Altstadt Sehr gute Noten für Lebensqualität in der Altstadt und der Carlstadt

Düsseldorf · Trotz Partymeile, Kriminalität und Trubel — die Menschen leben laut einer Studie gerne in den beiden Vierteln.

 Trubel auf der Bolkerstraße: Laut einer Studie aber fühlen sich die Bewohner an den meisten Tagen nicht davon gestört.

Trubel auf der Bolkerstraße: Laut einer Studie aber fühlen sich die Bewohner an den meisten Tagen nicht davon gestört.

Foto: Annic Völkel

Partymeile, Invasionen von Junggesellinnen und -gesellen, die ihre Abschiede lautstark feiern, gewaltbereite Gruppen — die Altstadt hat bei vielen keinen guten Ruf. Viele Düsseldorfer erklären sogar, dass sie dort gar nicht mehr ausgehen. „Die Altstadt darf kein Disneyland werden,“ sagt Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner (SPD). Deshalb initiierte sie im Auftrag der Bezirksvertretung 1 eine Studie. Sie sollte herausfinden, wie die Menschen, die in der Altstadt und Carlstadt leben und arbeiten, selber die Lebens-und Aufenthaltsqualität dort bewerten. Das Ergebnis, trotz einiger Kritikpunkte: 49 Prozent sind mit ihrer Wohngegend sehr zufrieden. Zum Vergleich: Nur 29 Prozent der Düsseldorfer insgesamt sagen dies über ihr Wohnumfeld.

Die Studie ist eine Projektarbeit der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Unter der Leitung von Dozent Markus Hilz werteten Studenten Ergebnisse der regelmäßigen Bürgerbefragungen des Amtes für Statistik aus und führten so genannte Experten-Interviews mit Akteuren in der Altstadt (2404 Einwohner) und Carlstadt (2285 Einwohner, Stand Ende 2018). Befragt wurden Vertreter des Einzelhandels, der Gastronomie, vom Seniorenrat, Vereinen und Verbänden. Die drei relevanten Themen waren Wohnen, Verkehr und Sicherheit. Die Erkenntnisse dazu:

Wohnen und Aufenthaltsqualität: Markus Hinz spricht hier von einer „erheblichen Zufriedenheit“. Man könne in den Vierteln Leben und Arbeiten gut verbinden. Viele der Befragten schätzen die Lebhaftigkeit, empfinden die Stadtteile als „historisch“. Unter der Woche habe das Leben dort gar einen „dörflichen Charakter“, man kennt sich. In beiden Stadtteilen lebe eine oberere Mittelschicht, sagt Hinz. Es ziehen wohlhabende Menschen hinzu (Andreasquartier). Ein Problem wird aber in diesem Zuge genannt: Das Wohnen wird im Herzen Düsseldorfs auch immer teurer. Immerhin leben 43 Prozent der Einwohner in den beiden Quartieren 15 Jahre und länger, auch dies ein Hinweis auf die Zufriedenheit. Die Aufenthaltsqualität wird als sehr gut bewertet, besonders aufgrund der Nähe zum Rhein und der Rheinuferpromenade.

Carlsplatz: Befragte wollen nicht noch mehr Gastronomie

Bei der Bürgerbefragung waren auch 47 Prozent zufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten, hoben die Flinger Straße hervor und die Angebote auf dem Carlsplatz. Hier jedoch hörten die Studenten in ihren Interviews auch kritische Stimmen: Die Balance zwischen Lebensmittelangeboten und Gastronomie auf dem Calrsplatz müsse gewahrt werden, man fürchtet die Ausweitung der Gastrostände. Noch vermisst wird der normale Discounter, doch hier können sich die Anwohner auf die Rückkehr von Aldi in die Altstadt und Eröffnung von Lidl am Carlsplatz freuen.

Sicherheit im öffentlichen Raum: Auch dieses Ergebnis überrascht viele. Die Anwohner, so Markus Hinz seien „auffällig zufrieden mit der Sicherheitslage“ in der Altstadt. Die Videobeobachtung durch die Polizei sehen die meisten positiv, sie ermögliche ein schnelles Handeln und wird sogar für kleinere Nebenstraßen der Partymeile gewünscht. Betont wird ein gutes Verhältnis zur Polizei, gelobt wird ihre Präsenz. Nicht gut jedoch kommen die großen Betonblöcke zur Terrorabwehr an. „Sie machen den Menschen eher mehr Angst“, hat Hinz erfahren. Ein Vorschlag der Anwohner: Denkmäler statt Betonquader aufzustellen. Ein anderer Punkt, der Ältere stört: In manchen Gassen sei das Gaslicht zu dunkel.

Verkehr und Verkehrsinfrastruktur: Über 80 Prozent der Bewohner seien mit der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel zufrieden, sagt Hinz. Sie wünschen sich aber, dass Busse und Bahnen an den Wochenenden und abends öfter fahren. Als Problem werden Staus auf den Hauptverkehrsstraßen (u.a. Heinrich-Heine-Allee) rund um die beiden Viertel von 38 Prozent der Befragten empfunden. Sie sprechen vom „Chaos“ zu Stoßzeiten und bei Großveranstaltungen.

Kritisiert wird ebenfalls, obwohl die Alt- und Carlstädter viele Wege zu Fuß machen, der mangelnde Parkraum. Hier fordert man in den Parkhäusern mehr Plätze, die Anwohner mieten können. Bezirksbürgermeisterin Spillner will diesem Wunsch nachgehen. Gefragt sind zudem sicherere Abstellplätze für Fahrräder. Verärgert sind die Einwohner, wenn aufgrund langer Baustellenphasen (Hohe Straße) Parkplätze wegfallen.

Fazit der Studie: Alt- und Carlstadt sind zum Leben sehr attraktiv. Damit dies so bleibt, müsse jedoch das Gleichgewicht zwischen den Bereichen Wohnen, Handel und Gastronomie erhalten werden.