Radtourismus Wie Düsseldorf mehr Fahrrad-Touristen anlocken will

Der Stadtrat hat ein Maßnahmebündel verabschiedet, um den Wirtschaftsfaktor Radtourismus künftig besser zu nutzen. Denn im Radwege-Netzwerk mit anderen Städten ist Düsseldorf noch kaum vertreten.

Düsseldorf will mehr Rad-Touristen anlocken.

Foto: dpa/Christophe Gateau

In Düsseldorf wird immer mehr Rad gefahren. Knapp fünf Millionen Radler hatten im vergangenen Jahr elf Zählstellen in Düsseldorf passiert, das bedeute gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2,4 Prozent. Die Stadtspitze verkündet die Wachstumszahlen wie in der vergangenen Woche mit einem gewissen Stolz. Von der Politik getrieben werden muss die Verwaltung jedoch beim Thema Radtourismus. Nach Verzögerungen und Vertagungen hat der Stadtrat jetzt auf Initiative der Grünen, letztlich aber mit breiter Mehrheit ein Maßnahmenbündel verabschiedet, damit Düsseldorf für Radtouristen attraktiver wird. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Womit genau wird die Verwaltung vom Rat beauftragt? Zunächst soll die Webseite der Düsseldorf Tourismus (DT) den Radtourismus stärker bedienen, unter anderem mit einer Auflistung von „Bett+Bike-Hotels“, Radabstellmöglichkeiten, Lademöglichkeiten für E-Bikes  und Reparaturbetrieben. Dann sollen radtouristische Hotelpakete vermarktet werden, die Gäste nach ihren Wünschen befragt werden. Weiter wird geprüft, wie Düsseldorf an bestehehende Systeme im Umland wie den Panorama-Radweg Bergisches Land angebunden werden kann. Und schließlich will die Politik, dass – im Nachgang zur Tour de France – mehr Rad- und Radsportveranstaltungen gefördert und beworben werden, um Radtouristen anzulocken.


Ist Radtourismus tatsächlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor? Er nimmt auf jeden Fall seit Jahren zu. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hat in einer bundesweiten Befragung (Travelbike-Radreiseanalyse 2019) ermittelt, dass der Anteil der Teilnehmer einer Radreise mit mindestens drei Übernachtungen (über 18 Jahre) bei 8 Prozent der Gesamtbevölkerung liegt, was etwa 5,5 Millionen Personen entspreche.  Im Vergleich zu 2017 sei dies ein Anstieg um 27%. Dabei ist zweierlei zu bedenken: Erstens war das Wetter 2017 in den Hauptreisemonaten Mai bis September relativ schlecht, schon 2016 zählte der ADFC 5,2 Millionen Radtouristen. Zweitens wurden rund  40 Prozent der insgesamt  7580 Befragten über ADFC-Kanäle kontaktiert, heißt: eine besonders radaffine Gruppe ist stark vertreten, auch wenn der ADFC beteuert, deren Antworten weniger stark zu gewichten.


Wie groß ist die Bedeutung des Radtourismus in Düsseldorf aus? Für die Stadt gibt es keine genauen Zahlen, wie viele Radfahrer auf langen Touren in Düsseldorf Station machen und übernachten, Dietmar Wolf, der Radfahrexperte der grünen im Rat, glaubt jedenfalls daran, weil Düsseldorf direkt oder indirekt am Rande großer Radwanderwege liege.

Monika Lehmhaus (FDP) dagegen ist skeptischer und verweist auf die Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT) die ebenfalls nicht daran glaube, dass Düsseldorf so wahnsinnig viele Übernachtungen von Radtouristen generieren könne.


Welche Routen betreffen überhaupt Düsseldorf? Vor allem der 1233 Kilometer lange „Rheinradweg“ (EuroVelo 15) von der Schweiz bis zur Nordsee in Holland. Zudem wird die Euroga-Radroute zwischen Rhein und Maas ebneso viel befahren wie der Erft-Radweg von der Eifel nach Neuss oder diverse Touren im Bergischen Land (z.B. Nordbahntrasse Wuppertal) oder an der Ruhr.
Was soll nun konkret geschehen? Von vielen Politikern vor allem bemängelt wird, dass Düsseldorf in keinem Radwege-Netzwerk mit anderen Städten und Regionen wirklich vertreten ist: „Wir sind da ein weißer Fleck, haben es nach Jahren nicht einmal geschafft, Mitglied in der ,Radregion Rheinland’ zu werden“, sagt Christian Rütz (CDU). Auch Grüne und SPD sind unzufrieden, dass deshalb auch immer noch nicht die Orientierung gebenden Rad-Knotenpunkte geschaffen werden konnten.

Dabei hatte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke bereits im März 2018 im Stadtrat auf Anfrage der Grünen  versprochen, eine Vorlage zur Radregion Rheinland vorzulegen. Geschehen ist das aber bis heute nicht. Rütz: „Das ist peinlich, wenn man ständig die Verkehrswende propagiert.“


Wie sieht der Zeitplan aus? Zuschke soll nun laut Ratsbeschluss bis spätestens Ende März eine Beschlussvorlage für den Beitritt zum Verein Radregion Rheinland vorlegen. Das Gleiche gilt für das Radknotenpunkt-Netz, mit dem radler Touren planen und zugleich touristische Attraktionen ansteuern können.

Dazu hieß es in der jüngsten Sitzung der Fachgruppe Radverkehr der Stadt: Das in Düsseldorf angewandte Knotenpunktsystem sei nicht vergleichbar mit dem separaten Netz wie in Holland. In Deutschland sind die Punkte als Zusatzelement auf vorhandenen Wegstrecken mit Wegweisern zu verstehen.

Das Düsseldorfer Knotenpunktsystem verwendet praktisch die Rad-Strecken und deren Kreuzungspunkte der „Tour D“. Deren Kreuzungspunkte sind als Punktstandorte vorgesehen.