Gastrobetrieb in Parkbuchten Warum Düsseldorf weiterhin Außenterrassen genehmigt

Düsseldorf · Die Stadt genehmigt weiterhin Außenterrassen, um die krisengebeutelte Branche zu retten. Doch im Winter ruht bei vielen der Betrieb. Welche Regeln gelten – und wann Parkplätze freigemacht werden müssen.

Auf der Bismarckstraße nutzen zwei Lokale eine gemeinsame Terrasse. Aufgrund des Wetters wird diese derzeit nicht genutzt.

Foto: Anne Orthen (orth)

Wenn Restaurants und Gaststätten überfüllt sind, sind Plätze im Außenbereich oft die Rettung. Besonders während der Pandemie haben viele Lokale ihre Fläche um eine Terrasse erweitert. Das sollte nicht nur Infektionen verhindern, sondern schuf gleichzeitig neuen Platz, um mehr Gäste bedienen zu können.

Seit einigen Jahren dürfen dafür auch Parkbuchten genutzt werden. Die Sondernutzung ist ausdrücklich von der Stadt erlaubt – und besteht weiterhin. „Anhaltender Personalmangel, steigende Kosten beim Wareneinsatz und explodierende Energiekosten stellen die Gastronomie zunehmend vor Herausforderungen“, hieß es dazu im Oktober 2022 in einem Statement von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Durch die größeren Außenflächen sollen die Wirte in Krisenzeiten unterstützt werden.

Alleine in diesem Sommer wurden laut Stadt 165 Außenterrassen genehmigt, die Parkplätze mitbenutzen. Im Schnitt seien circa zwei Parkplätze betroffen. Genehmigungen würden dort ausgesprochen, wo es verkehrlich vertretbar sei. Außerdem ist eine Gebührenzahlung erforderlich.

Nicht nur im Sommer, auch jetzt im Dezember scheinen viele Wirte ihren Außenbereich nicht missen zu wollen. Die Anzahl der Winterterrassen konnte die Stadt kurzfristig nicht ermitteln. „Im Vorjahr handelte es sich jedoch um rund 90 Terrassen“, so ein Sprecher.

Das „Mutts“ auf der Schwerinstraße stellt im Winter ein Zelt auf – Heizstrahler und Decken inklusive. Auch an regnerischen Abenden sitzen dort viele Gäste.

Foto: Laura Wagener

Vor vielen Restaurants ist weiterhin Außenmobiliar zu sehen – teils sieht man Gäste dort sitzen, teils stehen Möbel und Terrassenbegrenzung nur rum, von Gästen keine Spur. Werden die Außenflächen überhaupt genutzt? Olga Gallina ist Inhaberin von „Die Kaffee Privatrösterei“ auf der Schwerinstraße in Pempelfort. Ihre Terrassenmöbel bleiben auch in Regenphasen einsatzbereit. „Bei Sturm und Regen werden sie natürlich nicht genutzt“, sagt die Gastronomin. „Aber viele haben Corona immer noch nicht aus dem Kopf und fühlen sich draußen wohler oder genießen dort eine Zigarette.“ Wirklich viel Umsatz mache das im Winter nicht – „aber es ist dennoch wichtig, den Leuten die Alternative zu geben“, sagt Gallina.

In das Zelt passen
20 bis 30 Menschen

Vor ihrem Café kann man morgens häufig junge Eltern sehen, die ihre Kinderwagen in Grüppchen auf der Terrasse parken. Mit Winterjacken und Mützen lässt es sich für viele auch bei niedrigen Temperaturen gut aushalten. Die Terrasse erspart es ihnen, mit dem Kinderwagen die zwei Stufen hoch zum Lokal zu nehmen. Stattdessen treffen sie sich auf einen Kaffee auf der Terrasse.

Wenige Meter weiter betreibt Dirk Steege an der Hausecke die Kneipe „Mutts“. Seit 2020 hat er ein Zelt aufgebaut, damit seine Gäste bei jeder Witterung den Außenbereich nutzen können. Rund 20 bis 30 Menschen passen dort rein. „Die Terrasse ist für uns super wichtig geworden. Wir hatten in den vergangenen Jahren viele Nackenschläge, das Geschäft ist in vielen Bereichen schwierig geworden, weil sich das Ausgehverhalten der Leute verändert hat“, sagt der Inhaber. Teils habe er auch heute Anfragen von Gästen, die explizit draußen sitzen wollen – aus Angst vor einer Infektion. „Es ist ein Riesenvorteil, dass wir das ganzjährig anbieten können“, sagt Steege. Mehrere Heizstrahler, die mit grünem Strom betrieben werden, halten die Gäste warm, zudem geben Steege und sein Team bei Bedarf Decken aus. Im Sommer bauen sie das Zelt ab und stellen Sonnenschirme auf. „Die Außengastronomie ist wichtiger denn je“, sagt Steege. Viele Gästen seien begeistert von dem „bunten Treiben“ auf der Schwerinstraße, das durch mehrere Terrassen vor Kneipen, Cafés und italienischen Restaurants mittlerweile entstanden sei und besonders im Sommer zum Verweilen einlädt. Steege sieht in den Außenbereichen einen großen Vorteil für Gastronomen. „Es wäre ein herber Verlust, wenn das weg wäre.“ Viele Parkplätze würden im Übrigen durch seinen Außenbereich nicht wegfallen, „maximal einer“, sagt Steege. Denn nebenan sei es geduldet, dass die Autos quer parken.

Die Stadt betont: „Die Genehmigungen enthalten die Forderung, dass die Außengastronomie auch betrieben werden muss.“ Passiert das nicht, ist die Fläche für Autos freizumachen. Die reine Nutzung als Lagerstätte sei nicht zulässig. „Aktuelle Witterungsverhältnisse sind jedoch zu berücksichtigen, daher kann der Terrassenbetrieb vorübergehend ruhen.“

So hält es auch Gastronomin Vivian Papastergiou, die an der Bismarckstraße das griechische Lokal „Grill House 56“ sowie das Café „Coffee Break“ betreibt. Die gemeinsame Außenterrasse, für die sie ebenfalls eine Parkbucht nutzt, werde aktuell nicht bewirtschaftet. „Es ist schlicht zu kalt, das schlechte Wetter ist schuld“, sagt sie. Die Möbel stehen aber einsatzbereit auf der Terrasse – Papastergiou hatte bei der Stadt eine Genehmigung für das gesamte Jahr eingeholt. Sobald das Wetter es zulasse, hofft die Gastronomin, wieder Gäste auf der Terrasse empfangen zu können.