Wolf könnte auch durch Düsseldorf ziehen

Experte hält es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Rudel niederlassen würde.

Der Wolf lässt sicher in NRW blicken.

Foto: Julian Stratenschulte

Düsseldorf. Gerade einmal 35 Kilometer Luftlinie von der südlichen Düsseldorfer Stadtgrenze entfernt riss ein Wolf in diesem Jahr zwei Ziegen — in der Wahner Heide bei Rösrath kurz vor Köln. Kurze Zeit später näherte sich im Norden eine Wölfin auf bis zu 45 Kilometer der Stadt und tötete in Hamminkeln drei Ziegen und verletzte mehrere Schafe.

Der Wolf kommt der Landeshauptstadt immer näher. Und für Matthias Kaiser, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, ist es kein abwegiger Gedanke, dass auch mal ein Einzelgänger durch Düsseldorf ziehen könnte. „Im Dezember gehen die jungen Wölfe zum Teil wieder auf lange Wanderschaften. Bis in den April hinein kann so ein umherziehender Wolf eigentlich überall auftauchen.“ Bis in Siedlungen hinein könne er sich sogar verlaufen.

Allerdings: So schnell er hier auftauchte, wäre er wohl schon wieder weg. „Wölfe legen in einer Nacht oft 25 Kilometer zurück, sogar manchmal bis zu 60 Kilometer. Und für eine feste Ansiedlung fehlen in einem Ballungsgebiet wie Düsseldorf die Voraussetzungen.“

Zwar gebe es mehr als genug Rehe (Hauptmahlzeit der Wölfe), allerdings keine ruhigen Rückzugsräume von mehreren 100 Quadratkilometern mit Wiesen, Feldern und Wäldern, die ein Familienverband braucht. Zum Vergleich: In Düsseldorf kommen alle Naturschutzgebiete von Urdenbacher Kämpe bis Rotthäuser Bachtal gerade mal auf elf Quadratkilometer, das Neandertal umfasst vier Quadratkilometer. „Das ist einfach zu wenig Platz, und selbst dort sind zu viele Menschen unterwegs.“ Weiteres Problem: „Die vielen Autobahnen um die Stadt herum und in Nordrhein-Westfalen generell. Die meisten toten Wölfe finden wir dort.“

So hat sich immer noch kein Rudel in NRW niedergelassen, obwohl es in Deutschland wieder mehr als 40 von ihnen gibt und etwa die Wahner Heide laut Kaiser gute Lebensbedingungen für eines von ihnen böte. Bislang bleibt es deshalb bei elf Wolfsnachweisen in NRW.

Und was tun, wenn man nun wirklich auf einen dieser Einzelgänger treffen sollte? „Man sollte wie bei wilden Tieren wie Wildschweinen und Hirschen möglichst frühzeitig auf sich aufmerksam und sich möglichst groß machen. Man kann auch einen Stock nach dem Tier werfen, um es zu vertreiben.“ Und ganz wichtig: „Ruhe bewahren.“