Karneval in Düsseldorf Karnevalsvereine wollen nicht zurück in die Rheinterrasse
Düsseldorf · Obwohl sich Stadt und Stockheim auf niedrigere Mieten geeinigt haben. Zudem gebe es Ärger um Abrechnungen.
Seit Monaten zieht sich nun schon der Streit zwischen den Karnevalisten und der Firma Stockheim um die massiven Preiserhöhungen für die Veranstaltungen in der Rheinterrasse hin. Am Donnerstag verkündete Oberbürgermeister Thomas Geisel in der Ratssitzung dann, dass er eine Übereinkunft erzielt hat und dass Stockheim die Miete für die Karnevalssitzungen ab der Session 2020/21 um 50 Prozent reduzieren wird.
Das wird von einigen Vereinen allerdings zurückgewiesen, denn die ebenfalls enorm angestiegenen Nebenkosten wie Reinigung, Energie und Technik sind von den Rabatten nicht betroffen. In dieser Session kostet der Radschläger-Saal inklusive Nebenkosten 2095 Euro. Dazu kommt noch eine Neuerung. Sollte man kein Füchschen Alt abnehmen, wird eine Fremdbier-Pauschale von 420 Euro fällig. Ebenfalls neu ist, dass 58 Euro pro Stunde für einen Techniker bezahlt werden muss, sollte man die Bühnentechnik nicht bei Gahrens und Battermann bestellen, zuzüglich Pauschale von 150 Euro. Eine gute, aber sehr exklusive Technikfirma. Die meisten Vereine arbeiten aber schon seit Jahren erfolgreich mit der Firma Latteyer zusammen.
In der kommenden Session sollten die Preise deutlich anziehen
In der kommenden Session sollte die Miete für den Saal auf 5460 Euro anziehen, die nun um 50 Prozent reduziert werden soll. Aber die Nebenkosten steigen noch einmal auf 2330 Euro an. Dazu kommen noch die Technikkosten, meist ebenfalls ein vierstelliger Betrag. Und auch die Bierpauschale fällt bei vielen Vereinen an.
Die in der Ratssitzung verkündete Übereinkunft kommt für die Vereine sowieso viel zu spät. Denn sie müssen weit im Voraus eine Location buchen und haben die Rheinterrasse bereits verlassen. Und eine Rückkehr ist auch nicht geplant. Zumal einige Präsidenten mächtig sauer auf Stockheim sind. Zumal ihnen gerade die Abrechnung der Stunden durch die Technikfirma sauer aufstößt.
Heinz Nunnendorf, Präsident der Elf von Dörp, wirft der Firma Unregelmäßigkeiten vor: „Mir wurden von Stockheim neun Arbeitsstunden der Technikfirma in Rechnung gestellt. Die waren aber nur sieben Stunden vor Ort und dafür habe ich mehrere Zeugen. Daher habe ich auch nur das Geld für sieben Stunden überwiesen und sehe einem möglichen Gerichtsverfahren gelassen entgegen. Für uns ist die Rheinterrasse abgeschlossen und Vergangenheit. Was die Firma Stockheim macht, ist lächerlich. Die verlangen viel Geld für nichts. Der Service bei unserer Sitzung war eine Zumutung und die Damen-Toiletten waren teilweise nicht von innen abschließbar.“ Im kommenden Jahr feiert die Elf vom Dörp im Hilton Hotel.
Peter Schäfer, Stadtkommandant der Bürgerwehr: „So lange die Firma Stockheim Pächter in der Rheinterrasse ist, kehren wir nicht dorthin zurück. Wir wechseln in das Stahlwerk.“ Er erhebt auch schwere Vorwürfe gegen Stockheim: „Ich war Donnerstagabend beim Aufbau in der Rheinterrasse und freitags von 14 bis 3 Uhr, dem Ende der Veranstaltung. In der Zeit hat sich niemand von der Firma bei mir gemeldet und ich habe auch keinen gesehen. Niemand hat mir einen Stundenzettel zum Unterzeichnen vorgelegt. Ich weiß daher gar nicht, ob ein Techniker im Saal war. Aber bezahlen soll ich nun 17,5 Stunden. Das werde ich natürlich nicht ohne Nachweis tun.“ Für Schäfer klingt der Satz, den Stockheim unter die Rechnungen schreibt, wie ein Hohn. Dort heißt es: „Wir freuen uns, wenn Sie uns bei der Planungsphase Ihrer nächsten Veranstaltung mit einbeziehen und wir erneut mit unserem hohen Engagement und unserer erstklassigen Qualität zum Gelingen beitragen können.“
Auch die Närrischen Marktfrauen kehren der Rheinterrasse den Rücken. „Wir wechseln ins Stahlwerk. Wir wurden vom Inhaber Stefan Prill mit offenen Armen empfangen und brauchen dort nur 11,11 Euro Raummiete zu bezahlen.“ Die Kakaju zögert noch. „Wir sind mit den neuen Preisen von der Perspektivlosigkeit in den eventuellen Machbarkeitsbereich vorgedrungen. Wir müssen jetzt mal genau rechnen und sehen, ob wir uns das leisten können.“
Die Rheinische Garde Blau-Weiss ist dagegen noch unschlüssig. „Ich warte erst einmal das Angebot von Stockheim ab. Ich finde es ja nett, dass der OB sich für uns einsetzt, aber ich hatte mir mehr davon versprochen“, sagt Präsidentin Janine Kemmer. Bisher ist der Venetienclub der einzige Verein, der sicher in der Rheinterrasse bleiben wird.“