Skateboard-Talent Mit elf Jahren ist Charlotte Malchin aus Düsseldorf schon Skateboard-Ass
Düsseldorf · Die Düsseldorferin Charlotte Malchin ist mit 11 Jahren eine der Favoritinnen bei der Deutschen Skateboard-Meisterschaft der Amateure im Europa-Park in Rust.
Charlotte Malchin ist elf Jahre alt. Doch anstatt wie andere in ihrem Alter ständig mit dem Handy in der Hand unterwegs zu sein, kreisen ihre Gedanken mehr um den Rock’n’Roll, Bert Slide, Shove it oder 1/80. Keine Ahnung was das ist? Kein Problem, das dürfte vielen so gehen. Für Insider ist aber klar, es handelt sich um Figuren beim Skatboard fahren.
Beim Bert Slide fährt man die Rampe hinauf, die Hände fassen an die Rampe, man dreht sich um die eigene Achse und fährt wieder hinunter. Und das kann die Schülerin richtig gut. Mit neun Jahren wurde sie das erste Mal Deutsche Vizemeisterin. Und das obwohl es in ihrer Klasse keine Altersbeschränkung gibt und sie gegen wesentlich ältere Mädchen angetreten ist. „Manchmal werde ich beim Skaten auch für einen Jungen gehalten, wenn ich die ganze Schutzkleidung trage“, sagt sie.
Am kommenden Wochenende versucht sie, bei den Titelkämpfen für Amateure im Freizeitpark in Rust ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. „Skateboard fahren ist unglaublich faszinierend. Es fühlt sich manchmal so an, als könnte man fliegen. Außerdem kann man sich anziehen wie man will, es gibt keine Kleiderordnung und keine Regeln“, sagt Charlotte.
Mit zweieinhalb Jahren stand sie das erste Mal auf dem Brett mit den vier kleinen Rollen, das für sie die Welt bedeutet. Der Ulenberg Park in Bilk ist Charlottes bevorzugter Trainingsort. „Dort ist nicht so viel los wie auf der Anlage in Eller und man hat viel mehr Platz. Außerdem fahren in Eller immer so viele Scooter und Biker. Und wenn ich mal eine Pause machen möchte, dann kann ich direkt auf den Spielplatz gehen.“
Verletzt hat sich Charlotte Malchin beim Skaten schon oft
Dass dieser Sport nicht ganz ohne ist, zeigt ihre Verletzungs-Liste, trotz Schutzkleidung: „Den Fuß habe ich mir schon ganz oft umgeknickt und die Schürfwunden an den Knien und Händen zähle ich schon nicht mehr. Zweimal hatte ich auch schon eine Gehirnerschütterung.“ Das ist für sie aber noch lange kein Grund, mit diesem Sport zu brechen. Beim Klettern hat sie sich schließlich auch schon mal den Arm gebrochen.
Charlotte ist vielseitig, Geräte-Turnen und Taekwondo macht sie auch, und das Klavierspielen übt sie auch. Das ist alles ziemlich zeitaufwendig, aber Mutter Bianca Malchin betont: „So lange die Noten in der Schule nicht darunter leiden, ist das alles kein Problem.“ Charlotte trainiert an drei bis vier Tagen in der Woche jeweils drei bis vier Stunden, außer wenn Klassenarbeiten anstehen.
Charlotte geht in die sechste Klasse der Hulda Pankok-Gesamtschule und auf dem Zeugnis hat sie nur in Mathematik eine Vier. Ansonsten stehen da nur Einsen und Zweien. Auf diese Schule geht übrigens auch ihr Vorbild Lenni Jannssen, einer der besten Deutschen Skateboard-Fahrer in den Disziplinen Park und Street und Profi. Die Sportstadt Düsseldorf unterstützt ihn auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Seit Anfang 2018 ist der Skateboarder Teil des Stockheim Team Düsseldorf.
Olympia ist bei den Skatern aber ein heikles Thema. Es gibt einige, die gar nicht zu Olympia wollen, weil sie dann einem strengen Reglement unterworfen sind. Das bedeutet auch ständige Überwachung durch die Nationale Anti-Doping-Agentur. „Da haben viele keine Lust drauf. Die Skater fahren zwar alle für sich, aber natürlich kennen wir uns alle untereinander und es ist auch eine tolle Gemeinschaft“, sagt Charlotte.
Bei Olympia zu fahren oder viele Titel zu sammeln, steht bei Charlotte auch nicht ganz oben auf der To-Do-Liste. „Ich fahre nur, um Spaß zu haben, und wenn sich der Erfolg dabei ergibt, dann ist das okay. Und wenn ich mich am Samstag nicht für das Finale am Sonntag qualifiziere, dann kann ich wenigstens den ganzen Tag Achterbahn fahren“, sagt sie lachend.
Trainiert hat Charlotte früher meistens nur mit Jungs. Das war allerdings mehr der Tatsache geschuldet, dass es nicht so viele Mädchen in dem Sport gibt. „Das hält auch viele Mädchen davon ab, mit dem Skateboardfahren anzufangen“, sagt die Mutter von Charlotte. Deshalb hat sie vor einigen Jahren den Verein „Görls Rock‘n‘Roll“ gegründet, bei dem nur Mädchen mitmachen: „Ich war überrascht über die gute Resonanz.“
Weil Charlotte häufig auf Youtube-Videos ihre Fahrten postet, ist sie sogar Kai Pflaume aufgefallen. Der Moderator hat sie Anfang des Jahres in seine ARD-Sendung „Klein gegen Groß“ eingeladen. „Dort bin ich auf einer Buckelpiste gegen Max Giesinger gefahren. Aber er hatte überhaupt keine Chance“, erinnert sich Charlotte. 14,7 Sekunden hat sie für den Parcours benötigt, Giesinger brauchte für dieselbe Strecke 24,3 Sekunden.
Der hatte sich beim zweiten Durchgang sogar noch ziemlich auf die Nase gelegt und sich an der Schulter verletzt. Anschließend lud Giesinger Charlotte medienwirksam zu einem seiner Konzerte ein. „Danach habe ich bisher von ihm allerdings nichts mehr gehört“, sagt Charlotte ganz traurig. Aber auch das hat sie inzwischen abgehakt. Für sie heißt es jetzt nur noch volle Konzentration auf die Aufgaben am kommenden Wochenende.