Zwischen Rhein und Königsallee So schön ist der Düsseldorfer Frühling
Düsseldorf · Viele Menschen genossen am Samstag den sonnigen Tag am liebsten draußen. Wir haben die Frühlings-Hotspots besucht.
Um halb eins hat Sebastian Mula an diesem sonnigen Samstag alle Hände voll zu tun: Er steht in Höhe des Carlsplatzes mitten auf der Benrather Straße und sorgt dafür, dass der Verkehr vor dem Parkhaus nicht kollabiert. Mit klaren Gesten sorgt er dafür, dass Menschen aus- und einfahren können. Das ist dringend nötig, denn eigentlich passt nicht mal mehr ein Spielzeugauto auf die Decks. Der Andrang ist viel zu groß. „Ich bleibe noch bis zwei“, sagt der Mitarbeiter der großen Garage.
Keine Frage: Der Carlsplatz ist an diesem zweiten Samstag, an dem es in diesem Jahr reichlich blauen Himmel, viel Sonne und endlich etwas wärmere Temperaturen gibt, der Frühlingshotspot der Landeshauptstadt. Voller als die Kasematten, der Stadtstrand oder der Hofgarten. Der Treffpunkt, an dem man nun auch zur Benrather Straße hin schön sitzen kann, platzt aus allen Nähten. „Hab einiges zu tun“, sagt Eva, die bei Dauser arbeitet und ein Tablett Altbier nach dem anderen nach draußen trägt. „Ein gutes Bier“, findet Joachim Deckert, der mit der Familie aus Würzburg an den Rhein gekommen ist. „Wir schauen heute gemeinsam das Pur-Musical an.“ Am Stehtisch hat die Familie schnell neue Freunde gefunden. „Haben wir gerade kennengelernt, nette Menschen hier“, sagt der Unterfranke.
Auch am Mannesmannufer scheint die Sonne ungehindert auf den Stadtstrand und diejenigen, die es sich in den Liegestühlen bequem gemacht haben, ziehen die Jacken aus. Zu ihnen gehört Henrik, der gerade „House of God“ von Samual Shem liest. „Ich mag es hier“, sagt der junge Mann.
Was auffällt an diesem Vorfrühlingstag: Jenseits des Carlsplatzes ist es voll, aber lange nicht so überfüllt wie an warmen Sommertagen. Auch an den Kasematten gibt es kein Gedränge. Zwar sind die Tische gut gefüllt, aber wer nach rheinischer Art sich gern zu anderen setzt, bekommt auch zur wärmsten Zeit so gegen drei noch einen Platz. Noch ruhiger ist es in den Altstadtgassen, was wohl mit der schattigen Lage der meisten Straßen zu tun hat.
Entspannte Stimmung herrscht im Hofgarten. Auch hier tritt niemand einem anderen auf die Füße. In Sichtweite des Kö-Bogens spielen an einem kleinen Weiher Felix (7) und Hanna (2). Gekommen sind sie mit ihrer Mutter Mandy Lange. „Ich gucke mir so gerne die Gänse an“, sagt Felix. Mit seiner Schwester spielt er am liebsten Fangen. „Wir wohnen in Derendorf und kommen oft hierher“, sagt die 40-Jährige. Top-Thema im Frühling sind die „Zauberbäume“, die tolle kleine Blumen hervorbringen. „So erkläre ich den Kids immer, warum plötzlich die Bäume zu blühen beginnen.“
Etwas voller ist es ein paar Meter weiter am Corneliusplatz. Ein Unternehmen verteilt – offenbar als Nachklapp zum Frauentag – Zweige mit lauter gelben Blüten. Ein Einfall, der gut ankommt. Denn vor dem kleinen Wagen hat sich eine Schlange gebildet. In ihr stehen Luciana Lusuriello und ihre Tochter Jessica Salvatore. Sie sind zum Shoppen in die City gekommen und haben sich schick gemacht. Wie viele andere haben sie sich an diesem heiteren Tag für helle Farben entschieden. Als die beiden an der Reihe sind, heißt es plötzlich: „Wir verteilen keine Blumen mehr.“ Offenbar ist der Vorrat erschöpft, obwohl am Boden noch ein Behälter mit den begehrten Zweigen steht. Doch die beiden nehmen es mit Humor. „Der Tag ist trotzdem wunderbar“, sagen sie und ziehen weiter in Richtung Schadowstraße.
Inzwischen ist es schon fast halb vier. Einen knappen Kilometer weiter am Carlsplatz ist es noch voller geworden. Wider Erwarten hat Sebastian Mula immer noch keinen Feierabend. Nach wie vor steht er mitten auf der Straße und versucht am Parkhaus, eine Art Reißverschlussverfahren zwischen Ein- und Ausfahrenden zu ermöglichen. „Mein Chef hat mich darum gebeten und ich mache das gerne. Schließlich ist heute ein ganz besonderer Tag“, sagt er und lacht.