Probleme für Gastronomen Spar-Krise trifft Gastronomen
Düsseldorf · Betreiber von Restaurants und Bars müssen mit Preissteigerungen umgehen – und sorgen sich, dass ihnen irgendwann die Gäste wegbleiben.
Die aktuelle Krise trifft die Düsseldorfer Gastronomen gleich doppelt. Einerseits leiden sie unter den Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten – so müssen sie höhere Energiekosten und Kosten für Lebensmittel tragen, auch der Mindestlohn wurde erhöht. Gleichzeitig müssen sie sich darauf einstellen, dass ihre Gäste angesichts der Inflation womöglich seltener essen gehen.
Zeljko Marijancevic hat drei Betriebe, die von den Besuchern leben – das Ohme Jupp in der Altstadt, das Paul’s in Oberkassel und die Butze in Derendorf. Ihn beschäftigen die Preissteigerungen derzeit sehr. „Das ist eine sehr schwere Lage, wir wissen nicht, was noch passieren wird.“ Die Rechnungen für Gas seien enorm gestiegen, er habe für nur einen seiner Läden 23 000 Euro mehr zahlen müssen.
Eine erste Reaktion darauf war, die Preise für Essen und Getränke teilweise zu erhöhen. Doch auch dabei gibt es ein Problem: „Wenn wir die Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben, kann es sein, dass die Leute wegbleiben.“ Bei den immer weiter steigenden Kosten schließt er es allerdings trotzdem nicht aus, dass er in den kommenden Monaten erneut die Preise erhöhen muss.
Eine Beobachtung die Isa Fiedler, Sprecherin der Düsseldorfer Altstadtwirte und Inhaberin der Kneipe Knoten, gemacht hat, ist, dass nicht zwangsweise weniger los ist, sondern die Kunden teilweise weniger Essen oder Getränke verzehren. „Eine allgemeine Konsumzurückhaltung ist zu spüren, diese äußert sich unterschiedlich.“ Die Kunden kämen zwar weiterhin, seien aber zurückhaltender mit ihrem Geld. Die Gastronomen, die ihre Preise bisher noch nicht erhöht haben, werden das in Zukunft noch müssen, denkt Fiedler.
Bea Kallen, die Inhaberin des Café à GoGo in Pempelfort, schätzt sich glücklich, dass sie eine Schankgaststätte betreibt und bisher ihre Preise noch nicht erhöhen musste. Dennoch spürt auch sie die enormen Preiserhöhungen, beispielsweise bei Servietten und Gläsern. Deshalb vermutet Kallen, dass auch sie nicht um eine Erhöhung der Preise herumkommen wird. „Ich plane aber, die Preise nicht so drastisch zu erhöhen. Ich möchte, dass die Gäste weiterhin kommen.“
Noch ist kein starker Besucherschwund zu beobachten
Es gebe einige Stammgäste, die sie auch derzeit unterstützen, sagt sie. Besonders am Wochenende sei der Betrieb noch gut. „Die Menschen sind wachsamer geworden und sparen an vielen Stellen. Ihr Feierabendbier oder ein Glas Wein gönnen sie sich aber schon noch.“
Auch Karl-Heinz Gatzweiler, Inhaber der Hausbrauerei Zum Schlüssel, befürchtet, dass künftig weniger Menschen ihr Geld in Restaurants ausgeben. Er denkt jedoch, dass es auch Menschen geben wird, „die sich gerade in schwierigeren Zeiten einen Restaurantbesuch gönnen werden“. In den vergangenen Wochen habe er bei den Bestellungen kaum einen Unterschied zu den Monaten davor gemerkt. „Es werden nach wie vor die Gerichte aus allen Preisklassen und auch hochpreisige Gerichte bestellt.“ Auch die Reservierungen für Weihnachts- und Firmenfeiern seien sehr gut.
Allerdings hat auch Gatzweiler auf der Kostenseite die Erhöhungen zu spüren bekommen. Ein Beispiel sei die Gans: „Wenn wir die Preissteigerung beim Einkauf der Gänse auf den Verkaufspreis umlegen würden, müsste das Gänsegericht über 40 Euro kosten. Wir werden bei zukünftigen Preiserhöhungen immer auch preiswerte Gerichte im Angebot haben.“
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW hat seit der Corona-Pandemie monatlich bei den Mitgliedern die größten Herausforderungen abgefragt, mit denen Gastronomen und Hoteliers konfrontiert sind, sagt Pressesprecher Thorsten Hellwig. „Mit weitem Abstand werden seit Monaten die explosionsartig gestiegenen Energiekosten als größte Herausforderung angesehen. Es folgen die ebenfalls gestiegenen Kosten bei Lebensmitteln.“ Auf dem dritten Platz stehe die Konsumrückhaltung der Kunden. Wie sich die Lage im Herbst entwickeln werde, „wird viel mit der ‚Dynamik‘ bei den Energiekosten zu tun haben und was der Staat dagegen konkret unternimmt.“
Den einen richtigen Weg, wie Gastronomen damit umgehen können, gebe es nicht. Hellwig: „Wenn Zutaten teurer werden, wenn Energie teurer wird, um aus Zutaten ein Gericht zu kochen und den Gastraum zu beheizen, wenn wir unseren Beschäftigten deutlich mehr Lohn bezahlen, ändern sich denknotwendig auch die Kalkulationen.“
Mögliche Optionen seien, dass Gastronomen ihre Konzepte, Speisekarten oder Öffnungszeiten anpassen müssen. Der Schlüssel aus Sicht der Branche seien „zielgerichtete, schnelle, staatliche Maßnahmen gegen die Explosion der Energiepreise“. Das würde sowohl bei den Gastronomen als auch bei den Gästen für Planbarkeit sorgen. „Wichtig ist, dass es schnell geht. Die Zeit drängt.“