Multisport-Event in Düsseldorf Weniger Osteuropäer beim queeren Sportfest Düssel-Cup

Düsseldorf · Rund 650 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Europa kamen nach Düsseldorf. Spürbar war die verschlechterte Lage der LSBTIQ-Community in Osteuropa.

 Diesmal auch auf dem Programm des queeren Sportevents Düssel-Cup: Ein Square-Dance-Workshop.

Diesmal auch auf dem Programm des queeren Sportevents Düssel-Cup: Ein Square-Dance-Workshop.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Als es mit dem Düssel-Cup losging, waren 645 von 650 Gemeldeten erschienen. Im Badminton, Basketball, Fußball, Laufen, Sportschießen, Schwimmen, Tischtennis, Volleyball, maßen sich die Sportler und Sportlerinnen. Die Square-Company bot einen Square-Dance-Workshop an. Dass so viele zum schwul-lesbischen Sportfest nach Düsseldorf kamen, ist ein Beweis dafür, dass das queere Multi-Sportevent, das bereits zum 15. Mal in der NRW-Landeshauptstadt durchgeführt wurde, eine große Anziehungskraft besitzt.

„Unsere Teilnehmenden kommen aus ganz Europa. Ich habe sogar auf einer Anmeldung Kolumbien als Nationalität gesehen, glaube aber, dass er in Europa lebt“, sagt Markus Hennböhl aus dem Organisationsteam. „Diesmal gibt es aber weniger Anmeldungen aus dem Osten Europas.“ Die Lebensumstände für queere Menschen dort seien problematisch, wie Dirk Behmer, der Organisator des Outreach-Progamms, also des Düssel-Cup-Hilfsprogramms, weiß. „Normalerweise unterstützen wir jedes Jahr gut 30 Menschen aus Russland, der Ukraine, Ungarn, Tchechien“, so Behmer. Angesichts der Situation im Osten Europas sei es aber für die LGBTIQ-Community (lesbisch, schwul, transgender, bi- und intersexuell, queer) deutlich schwieriger geworden, sich offen zu zeigen. „In diesem Jahr haben wir niemanden in unser Outreach-Programm aufnehmen können“, sagt Behmer.

In Russland etwa gelte die LSBTIQ-Community als staatszersetzend. „In Uganda gibt es sogar ein Gesetz, das Wiederholungstätern der LGBTIQ-Community die Todesstrafe androht“, sagt Behmer. Und doch gab es Kontakt zu einer ugandischen Volleyball-Mannschaft. „Leider hat die deutsche Botschaft in Kampala keine Visa erteilt.“ Seine Hoffnung wandert ins kommende Jahr. „Das Geld für das Outreach-Programm ist nicht weg, das wird ins nächste Jahr transportiert“, sagt Behmer. „Unser Schwerpunkt wird weiter auf Osteuropa liegen, aber wir werden Afrika nicht aus den Augen verlieren.“

Der Düssel-Cup ist eine für jedermann offene Sportveranstaltung. Einen Nachweis für eine nicht heteronormative Lebensform muss niemand erbringen. Einzig eine realistische sportliche Selbsteinschätzung sollte es geben, denn in verschiedenen Sportarten wird in unterschiedlichen Leistungsklassen gespielt. Tanguy aus dem belgischen Kortrijk gelang das nicht. „Ich bin überhaupt nicht mit meiner sportlichen Leistung zufrieden. Ich habe mich eine Leistungsklasse zu hoch angemeldet“, ärgerte sich der Badmintonspieler. „Zuerst war ich nur als Fahrer für die anderen eingeplant, aber dann hatte ich keine Lust, die ganze Zeit nur tatenlos in der Halle rumzusitzen.“ Also meldete sich Tanguy einfach für seine Düssel-Cup-Premiere für das Badminton-Turnier an. Die Lust auf den Düssel-Cup konnte ihm seine Niederlagenserie aber nicht nehmen. „Ich komme nächstes Jahr wieder“, versprach der Belgier.

Der Düssel-Cup ist nicht nur wegen seines vielfältigen Sportprogramms bekannt, sondern auch als soziales, geselliges Event. So gibt es einen Get-Together-Abend, eine große Party, ein gemeinsames Frühstück und auch, sofern der Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen hat, so wie in diesem Jahr Stephan Keller, einen städtischen Empfang. „Für die Osteuropäer ist das immer das bedeutendste Ereignis“, so Behmer. „In ihren Heimatländern ist es oft undenkbar, dass Amtsträger sie willkommen heißen.“