Verkehr in Düsseldorf Unfälle mit Senioren erreichen Höchststand
Düsseldorf · Neun Personen starben 2023 auf den Straßen in Düsseldorf. Senioren sind oft beteiligt und die Unfallverursacher fliehen immer häufiger.
24 589 Unfälle hat es 2023 auf den Straßen im Düsseldorfer Stadtgebiet gegeben. Während in vielen Feldern – bei Kindern, Fußgängern und Radfahrern – die Zahlen sanken, ragt eine Personengruppe heraus: Seniorinnen und Senioren. Sie waren deutlich öfter als zuvor in Unfälle verwickelt, fünf ältere Menschen starben im Straßenverkehr. Zunahmen gab es auch bei Unfallfluchten und Unfällen auf der Autobahn.
Unfälle und Verletzte
Die Zahl der Unfälle in Düsseldorf ist seit dem Corona-Tief wieder leicht gestiegen. 2021 krachte es 23 244 Mal auf den Straßen, nun wieder etwa 1300 Mal häufiger. Der Langzeitvergleich zeigt, wie stark die Unfallzahlen in den vergangenen Jahren gesunken sind. Vor zehn Jahren zählte die Polizei noch rund 26 500 Unfälle, 2019 waren es sogar 30 500. Dieses Niveau wurde nicht mehr erreicht. Doch selbst der leichte Anstieg der Unfälle hat wieder für eine gestiegene Zahl Verletzter gesorgt. 3008 Menschen verunglückten auf den Düsseldorfer Straßen, 361 Personen wurden schwer verletzt, neun Menschen kamen ums Leben.
Senioren
Einen Höchststand gibt es bei Unfällen mit Seniorinnen und Senioren über 65 Jahren – an 1201 Unfällen waren ältere Menschen im vergangenen Jahr beteiligt, so viele wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Damit übersteigt 2023 auch die Vor-Corona-Jahre. In zwei von drei Fällen saßen die Seniorinnen und Senioren selbst hinterm Steuer und haben den Unfall verursacht. Insgesamt wurden 404 ältere Menschen im Straßenverkehr verletzt, 78 erlitten schwere Verletzungen. Besonders folgenschwer sind Unfälle jedoch für schwache Verkehrsteilnehmer. In fünf Fällen starben Senioren, die zu Fuß oder mit Fahrrad unterwegs waren. In einem Kreisverkehr an der Angermunder Straße etwa touchierte im Januar 2023 ein Auto das Rad eines 70-Jährigen. Er stürzte schwer und starb einige Tage später im Krankenhaus. Ende Oktober übersah ein Lkw-Fahrer eine Fußgängerin beim Abbiegen auf die Graf-Adolf-Straße. Die 65-Jährige geriet unter die Reifen und starb noch am Unfallort.
Kinder
Einen besonders tragischen Todesfall gab es im Februar 2023 am Reisholzer Bahnhof. An einer Bushaltestelle stolperte ein vierjähriger Junge am Bordstein. Er fiel unter den Reifen eines Busses, der gerade anfuhr, und wurde eingeklemmt. Der Junge starb später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Tödliche Unfälle mit Kindern sind in der Regel selten. In den vergangenen zehn Jahren gab es in Düsseldorf nur einen weiteren Fall: 2017 wurde eine Neunjährige in Wittlaer auf dem Schulweg von einer Lehrerin überfahren. Bei dem Busunfall in Reisholz handelte es sich um einen sehr tragischen Unglücksfall, sagt Jasmin Wierczioch, die neue Leiterin der Direktion Verkehr. Insgesamt seien Unfälle mit Kindern glücklicherweise seltener geworden und liegen auf dem niedrigen Corona-Niveau – insgesamt 130 Unfälle registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. Dabei wurden 159 Kinder leicht verletzt, 20 erlitten schwere Verletzungen.
E-Scooter
Zurückgegangen sind überraschenderweise Unfälle mit E-Scootern. 222 zählte die Polizei in Düsseldorf, im Jahr zuvor waren es noch 238. Jedoch ist die Zahl der dabei Verletzten gestiegen – mutmaßlich, weil sich immer wieder mehrere Personen gleichzeitig auf einen Roller stellen. 137 Personen verletzten sich leicht, 25 wurden sogar schwer verletzt.
Unfallflucht
Auffällig ist, dass eine steigende Zahl von Personen nach einem Unfall einfach weiterfährt. 6613 Unfallfluchten gab es im vergangenen Jahr im Düsseldorfer Stadtgebiet, in fast 300 Fällen wurden dabei Menschen verletzt. Auf den Autobahnen ist die Lage noch drastischer. Hier ist die Zahl stetig gestiegen, auf den bisherigen Höchststand von 2023: 2052 Mal entfernten sich Personen unerlaubt vom Unfallort, zehn Jahre zuvor waren es weniger als 1400 Unfallfluchten. Nur etwa jeder zweite Fall wird aufgeklärt, im Stadtgebiet sind es sogar nur etwa 43 Prozent. Die Polizei wolle alles daran setzen, die Aufklärungsquote zu erhöhen, sagt Jasmin Wierczioch.
Autobahnen
Drastisch angestiegen sind die Unfallzahlen auf den Autobahnen – 2222 Autobahn-Kilometer fallen in die Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Düsseldorf. Dort kam es 2023 zu 15 149 Unfällen, im Vorjahr waren es weniger als 12 200. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit enden die Unfälle oft mit Verletzten. Fast 2400 Personen verunglückten auf den Autobahnen, 24 Menschen starben. Besonders gefährlich wird es, wenn sich der Verkehr auf den Autobahnen staut. 585 Unfälle an Stauenden hat die Polizei gezählt (2022: 450). Dabei kamen sechs Menschen ums Leben. Warum gerade auf den Autobahnen die Zahlen so stark gestiegen sind, müsse die Polizei nun analysieren, sagt Wierczioch. Ein Zusammenhang mit Anstiegen bei Alkohol- und Drogenkonsum, erhöhter Geschwindigkeit und zu geringem Abstand sei wahrscheinlich.