Projekt Deichlückenschluss in Himmelgeist Für den Deichbau in Himmelgeist fallen gut 200 Bäume
Düsseldorf · Weil in einem Jahr mit dem Bau der Schutzmauer begonnen werden soll, wurden die ersten 44 von rund 200 Bäumen gefällt.
Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr ist vieles anders: Vor diesen alptraumhaften Überschwemmungen mit 186 Toten in NRW und Rheinland-Pfalz hätte es wahrscheinlich Beschwerden gegeben, wenn dutzende Bäume einem Deichbau im Wege gestanden und deshalb hätten gefällt werden müssen. „Wir hatten keinen einzigen Hinweis aus der Bevölkerung“, sagt Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes, bei einem Ortstermin, zu dem auch seine für das Deich-Projekt in Himmelgeist mit zuständige Kollegin Kornelia Keilig mitgekommen ist.
Jetzt wurden die ersten zwei Flächen von Bewuchs freigeräumt, darunter im ersten Schritt 44 Bäume zwischen Schloss Meierhof und der Kirche St. Nikolaus, insgesamt werden es rund 200 werden, zuzüglich des Entfernens von Totholz und Gehölz. Das ist für die Himmelgeister das Zeichen, dass es endlich voran geht beim Deichschutz. Bei den letzten schweren Hochwassern 1993 und 1995 konnte nur mit Hilfe von Sandsäcken Schlimmeres verhindert werden. Damals wurde am Düsseldorfer Pegel 10,30 Meter gemessen, für die Behörden ein „Jahrhunderthochwasser“. Ab zehn Metern wird es eng in Himmelgeist, die Nikolausstraße wird unter Wasser gesetzt. Die Ertüchtigung des Deiches rund um die Ortslage misst sich nach einem Bemessungshochwasser von 11,75 Meter. Um eine Überschwemmung von Himmelgeist und weiteren Stadtteilen zu verhindern, wird eine 1,20 Meter hohe verklinkerte Mauer auf die derzeitige Deichkrone gebaut, auf die im Hochwasserfall mobile Elemente in einer Höhe zwischen 50 Zentimeter und 1,30 Meter aufgesetzt werden können
In unmittelbarer Nähe von Schloss Meierhof wurden für die Vorbereitung auf die Deichbau-Maßnahme vier Bäume gefällt und des weiteren eine Böschung, die neben der Kirche St. Nikolaus liegt, gerodet. In dem Zug wurde festgestellt, dass einige Bäume schon von innen verfault waren und sie wohl nicht mehr lange überlebt hätten. Gefällt wurden unter anderem Ahorne, Robinien und Eschen.
Ein vorbeikommender Radfahrer hält an und fragt bei Ingo Noppen und Kornelia Keilig nach dem Grund der Baumfällungen. Die Antwort, diese Maßnahme sei notwendig gewesen, damit ab Herbst 2023 mit dem Bau der Schutzmauer begonnen werden könne, freut ihn sichtlich, wie auch eine andere Himmelgeisterin, die ebenfalls an dem freigeräumten Grundstück stoppt: „Das dauert ja schon lange genug“, sagt sie.
Womit sie den Nagel auf den Kopf trifft. Kornelia Keilig erinnert sich, dass die ersten Überlegungen, Himmelgeist vor Rhein-Hochwasser zu schützen, bereits 1905 aufkamen. Mitte der 1980er-Jahre wurde es zwar etwas konkreter. Aber es dauerte bis 2012, bis der für den Deichbau zuständige Stadtentwässerungsbetrieb in einer Bürgerinformation die Planungen für den Hochwasserschutz in der Ortslage vorgestellt wurden, auf denen nun das Projekt fußt. Inzwischen gibt es für die ersten Abschnitte auch einen rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss.
In dem Bereich um die neue Deichmauer bleiben aber immerhin Bäume stehen, die landschaftsprägend sind, erläutert Keilig. Etwa welche neben Schloss Meierhof. Um diese zu erhalten, wurde die Linienführung der Spundwand verändert.
Und auch die riesige Buche neben der Kirche zur Nikolausstraße hin wird nicht angetastet. Die große, freigeräumte Fläche soll bis auf die Höhe der Kirche aufgeschüttet werden. An das untere Ende dieses Abschnittes wird dann die Mauer und landeinwärts davor der Deich-Verteidigungsweg gebaut.
Die Bauzeit für diese erste Deichmaßnahme ist mit zwei Jahre angegeben. Dass zwischen Freiräumung des Areals und dem Start der Arbeiten noch ein Jahr liegt, ist damit begründet, dass diese außerhalb der Brutzeit erfolgen mussten. In einem zweiten Schritt werden noch in der direkten Ortslage entlang der Nikolausstraße bis zum Ende der Bebauung weitere rund Bäume gefällt.
„Ein Glück haben wir beim Rhein-Hochwasser immer ein wenig Vorlauf“, sagt Noppen und erinnert daran, wie im Sommer 2021 innerhalb weniger Stunden kleine Bäche und Flüsschen sich zu reißenden Strömen verwandelt hatten, die alles mitrissen. Dass aber der Rhein so massiv über seine Ufer tritt, das will in Düsseldorf wahrlich niemand erleben.