Im Düsseldorfer „Weltkunstzimmer“ „Acoustic Festival“ mit handverlesenen Gästen

Flingern Süd · Beim Acoustic Festival an der Ronsdorfer Straße standen die Genres Folk, Pop, Rock und Country im Fokus.

 Beim Acoustic Festival spielte auch die Band von Veranstalter Thomas Kirchmann „One Eye Open“.

Beim Acoustic Festival spielte auch die Band von Veranstalter Thomas Kirchmann „One Eye Open“.

Foto: Anne Orthen (orth)

Ein wenig ungläubig betrachtet Thea Schiller die Banner aller „Acoustic Festivals“, die die Wand des Weltkunstzimmers in Flingern zieren. „Es ist schon unglaublich, wer inzwischen alles hier zu Gast war“, sagt die Ehefrau von Veranstalter Thomas Kirchmann. Was 2015 als kleines, familiäres „Festival der leisen Töne“ begann, ist nach über zwölf Ausgaben so etwas wie die Düsseldorfer Institution der Akustik-Musik – ohne dabei auf den ursprünglichen Charakter verzichtet zu haben.

So einige bekannte internationale Namen der Country-, Folk-, Rock- und Pop-Szene haben sich bei der zweimal jährlich stattfindenden Konzertreihe in der ehemaligen Backfabrik an der Ronsdorfer Straße schon die Klinke in die Hand gegeben. „Die Künstler erzählen ja untereinander, wie schön die Atmosphäre hier ist“, sagt Schiller. „Mittlerweile kommen daher auch Menschen mit Rang und Namen.“ Dazwischen bleibe aber immer noch Raum für kleinere Namen und Newcomer. 

Den musikalischen Reigen eröffnete dabei der britische Singer-Songwriter Jack Devaney. Er bewies, dass es manchmal nur Gitarrenklänge gepaart mit einer tollen Stimme für eine eindrucksvolle Performance braucht. Aus Irland kamen Gráine Hunt & Brendan Walsh angereist, während Kirchmanns eigene Truppe „One Eye Open“ genauso wenig auf dem Tableau fehlen durfte wie Stammgast Matze Rossi und seine Band. Mit „Birds of a Feather“ und „My Brother the Sea“ gesellten sich zwei weitere Duos dazu, deren Kernausrichtung die nicht-elektronische „unplugged“ Klangkunst bildet. 

Zu den größten Namen der Winter-Ausgabe zählten aber wohl die „Turin Brakes“. Die Londoner Folk-Pop-Band um das Duo Olly Knights und Gale Paridjanian gelten als eine der Wegbereiter, die akustisch gespielte Songs wieder für die Massen tauglich machten. „Jedes Jahr versuche ich, mir einen kleinen Wunsch zu erfüllen“, erzählt Kirchmann, der das Festival mit seiner Agentur „Rainking – The Music Factory“ damals aus der Taufe hob. „Die Turin Brakes standen da ganz oben.“ Auch für Paul Hammond ging mit dem Konzert ein großer Wunsch in Erfüllung. Ehefrau Rachael hatte dem passionierten Musikliebhaber die Karten zum Geburtstag geschenkt. Kurzerhand erweiterte das Ehepaar aus dem schottischen Perth seinen Besuch um einen Wochenend-Trip in der Landeshauptstadt. „Wir haben die Band bereits im Ratinger Hof gesehen. Es war umwerfend“, sagt Paul Hammond. „Düsseldorf ist eine entzückende Stadt.“ Konzertbesucher Christian wiederum wusste beim Kartenverkauf gar nicht so genau, wer alles kommt. „Ich kannte die meisten Bands nicht. Das ist mir aber egal, denn ich schätze diese handverlesenen, individuellen Festivals mehr als die großen.“ 

Noch bis Ende November stand die Austragung auf der Kippe. Der Ticketverkauf lief schleppend – 35 Euro pro Karte möchte sich in Zeiten von Inflation und Energiekrise nicht jeder leisten. Immerhin 450 waren es dann doch am Ende, von denen rund 100 an die „Kulturliste Düsseldorf“ zur Weitergabe an Menschen mit geringem Einkommen gingen. Daher kündigten die Veranstalter für die Sommer-Edition im Außenbereich des Weltkunstzimmers schon jetzt einen Kracher an. So steht mit „Eagle-Eye Cherry“ ein Headliner fest, dessen Hit „Save Tonight“ noch über einige Generationen hinweg bekannt sein dürfte. 

(ctri)