Schulserie Hier machen die Schüler sogar in ihrer Pause mit dem Unterricht weiter
Informativer Unterricht trifft auf neue Medien: An der Justus-von-Liebig-Realschule lernen die Kinder am Smartboard, wo die Vatikanstadt liegt und treten im interaktiven Erdkunde-Quiz gegeneinander an. Schulleiter Berthold Pütz schätzt dabei vor allem die Harmonie, die dabei stets spürbar ist.
Es ist ein wenig so, als wäre man in einer verkehrten Welt. Denn denkt man an Schüler und Unterricht, so ist doch oft noch folgendes Klischee im Kopf verankert: Die meisten Kinder sitzen entweder sehr gelangweilt herum, dann gibt es die, die Unsinn machen und einige wenige Eifrige. Um mit dem Klischee aufzuräumen: Natürlich ist es so sicherlich nicht in jeder Unterrichtsstunde und an jeder Schule, außerdem gibt es ja auch besagte Ausnahmen.
Und um eine davon wird es jetzt gehen: Die Rede ist von der Klasse 6C der Justus-von-Liebig-Realschule. Eine Klasse, die im Gedächtnis bleibt. Hier muss nämlich die Klassenlehrerin darauf hinweisen, dass jetzt eigentlich schon längst Pause wäre und die Schüler wollen bleiben. Selbst nach dem Pausenklingeln sitzen alle noch ganz brav an ihrem Platz und wollen nur eines, unbedingt mit dem Unterricht bei Lehrerin Lucia Krohn weitermachen. Pause? Nicht wichtig. Spannender sind Fragen wie „Wo liegt der Plattensee?“ oder „In welchen Ländern bezahlt man nicht mit Euro“?
Seit mehreren Stunden beschäftigen sich Schüler und Klassenlehrerin mit dem Thema „Länder in Europa“. Viele von ihnen, so wie Elisa (12) haben zu Hause geübt und aufmerksam Karten studiert. Was lieben die Kinder so an Erdkunde?. Eliana (11) fasst es für alle zusammen: „Die Arbeit mit dem Smartboard ist toll. Noch schöner ist aber, dass wir so viel Neues von der Welt entdecken können“.
Smartboard ist ein gutes Stichwort: Denn Lehrerin Lucia Krohn setzt es für den Erkunde-Unterricht gerne und gezielt ein, neben klassischen Übungen mit Buch und Heft. Klar, digital zieht natürlich immer und gerade in einer sechsten Klasse. „Die Schüler haben ein Lieblingsspiel. Es heißt „Wo ist was“ und die Kinder müssen Fragen beantworten und eine Landkarte nach und nach aufdecken“, erklärt Lucia Krohn. Und weil das Lieblingsspiel so gut klappt und die Kinder selbst Fragen wie: „Wo liegt die Vatikanstadt?“ richtig beantwortet haben, gibt es zur Belohnung in dieser Unterrichtsstunde noch ein Gruppenspiel mit Ipads und Multiple-Choice-Fragen zur Geographie. Am Ende gewinnen Arian, Luke und Christopher haushoch und bekommen von den Klassenkameraden ihren wohlverdienten Siegerapplaus.
Diese Harmonie ist es, die Schulleiter Berthold Pütz an seiner Schule besonders schätzt. Seit zwölf Jahren ist er Direktor an der Realschule in Derendorf, die derzeit 520 Schüler besuchen. Gemeinsam mit Konrektorin Gabriele Schmidt ist er für ein 30-köpfiges Kollegium zuständig. Es wird bei seiner pädagogischen Arbeit durch eine Schulsozialarbeiterin und zwei Sonderschulpädagogen unterstützt, denn seit 2012/2013 ist die Justus-von-Liebig-Realschule eine Inklusionsschule.
Fachlich zeichnet sie sich vor allem durch ihren naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Schwerpunkt aus. Justus von Liebig, der berühmte Chemiker, ist übrigens erst seit 2012 Namensgeber der weiterführenden Schule. 1965 als Realschule in der Lohe an der Schwannstraße gegründet, wurde sie erst nach ihrem Umzug in das neue Schulgebäude an der Ottweilerstraße im März 2012 umgetauft.
„Wir sind eine eher kleinere Schule und können uns wirklich um unsere Schüler kümmern“, sagt Berthold Pütz und Gabriele Schmidt fügt lachend hinzu: „Hier kennen wir unsere Pappenheimer!“ Im Vordergrund steht für den Direktor vor allem eine Sache. Er will seine Schüler bestmöglich ausbilden und ihnen so einen perfekten Start in ihr weiteres Leben ebnen. Einziger Wermutstropfen für ihn: Dass besonders Realschulen es schwer haben, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Denn oftmals läge der Fokus von Eltern, aber auch Medien mehr auf den Gymnasien. Zu Unrecht, findet Berthold Pütz. Er betont: „Düsseldorfs Schullandschaft ist sehr besonders. Wir haben steigende Einwohnerzahlen und daher auch steigende Schülerzahlen. Realschule ist in Düsseldorf eine Schulform, die expansiv ist. Das muss nur endlich auch so wahrgenommen werden.“