Meisterschaft Düsseldorfer Skater-Talent träumt von Olympia
Düsseldorf · Bei den Deutschen Meisterschaften im Skatepark Eller sammelt Lenni Janssen (18) wichtige Punkte für die Qualifikation der Spiele in Tokio.
Flüge nach Brasilien, in die USA oder nach China, die Olympischen Spiele in Tokio als das nächste große Ziel. Der Vater von Lenni Janssen (18) hat sich damals wohl kaum vorstellen können, was es auslösen würde, als er ihm vor zehn Jahren das erste Skateboard geschenkt hat. Doch von da an war er in seiner Jugend kaum ohne sein Board zu sehen, fuhr über die Straßen und suchte sich gute Orte, um Tricks auszuprobieren, auch wenn diese in Düsseldorf ziemlich selten sind.
Heute trainiert der Unterrather jede Woche acht Stunden mit professionellem Ehrgeiz, findet sich im Perspektivkader der deutschen Skate-Nationalmannschaft wieder und sammelt auf Turnieren fleißig Qualifikationspunkte, um 2020 an den olympischen Spielen teilzunehmen. Bei den Sommerspielen in Tokio werden dann nämlich zum ersten Mal auch Medaillen in Skate-Disziplinen verteilt.
An diesem Wochenende war der Weg für ihn nicht ganz so weit. Im Skatepark Eller fand nun schon zum zweiten Mal die Deutsche Skateboard-Meisterschaft im Zuge der „Skateweek“ statt. Der moderne Park in strahlendem Weiß gehalten, wurde in dieser Woche zu einem Treffpunkt der Skaterszene in Düsseldorf und ganz Deutschland. Getränke- und Essensstände wurden im Park errichtet. Szenemarken machten mit Gratisgoodies auf sich aufmerksam und DJs und enthusiastische Kommentatoren begleiteten den Wettbewerb.
Nach Qualifikationsrunden am Samstag wurden Sonntag die Deutschen Meister der Männer und Frauen in den Disziplinen Park und Street ermittelt. Während Janssen und seine Konkurrenten in der Park-Disziplin in einer Kuhle mit Halfpipes und Rampen mit der Geschwindigkeit des Gefälles umgehen müssen, sind die Kandidaten in der Street-Disziplin selber für ihre Geschwindigkeit verantwortlich, und müssen mit Hindernissen klar kommen, die sie auch auf offener Straße vorfinden würden — zum Beispiel Treppen, Mauern oder Geländern.
Meisterschaft beim Heimspiel bringt Punkte für Olympia
Wie schon 2018 erreichte der Nationalskater und Mitfavorit den zweiten Platz in seiner Disziplin hinter Tyler Edmayer (18) aus Lenggries in Bayern. Damit nähert er sich mit weiteren Qualifikationspunkten seinem Traum Tokio und verdiente sich das Preisgeld in Höhe von 600 Euro. Die eigentliche Einnahmequelle für professionelle Skater seien aber die Sponsoren, sagt er. Er hat als Abiturient mit einigen Sponsoren bereits ein ordentliches Einkommen und lässt sich Boards und Kleidung bezahlen. Er weiß aber, dass er damit eine Ausnahme ist. Es sei noch ein langer Weg und mit viel Glück verbunden, um vom Skaten wirklich leben zu können: „Man muss schon besonders auffallen, um als Skater in Deutschland Profi zu werden. Das schaffen nur sehr wenige.“ Immer wichtiger werde es, sich in sozialen Medien zu präsentieren, um Follower und damit auch Sponsoren anzulocken.
Der Abiturient mit ruhiger und zurückhaltender Art, dem 5500 Leute bei Instagram folgen, lässt aber auch online lieber seine Skatekünste sprechen und lädt Videos seiner Tricks hoch, anstatt sich besonders zu inszenieren. Sein Lieblingstrick: Der Big Spin mit Tailgrab. Dafür nimmt er Geschwindigkeit auf, lässt das Board um 360 Grad drehen, und dreht sich selbst um 180 Grad, um das Board mit einem Griff an das Ende, dem sogenannten Tailgrip, zu stabilisieren.
Zweite Deutsche Meisterschaft in Düsseldorf ein guter Fortschritt
Nicht nur mit seiner persönlichen Leistung, auch mit der Organisation der Deutschen Skatemeisterschaft in seiner Heimatstadt ist Janssen zufrieden: „Es sieht schon ganz anders aus als letztes Jahr, es gibt jetzt Tribünen und Programm, um mehr Zuschauer anzulocken.“ Letztes Jahr habe es eher wie ein Treffen der Skater gewirkt und weniger die Atmosphäre einer Deutschen Meisterschaft gehabt. Grundsätzlich könnten aber deutlich mehr Möglichkeiten zum Skaten angeboten werden: „Alleine für den Skatepark in Eller mussten die Düsseldorfer Skater zwölf Jahre lang kämpfen.“ So könnten auch mehr Jugendliche dazu animiert werden, Skaten auszuprobieren.
Denn bei all dem Preisgeld, den Fernreisen und dem Traum Olympia - am meisten Spaß mache es einem Skater doch, einfach nur mit seinen Freunden Zeit zu verbringen und zum Spaß zu skaten.