Vermessungsprofis in Düsseldorf Sie kontrollieren die Stadtbahn zum Flughafen

Düsseldorf · Die neue Stadtbahn zum Düsseldorfer Flughafen soll 2025 in Betrieb gehen. Damit es mit dem Bau klappt, kontrollieren regelmäßig Vermesser der Stadt die Baustelle.

Joachim Nitsche vom Vermessungs- und Katasteramt an der Baustelle der U81 zum Flughafen, bei ihm Vermessungstechniker Roman Treletsky

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Es ist besser, wenn die U-Bahn nicht an der Wand entlangschrammt. Ebenso wichtig ist es, dass sich zwischen Bahn und Bahnsteig nur ein schmaler Spalt befindet – das ist für Rollatorfahrer ebenso relevant wie für Kinder, die mit ihren kleinen Füßen nicht ins Leere treten sollten. Damit so exakt gebaut wird und beim Bau selbst keine Gefährdung für andere Bauwerke entsteht, gibt es Vermessungstechniker und -ingenieure. Ohne sie käme vieles in der Baustadt Düsseldorf nicht voran, weswegen am 13. Juni bei einem großen Erlebnistag im Rheinpark Schüler aus ganz NRW Tricks und Kniffe der Geodäsie (Vermessung) kennenlernen können.

Joachim Nitsche arbeitet beim Vermessungs- und Katasteramt der Stadt und hat schon den exakten Verlauf der Wehrhahnlinie mit sichergestellt. Bei diesem Mammutwerk haben sich viele Düsseldorfer gefragt: Wie ist es den Bauleuten nur gelungen, dass die riesige Schildvortriebsmaschine auf dem Weg von Bilk in die City exakt den U-Bahnhof an der Heinrich-Allee angesteuert hat – und nicht etwa am Bolker Stern aufgetaucht ist? Tatsächlich legen die Vermessungsingenieure in einem solchen Fall den richtigen Weg durch Orientierungen an Messpunkten nach hinten und nach oben fest. „Wir hangeln uns dann Stück für Stück für Stücke nach vorne“, sagt Nitsche. Geringe Toleranzen sind möglich, größere Abweichungen müssen gleich korrigiert werden – siehe Bahnsteigkante.

Veränderungen fallen beim geometrischen Bild gleich auf

Das Beispiel Wehrhahnlinie zeigt auch eine andere wichtige Aufgabe dieser Spezialisten. Die U-Bahn-Baustelle unterquerte den Kaufhof an der Kö. Das Erdreich wurde vereist, aber sowohl unter- als auch oberirdisch gab es Hunderte von Messpunkten, auch am Baudenkmal Kaufhof. Diese Prismen wurden von sogenannten Tachymetern immer wieder angesteuert. Diese Geräte können vertikal, horizontal und schräg Strecken messen. Da sie gleichzeitig Punkte ansteuerten, die weit genug von der Baustelle entfernt sind und unbeweglich waren, fielen Veränderungen im immer wieder neu erzeugten geometrischen Bild gleich auf. Selbst Millimeter-Bewegungen am Kaufhof wurden registriert.

Aktuell sind Nitsche und sein Kollege, der Vermessungstechniker Roman Treletsky, für die Überwachung des Baus der U 81 zuständig. Die Strecke verläuft zwischen Freiligrathplatz und Flughafen. Über dem Nordstern befindet sich bereits der Überflieger, auf dem gerade die Gleise verlegt werden, der U-Bahnhof gleich neben dem Maritim-Hotel und seiner Tiefgarage ist im Bau. Solch massive Eingriffe im Erdreich, die neben Bestandsgebäuden auch noch die Pfeiler der Hochstraße am Terminal beeinflussen könnten, werden eng überwacht. Nitsche hat die Form der Überwachung und damit die Zahl der Messpunkte mit den beauftragten Baufirmen abgestimmt. Im Ernstfall erhält die Oberbauleitung Alarm-SMS und kann sofort reagieren.

Nitsche und Treletsky checken einmal wöchentlich den Bauverlauf. Bislang klappt es mit der Baustelle gut. Ein besonderes Teilbauwerk ist die gebogene Brücke über dem Nordstern. Sie wird fest eingebaut und kann durch wechselnde Temperaturen verursachte thermische Verformungen nicht, wie sonst bei Brücken üblich, durch Dehnungsfugen ausgleichen. „Das macht die Brücke über ihren Radius von 230 Metern“, sagt Nitsche. Das heißt: Die Brücke bewegt sich auf ihren Auflagen um bis zu 50 Zentimeter, je nachdem, ob sich ihr Material ausdehnt oder zusammenzieht. Ein halber Meter ist ein Monsterwert, die Ingenieure sind gewohnt, Abweichungen in Millimetern zu denken.

Nitsche hat nach dem Studium auch noch die Ausbildung für die Beamtenlaufbahn absolviert. Denn die städtischen Vermesser verhandeln auch Grundstücksgrenzen und müssen diese beurkunden können. Was ihr technisches Wissen angeht, vermittelt der Tag im Rheinpark spannende Details. Da geht es etwa um die Körpergrößenmessung aus dem Weltall mittels 20 000 Kilometer weit entfernter Satelliten auf zwei Zentimeter genau.

160 Vermessungstechniker und -ingenieure arbeiten im Fachamt der Stadt. Fünf Prozent der Stellen sind aktuell nicht besetzt, aber Amtsleiter Thomas Weindel ist zuversichtlich, die Lücke schließen zu können. Dabei helfen auch Fördermittel während des Studiums, rund 1400 Euro werden gezahlt. Für die Düsseldorfer interessant ist die Seite duesseldorf.maps.de, die aktuell 400 000 Mal im Monat aufgerufen wird. Hier erfahren Investoren, Planer, Bauherren oder anderweitig Interessierte viel Wissenswertes über die Stadt: von Grenzen aller Art (Straßen, Stadtteilen und Grundstücken etc.) bis hin zu Bebauungsplänen. Weindels Ziel ist die Erschaffung eines digitalen Zwillings der Stadt in 3D. Als einheitliche Grundlage für alle Ämter können dort Situationen vieler Art simuliert werden, von der Verschattung über Hitzeinseln bis zur Steuerung von Verkehrsmengen.