58-Jährige soll das „Pressefoto des Jahres“ mit Kartoffelbrei beschmiert und beschädigt haben. Doch der Richter hat noch Klärungsbedarf, was das Foto angeht.

Winfried Bernhard mit dem Protestplakat vor Gericht.

Foto: Oliver Auster

(oa) Ungewöhnlicher Prozess am Amtsgericht: In Saal 1.108 ging es um die Konsistenz von Kartoffelbrei, Putzmittel und ein mutmaßlich beschädigtes Foto. Angeklagt: Der Klima-Aktivist Winfried Bernhard (58), der im Januar aus Protest besagten Kartoffelbrei auf einem Bild verteilt haben soll, das ihn selbst zeigte.

Einen Strafbefehl über 1000 Euro wegen Sachbeschädigung wollte der Neusser nicht akzeptieren, so kam es zur Verhandlung. Die hatte kuriose Züge. Denn die Zeugen wurden zur Herstellung und Konsistenz des Kartoffelbreis befragt (laut Bernhard „sehr fest, kaum breiig“) wie zum Geschehen selbst.

Laut Anklage stellte sich das so dar: Bernhard und ein junger Klima-Aktivist aus Essen hatten sich über einen Abgeordneten eine Einladung in den Landtag besorgt und den Kartoffelbrei reingeschmuggelt. Bernhard schmierte ihn in der Lobby über das Siegerfoto des Wettbewerbs „Pressefoto des Jahres“. Das Bild zeigt Bernhard, wie er im Tagebau Garzweiler mit ausgebreiteten Armen vor einem Braunkohlebagger kniet. Sein „Komplize“ filmte die Aktion.

Am Ende soll das Foto an einer Ecke wellig geworden sein. Der Schaden wird mit 61,76 Euro beziffert. Im Prozess ging es um die Frage, ob die Verformung durch den Kartoffelbrei oder die anschließende Putzaktion Bernhards zustande gekommen sein könnte. Der Begleiter zeigte dem Richter sein Video auf dem Smartphone. „Sie sind doch der Held auf dem Foto“, so Richter Timo Gehrlings zu Bernhard: „Warum haben Sie es beschmiert?“ Die Politik betreibe mit seinem Foto „Greenwashing“, so der Aktivist. Sie wolle sich über ihn beim Klimaschutz aufspielen. Daher habe er die Kartoffelbrei-Attacke als Kunstaktion gestartet: „Wie Hundertwasser, Beuys oder Banksy. „Harmlos“ fand der Richter den Protest, er schlug vor, die Sache ohne Auflagen einzustellen. Der Staatsanwalt blieb hart: Bernhard solle 200 Euro an den BUND spenden. Das wollte der Aktivist nicht. Der Prozess wird Ende November fortgesetzt. Dann soll das angeblich beschädigte Bild ins Gericht gebracht werden. Nur darum gehe es noch, so der Richter zu Bernhard: Ist es wellig, „wäre das nicht so gut.“