Verkehrswende in Düsseldorf Rheintakt wird in den Winter verschoben

Exklusiv | Düsseldorf · Im August sollte die große Reform des Netzes und der Fahrpläne umgesetzt werden, jetzt ist das Projekt verschoben worden. Erst im Januar könnte es nun losgehen. Verkehrspolitiker äußern Kritik, aber auch Verständnis.

Die Rheinbahn arbeitet an einem großen Reformprojekt ihrer Linien und Fahrpläne.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Rheinbahn hat die große Reform ihres Liniennetzes und des Fahrplans auf den Winter verschoben. Das Unternehmen bestätigte am Montag Medieninformationen, wonach der eigentlich vorgesehene Starttermin 7. August für den „Rheintakt“ nicht gehalten werden kann. Spätestens im Januar 2024 solle es jetzt nach Auskunft von Sprecher Thomas Kötter losgehen.

Im Dezember hatte der Stadtrat das neue Konzept beschlossen, in das auch die Wünsche der Fahrgäste aufgenommen worden waren. Die damit einhergehenden Versprechen sind einheitliche Takte und ein Mindeststandard von alle zehn Minuten fahrenden Bahnen in der Hauptverkehrszeit. Zudem sollen die Anschlüsse verbessert werden. Linien müssen dafür zum Teil zusammen oder umgelegt werden, einige Strecken werden getauscht. Auch mehr Verlässlichkeit und Pünktlichkeit kündigt die Rheinbahn an.

Jetzt geht das alles allerdings nicht so schnell wie angekündigt. Kötter erklärt: „Ein solches Vorhaben wirkt bis in die Kapillare des Rheinbahn-Netzes hinein. Es ist sehr vielschichtig und benötigt daher eine Vielzahl detaillierter Absprachen mit zahlreichen Akteuren. Absprachen, die in den vergangenen sechs Monaten aus zeitlichen Gründen nicht in der Effizienz geführt werden konnten, wie wir es uns alle zu Beginn des Projektes gewünscht haben.“ Das klingt auch danach, als ob man sich verschätzt habe, wie lange etwa Abstimmungen mit Nachbarstädten, der Bezirksregierung, aber auch intern dauern würden.

Eine Reihe vieler Ursachen habe zu der jetzigen Entscheidung geführt. Dazu zählten auch krankheitsbedingte Ausfälle von Planern. Neben Personalproblemen führen Insider auch zu wenig Fahrzeuge für die Umstellung an: Neben der schleppenden Auslieferung neuer Fahrzeuge seien auch Ausfälle nach mehreren Unfällen hinzugekommen.

Unterm Strich jedenfalls steht, dass mit dem Rheintakt nach den von Rheinbahn-Chef Klaus Klar im Dezember gewählten Worten „ein wichtiger Schritt für die weitere Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrs in unserer Stadt“ deutlich verspätet kommt. Auch Kötter verweist auf den Anspruch, mit dem Rheintakt für eine „spürbare Verbesserung“ beim ÖPNV zu sorgen. Da gehe dann allerdings auch „Qualität vor Schnelligkeit“.

Diese Sicht unterstützt der Vorsitzende des Aufsichtsrates Andreas Hartnigk (CDU) auf Nachfrage. Bevor man es hinterher nicht umgesetzt bekomme, sollte man lieber jetzt noch mal richtig nachdenken. „Aber begeistert bin ich nicht.“

Bei der Umstellung muss die Verlässlichkeit garantiert sein

Auch Norbert Czerwinski (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses und ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat der Rheinbahn, sieht, dass bei einer Umstellung dieser Dimension „die Verlässlichkeit garantiert sein muss“. Deshalb sei es richtig, den Start des Rheintakts zu verschieben: „Aber das ist bitter.“

Zudem sei er irritiert, dass die Rheinbahn bei den letzten Beschlüssen im Dezember und im Februar noch so optimistisch mit Blick auf einen Start im Sommer gewesen sei. „So erhöht das mein Grollen über das, was nicht läuft.“

Damit spielt Czerwinski auf einige Verzögerungen bei der Verkehrswende in der Stadt an, an der die Rheinbahn einen besonders großen Anteil haben soll. Vieles läuft nicht wie geplant. So kommt das Prestigeprojekt U81 später, die Auslieferung neuer Stadtbahnen hängt hinterher, Duisburg kann den Zehn-Minuten-Takt der U79 nicht mehr anbieten, der Umbau für größere Kapazitäten auf der Strecke über die Kaiserswerther Straße steht auch in den Sternen. Martin Volkenrath (SPD) will daraus aber keine Pauschalkritik an der Rheinbahn ableiten. Viele äußere Faktoren spielten eine Rolle, im Vergleich zu anderen Verkehrsbetrieben stehe die Rheinbahn gut da. „Die Verschiebung ist bedauerlich. Jetzt gilt es, die Dinge sachlich und fachlich aufzuarbeiten.“ Denn grundsätzlich sei die Bedeutung des Rheintaktes groß und dieser der richtige Schritt für eine Verbesserung des ÖPNV in Düsseldorf.