Düsseldorf Educon-Prozess: Nur der erste Eindruck war gut
Mutter sagt im Educon-Prozess aus: Mann warnte sie vor Einrichtung.
Düsseldorf. Im Prozess um mutmaßliche Misshandlungen von autistischen Kindern und Jugendlichen in einer Educon-Wohngruppe hat am Donnerstag eine Mutter als Zeugin ausgesagt. Sie hat ihren Sohn rund zwei Jahre lang in der Einrichtung untergebracht. Paul (Name geändert) war als Frühchen auf die Welt gekommen und hatte bereits im frühen Kindesalter Auffälligkeiten gezeigt. Seit seinem zwölften Lebensjahr war er wegen einer autistischen Störung in Behandlung.
Er zeigte „zwei Gesichter“, wie die Mutter vor Gericht beschrieb: „Er ist lieb und hilfsbereit, kann aber auch sehr aggressiv werden.“ Im Heimatort habe sie kaum Hilfsangebote vorgefunden, „dann erfuhr ich von dieser speziellen Einrichtung“, sagte die 43-Jährige.
Bei ersten Besuchen habe sie einen guten Eindruck von der Educon-Wohngruppe gewonnen. „Alle waren nett und freundlich.“ Es vergingen Monate, bevor Pauls Mutter das Gefühl bekam, dass etwas nicht stimmte: „Ich durfte nie länger als fünf Minuten mit meinem Kind telefonieren“, sagte sie. Schließlich erfuhr sie von Verletzungen, die angeblich andere Kinder Paul zugefügt hätten. Bei einem Sommerfest der Einrichtung, an das Datum kann sich die Mutter nicht mehr erinnern, habe sie ein ihr unbekannter Mann gewarnt: „Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Sohn hier rausbekommen.“
Schließlich sei der Leiter der Educon in Begleitung eines Psychologen zu ihr nach Hause gekommen. „Die haben dann alles erzählt.“ Erst bei der Polizei habe der Junge sein Schweigen gebrochen und die Misshandlungsvorwürfe bestätigt. Jetzt befindet sich Paul in einer psychiatrischen Klinik. „Da kommt er nicht wieder raus“, befürchtet seine Mutter mit Blick auf seine traumatisierenden Erlebnisse.