Verkehr in Düsseldorf Wie sich die Umweltspuren auf die Fahrtdauer auswirken

Düsseldorf · Die Analyse des Navigationsanbieters TomTom liegt vor. Die Fraktionen in Düsseldorf streiten über das weitere Vorgehen.

Autos stauen sich neben der Umweltspur in der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Foto: dpa/David Young

Während die Parteien auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit der Umweltspur sind und sich keine gemeinsame Linie abzeichnet, hat der Navigationsdienstleister TomTom eine Diskussionsgrundlage bereitgestellt. Er hat für unsere Redaktion zehntausende von gefahrenen Kilometern analysiert und ermittelt, wie sich die Fahrtzeiten in der Stadt nach Einführung der dritten Umweltspur im Vergleich zum Vorjahr verändert haben. Ergebnis: Die Erfahrungen vieler Autofahrer werden bestätigt, es dauert schlicht länger, sich durch Düsseldorfs Verkehr zu bewegen.

Im Detail hat TomTom die Zeit der Herbstferien 2018 mit den Ferien in diesem Jahr (jeweils Mitte Oktober) verglichen – im Berufsverkehr, 7 bis 9 und 16 bis 19 Uhr von montags bis donnerstags, freitags von 14 bis 17 Uhr. In den Blick genommen hat das Unternehmen dabei die Route über die dritte Umweltspur auf der Werstener Straße, und dann weiter über Corneliusstraße bis zum Nordstern, aber auch Ausweichrouten. Kernaussage: „Die durchschnittliche Reisezeit auf der Route vom Südpark bis zum Nordstern hat spürbar zugenommen, um ca. 15 bis 20 Prozent.“ Die Reisezeit stieg im Schnitt um drei Minuten. Noch stärker ist der Effekt natürlich auf dem ersten, einspurigen Stück bis zur Mecumstraße.

Noch größere Belastungen hat TomTom für Ausweichrouten berechnet: Auf der Kölner Landstraße liegt die durchschnittliche Fahrzeit vier Minuten über dem Vorjahr, auf dem Südring fünf Minuten drüber. Vor allem beim Übergang von der Münchener Straße zum Südring fallen noch längere Rückstaus auf.

Die mittlerweile von Navigationssystemen als kürzeste Route in die Stadt – von der A 46 aus Richtung Wuppertal kommend – identifizierte Strecke über die Ausfahrt Eller und die Bernburger Straße weist nur geringe Steigerungen auf.

Die Grünen wollen eine Pause für die dritte Umweltspur

Im Stadtrat würde die dritte Umweltspur am Donnerstag keine Mehrheit bekommen, stünde sie neu zur Abstimmung. Das tut sie aber nicht. Beantragt wird vielmehr ihre Abschaffung – von der CDU (alle drei beenden) und der FDP (nur die dritte). Und dafür ist keine Mehrheit in Sicht. Die CDU will erst kurz vor der Ratssitzung entscheiden, ob sie den ihr eigentlich nicht genügenden FDP-Antrag mitträgt. Selbst dann könnte allenfalls mit den Freien Wählern und anderen Splittergruppen eine Mehrheit für die Beendigung der dritten Spur zusammenkommen, was vor allem die FDP, aber auch die CDU nicht wollen. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus wird deshalb keine geheime Abstimmung beantragen: „Ich möchte eine große, offene Debatte. Jedes Ratsmitglied soll sich klar positionieren bei dieser wichtigen Angelegenheit“, sagt er. Und betont zugleich, nicht prinzipiell gegen Umweltspuren zu sein: „Auch wir wollen nicht alles beim Alten belassen. Aber so wie OB Geisel diese dritte Umweltspur unvorbereitet, alternativlos und aktionistisch durchgepeitscht hat, da können wir nicht mitmachen.“

Eine ganz ähnliche Haltung haben am Dienstag etwas überraschend auch die Grünen eingenommen. Ihr Fraktionssprecher und Verkehrsexperte Norbert Czerwinski kritisierte Geisel hart für den Start der langen Umweltspur ab der Werstener Straße: „So bringt der OB die Verkehrswende in Misskredit und fährt sie vor die Wand.“ Die Umsetzung habe die Stadtspitze schlicht „verbockt“, findet der Grüne, angefangen vom sehr unglücklichen Zeitpunkt mit Großmessen im Oktober und November: „Geisel sprach von einer verkehrserzieherischen Maßnahme, das ist grundfalsch, man hätte die Menschen mitnehmen müssen.“ Auch das sagen FDP und CDU fast genauso.

Dennoch lehnen die Grünen deren Anträge ab, denn: „Das würde kein Problem lösen, zumal beide keine kurzfristigen Alternativen nennen.“ Man könne aber nicht Jahre warten, bis das gesamte ÖPNV-System umgebaut sei, so Czerwinski. Stattdessen wollen die Grünen, dass die Stadtspitze von sich aus die dritte Umweltspur erst mal aussetzt. Czerwinski: „Dann müssen Stadt und Rheinbahn klar sagen, was sie bis wann von den 2019 beschlossenen Maßnahmen umsetzen können – mehr Busse auch auf der Umweltspur, mehr Park & Ride-Plätze, eine Mitfahrer-App und mehr Informationen und Werbung über und für das alles.“ Außerdem fordert er mehr Kontrollen durch die Polizei gegen Falschnutzer der Umweltspuren. Und, dass die dritte Umweltspur schon auf der A46 ab Hildener Kreuz beginnt, mindestens aber der Standstreifen für Busse, E-Autos und Fahrgemeinschaften freigegeben wird.