Schützenfest in Düsseldorf-Eller Zapfenstreich für Schützenchef Lothar Adams
Düsseldorf · Der Schützenchef der St.-Sebastianer in Eller hört nach 20 Jahren auf. Florian Thiem steht als Nachfolger bereit.
Der große Zapfenstreich, den der St.-Sebastianus-Schützenverein Eller beim Schützenfest erstmals vor dem Schloss spielen ließ, hat durchaus etwas Symbolisches. Dieser ertönt in der Bundespolitik immer dann, wenn hochrangige Politiker verabschiedet werden. In Eller war der Anlass vergleichbar, tritt der Chef der St. Sebastianer, Lothar Adams, doch bei der nächsten Mitgliederversammlung nach 20 Jahren nicht mehr für das oberste Schützenamt an.
„Wenn die Zeit reif ist, soll man gehen“, erläutert Adams. „Wenn man von Abschied redet, schließt sich eine Tür. Aber man kann ja eine andere aufmachen.“ Hinter dieser Tür steht in erster Linie seine Familie und das Häuschen in den Dolomiten. „Ich möchte mal die Seele baumeln lassen, um dann mit Elan in meinen 70. Geburtag zu gehen“, verrät Adams. Verdient hat er es, nach 34-jähriger Vorstandstätigkeit bei den St. Sebastianern.
Die Symbolik des Zapfenstreichs in Eller ist besonders groß, weil Adams nicht nur sein letztes Schützenfest in verantwortlicher Position bestreitet, sondern er damit auch etwas Neues eingeführt hat. Die Kombination von Traditionen bewahren und dennoch Neues erfahren, ist ein Markenzeichen seiner Amtsführung: „Man muss neue Akzente setzen, mit der Zeit gehen, sich öfter mal neu erfinden, ansonsten geht man zugrunde.“ Gemeinschaft ist ein weiteres Markenzeichen seiner Amtsführung. Alleingänge waren nie sein Ding – waren auch nicht nötig, weil Adams über Überzeugungskraft verfügt und ihm die Schützengemeinde meistens folgte.
Für ihn ist das Schützenfest auch ein Zeichen des sozialen Miteinanders, der großen, über den Schützenverein hinausgehenden Gemeinschaft. „Es ist nun mal am Schönsten, wenn man gemeinsam feiert und dabei neue Menschen kennenlernt“, erklärt der scheidende Chef. „Der Kontakt zu den Menschen ist und bleibt dabei ein zentrales und wichtiges Thema in unserem Gesllschaftsleben. Ich habe es immer als Aufgabe empfunden, Menschen Freude zu bereiten.“
Adams hinterlässt
sehr große Fußstapfen
Adams bezeichnet sich selbst als „Kirmeskind“. „Meine Eltern habe neben dem alten Schützenplatz gelebt. Mit fünf war ich schon nicht mehr zu halten, wenn die Markierungen für die Schaustellergeschäfte angezeichnet wurden“, erinnert sich der 69-Jährige. „Kirmes ist für mich immer noch Herzblut.“
Das Schützen und Volksfest in Eller ist auch mit einer zweiten Neuerung verbunden: „Wir bespielen das Festzelt in diesem Jahr komplett in eigener Regie“, sagt Florian Thiem, noch zweiter Chef der St.-Sebastianer in Eller und designierten Adams-Nachfolger. „Ich bin bereit dazu, seine Nachfolge anzutreten, aber ich muss erst mal gewählt werden.“ Er weiß, dass Adams‘ Fußstapfen groß sind. „Er ist eine Institution. Er hat sich immense Verdienste erworben und enorm viele Ideen eingebracht“, urteilt Bezirksbürgermeisterin Dagmar von Dahlen. „Er hat es geschafft, dass der Schützenplatz eigentlich immer bespielt ist, und hat so neue Finanzquellen für den Verein erschlossen.“
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen aus Eller war dem Chef immer wichtig. „Wir haben mit den Karnevalisten und der Werbegemeinschaft ‚Eller feiert‘ aus der Taufe gehoben. Wegen Corona ist das aber eingeschlafen“, sagt Adams. „Wir werden demnächst aber wieder gemeinsam etwas Neues entwickeln.“
Auch wenn er ab November nicht mehr in verantwortlicher Position tätig sein wird, geht Adams dem Schützenwesen nicht verloren, ist er doch beim Schützenfest in der Innenstadt beim historischen Umzug als „Jan Wellem“ zu Pferde unterwegs und wird, wenn gefragt, mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich mag es, mit Menschen in Kontakt zu sein“, so Adams. „Direkte zwischenmenschliche Gespräche müssen wieder einen größeren Stellenwert bekommen, sonst rutscht die ganze Gesellschaft in eine soziale Depression.“ Dabei ist der scheidende Chef alles andere als Pessimist. So trat er auf seinem „letzten“ Schützenfest noch als Trude Herr mit dem Lied „Niemals geht man so ganz“ auf. König in Eller war er ja noch nicht.