Düsseldorfer Gauchos wollen auf der Kö Tango tanzen

Zwei Herzen schlagen in Claudio Lo Fiegos Brust. Das eine für Düsseldorf, das andere für die argentinische Nationalmannschaft.

Düsseldorf. Claudio Lo Fiego (52) sitzt in seinem spanischen Institut und trinkt Mate-Tee. Der Argentinier ist skeptisch. Natürlich will er am Samstag seine Mannschaft siegen sehen, er befürchtet aber, dass die deutsche Mannschaft ihm mal wieder einen Strich durch die Rechnung macht.

"Wahrscheinlich gibt es wieder ein Elfmeterschießen und dann gewinnen die Deutschen", ist er überzeugt, denn: "Der Fußballgott ist nun mal ein Deutscher." Andere behaupten zwar, der Fußballgott sitzt auf der argentinischen Trainerbank, aber das lässt Claudio nicht gelten.

Seit 25 Jahren lebt der Spanisch-Lehrer in Düsseldorf, gerade ist Sohn Markus mit seiner Freundin Dalila aus Argentinien zu Besuch gekommen. Geboren ist Claudio Lo Fiego in Rosario, der drittgrößten argentinischen Stadt. "Genau wie Che Guevara und Lionel Messi. Und für Maradona haben sie in Rosario sogar eine Kirche gegründet", sagt er mit viel Heimatstolz in der Stimme.

Aber egal auf welcher Seite der Fußballgott am Samstagnachmittag wirklich steht, hinterher müssen auf jeden Fall bei den Lo Fiegos Tränen getrocknet werden - das Spiel gucken sie nämlich gemeinsam mit deutschen und argentinischen Freunden im Garten.

Auch wenn er sich in Düsseldorf pudelwohl fühlt, das südamerikanische Temperament fehlt ihm schon. "Ein bisschen vermisse ich die Lebendigkeit, die in Buenos Aires oder Rosario herrscht, obwohl sich Düsseldorf da schon wirklich sehr bemüht."

An seinem Lieblingsort, der Rheinuferpromenade spürt er sie manchmal, diese Lebensfreude. Und so richtig abgerissen ist der Kontakt in die alte Heimat auch nicht. Am Samstag rührt Lo Fiego bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Werbetrommel für "Futuro Sí", einem Düsseldorfer Verein, der sich um südamerikanische Straßenkinder kümmert.

Vor fast dreißig Jahren ist Claudio Lo Fiego nach Deutschland gekommen. "Zuerst habe ich einen kleinen Kulturschock bekommen", sagt er. In Krefeld, seiner ersten Station in Deutschland, wurden damals um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. "Da fängt bei uns das Leben gerade erst an."

Wenn ihn heute einmal das Heimweh packt, fährt er als echter Argentinier natürlich in die Pampa. Und die befindet sich, die Düsseldorfer haben es schon immer gewusst, am Niederrhein, genauer gesagt: in Mönchengladbach. Das "La Pampa" ist nämlich eines der wenigen argentinischen Steakhäuser, das auch wirklich in argentinischer Hand ist. "In Düsseldorf gibt es das leider nicht", bedauert er.

Dafür trifft sich die südamerikanische Gemeinde in anderen Lokalen. Zum Beispiel zum Salsa tanzen im Guantanamera in der Altstadt. Oder in den zahlreichen Tangolokalen der Stadt. "Ich liebe zwar die Tangomusik, aber tanzen kann ich überhaupt nicht", sagt Lo Fiego.

Eine Ausnahme macht er nur, wenn Argentinien am Samstag gewinnt. "Dann tanze ich über die Kö und singe dabei die argentinische Nationalhymne", verspricht er. Vielleicht bleibt es ihm ja erspart.