OB-Reise Geisel wirbt in Tokio für Olympia an Rhein und Ruhr
Düsseldorf · Der OB plädiert für ein olympisches Dorf in Hubbelrath und eine Seilbahn, aber auch für ein Bürger-Referendum. Unterdessen zeigt die Messe ihr „Deutsches Haus“ für 2020 – mit spektakulärem Blick auf die Bucht von Tokio.
Die Olympia-Begeisterung von Oberbürgermeister Thomas Geisel wird in Tokio noch einmal neu angefacht: „Ich stehe voll und ganz hinter einer Bewerbung von Rhein-Ruhr-City für die Spiele 2032“, sagte er am Mittwoch in der japanischen Hauptstadt, die im nächsten Jahr die Spiele ausrichtet. Das Konzept von Michael Mronz sei eine gute Basis für eine Bewerbung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), denn: „Es sollen gerade keine Protz-Spiele sein, sondern ein wirklichen nachhaltiges Riesenereignis“, sagte Geisel. „Etwa 80 Prozent aller Anlagen sind bereits vorhanden.“
Die größten Punkte allerdings sind auch an Rhein und Ruhr noch offen: Wo wird ein Olympiastadion gebaut? Und wo entsteht das olympische Dorf? Beim Stadion winkt Geisel ab, schon weil dafür kaum ein geeigneter Ort in Düsseldorf zu finden ist. Das Dorf dagegen kann sich der OB gut in Knittkuhl auf dem Gelände der Bergischen Kaserne vorstellen, denn: „Es liegt geografisch genau in der Mitte des Gebietes der Rhein-Ruhr-Region.“ Bei Olympia wohnen rund 15 000 Athleten in dem Dorf, nach den Spielen ließen sich daraus etwa 6000 Wohneinheiten machen, schätzt der OB.
Vollkommen unzureichend allerdings ist die verkehrliche Anbindung des „Ostens“ über die Bergische Landstraße. In diesem Zusammenhang wirbt Geisel nachdrücklich für eine Seilbahn vom Kasernengelände zum Staufenplatz – die sei auch ohne Olympia sinnvoll, bezahlbar und nachhaltig, weil sie den Pendlerverkehr entlasten könne.
Ohnehin wäre Olympia 2032 ein starker Beschleuniger für die Modernisierung der Infrastruktur in ganz Nordrhein-Westfalen. Denn dann müsste und würde es bei vielen Projekten schneller vorangehen, ist der OB sicher – vom RRX bis zur Freigabe des Kasernengeländes durch den Bund.
Aber natürlich weiß auch Geisel, wie vage die Aussichten auf Olympische Spiele an Rhein und Ruhr faktisch noch sind. Geht auch Berlin noch ins Rennen? Treten tatsächlich international die beiden Koreas gemeinsam an? Und rebellieren nicht auch hier die Bürger wie zuletzt in Hamburg und München? Darauf will Geisel es nicht ankommen lassen: „Ich plädiere da klar für ein Referendum, ohne kann man es nicht machen.“
Die Düsseldorfer Delegation schaut in Japan trotzdem schon einmal genau hin, was man womöglich bei der Organisation lernen kann. So besichtigte ein Teil das Makuhari-Messegelände in Düsseldorfs Partnerpräfektur Chiba, auf dem bei Olympia Fechten, Taekwondo und Ringen stattfinden, bei den Paralympics sind es vier Disziplinen. In Düsseldorf soll schließlich unter anderem Tischtennis auf dem Messegelände beheimatet sein. Die Messe-Macher in Chiba machten indes schnell klar, dass die Organisation von Olympia eine ganz andere Hausnummer ist als etwa eine Tischtennis-WM, vor allem in Sachen Sicherheit. So muss zum Beispiel um alle Wettkampfstätten ein etwa 2,50 Meter hoher Zaun gezogen werden. Etwa fünf Monate ist das gesamte Messegelände für alles andere gesperrt, auch wenn Olympia und die Paralympics zusammen nur 30 Tage dauern.
Ein ganz anderes Problem begegnete Kurt Diehlmann vom Düsseldorfer Sportamt, als er den Strand von Chiba inspizierte, wo das Windsurfen bei den Olympischen Spielen 2020 stattfinden wird. Weil dort eine Meeresschildkröte gerade ihre Eier gelegt hat, müssen alle Arbeiten ruhen. Die Macher sind freilich ganz entspannt, bis zum nächsten Sommer sei noch reichlich Zeit, berichtet der Gast aus Düsseldorf.
Genauso entspannt ist auch Messe-Chef Werner Dornscheidt, als er auf der Terrasse des Deutschen Hauses für die Spiele in einem Jahr steht und die atemberaubende Sicht auf die Bucht und die Skyline von Tokio genießt. Hier in der fünften und sechsten Etage eines gewaltigen Gebäudekomplexes namens Aqua City, der auf einer aufgeschütteten Insel eine riesige Shopping-Mall samt Restaurants, Bars und Kinos bietet, wird die Messe nun schon zum elften Mal das Deutsche Haus im Auftrag der Deutschen Sportmarketing (DSM) einrichten. „Keine andere Nation kann ihre Sportler und Funktionäre näher am Olympiastadion bewirten als wir“, sagt Dornscheidt stolz. Etwa 800 Gäste am Tag werden hier auf insgesamt 4000 Quadratmetern Medaillen feiern oder Enttäuschungen runterspülen. Für die Messe ist das auch ein stark beachteter Nachweis ihrer Organisationskraft. „Dazu stärkt das Deutsche Haus bei Olympia die Bindung an einige unserer Kunden enorm.“