Musikszene Ein Abend der besonderen Musik aus Düsseldorf

Düsseldorf · Beim „Agency Band Aid“ am 24. Oktober spielen Der Plan und Family5 erstmals unplugged und auch noch beide zusammen. Neumatic Parlo geben einen Eindruck, wie die Vertreter einer gerade neu entstehenden Düsseldorfer Szene klingen.

Die Mitglieder von Der Plan wollen beim „Agency Band Aid“ mit Family5 zusammen auf der Bühne stehen.

Foto: Oliver Schultz-Berndt

Es geht in erster Linie um den guten Zweck, den Kampf gegen Krebs, es wird aber zugleich ein musikalisch besonderer Abend. Beim „Agency Band Aid“ am 24. Oktober in der Nachtresidenz an der Bahnstraße spielen zwei Generationen Düsseldorfer Künstler. Ein Überblick über die Musiker, die an diesem Abend dabei sind, und das, was sie vorhaben:

Family5 Die Konstanten heißen Peter Hein und Xao Seffcheque, alles andere ist bei Family5 im Fluss. 1986 bestand die Band mal aus sieben Mitgliedern, 1989 waren die beiden erwähnten Herren allein unterwegs. Im Herbst 2019 haben sie „eine, den aktuellen Umständen perfekt entsprechende Besetzung gefunden“, sagt Seffcheque im Vorfeld des „Agency Band Aid“. In eben diesem Vorfeld ist die Idee entstanden, dass Family5 unplugged spielen. Erst sollte es ein Lied sein, nun wird es der gesamte Auftritt. „Wie sich das Ganze weiterentwickelt, da bin ich selbst enorm gespannt. Vielleicht ist das eine Option für ein mögliches nächstes Album.“ Die Soul-Punk-Idee sei mehr oder weniger „durchdekliniert“ und mit den jüngsten beiden Album in den „bislang gelungensten Produktionen“ zusammengefasst. „Es ist nun Zeit für etwas Neues, zumindest aber für etwas anderes“, sagt Seffcheque.

Der Plan Die Band ist von jeher für ihre Besetzung berühmt. Zwei bildende Künstler und ein Musiker haben sich 1979 als Der Plan zusammengefunden. Folglich waren ihre Platten, ihre Videos, ihre Auftritte auch immer Kunst und nicht ausschließlich Musik – und schon gar nicht Neue Deutsche Welle. Mit den Jahren und Jahrzehnten hat Der Plan sich bisweilen aufgelöst oder in anderen Besetzungen neue Anläufe genommen. Bei den Partys zum 50. Geburtstag von Andreas Dorau spielten die drei ursprünglichen Mitglieder (Moritz R, Fenstermacher und Pyrolator) dann aber wieder zusammen, drei Jahre später veröffentlichten sie das Album „Unkapitulierbar“. Ein Auftritt von der Plan ist also schon an sich ein Ereignis, beim „Agency Band Aid“ wollen sie zudem erstmals Lieder zusammen mit Family5 spielen. Die wiederum möchten am liebsten „Alte Pizza“, „Hans und Gabi“ und „Schizophren“ spielen.

Neumatic Parlo Die fünf Mitglieder der jungen Düsseldorfer Band sind sehr, sehr gut sozialisiert worden. Ihre Väter haben sie mit Pink Floyd, Jim Hendrix, den Stones oder Doors in Berührung gebracht. Der Einfluss dieses Rocks ist zu hören, das Quintett entwickelt die Wurzeln aber immer weiter: mit Krautrock, mit im positiven Sinne krachigerem Garagerock, mit Vorlieben für Radiohead oder Tame Impala. Die Musiker kennen einander zum Teil seit der Grundschule und hatten schon in verschiedenen Formationen mit verschiedenen Bandnamen gespielt, als sie im Oktober 2017 in der jetzigen Konstellation zusammenfanden und sich Neumatic Parlo nannten.

Der beschriebene Stil fand in Düsseldorf ziemlich zügig reichlich Schub. Die Band gewann den den Publikumspreis beim Newcomer-Wettbewerb des Düsseldorfer Digital-Unternehmens Sipgate und spielte, als sie noch kein Jahr alt war, auf dem Open-Source-Festival. Zuletzt brachte sie Pop-NRW aufs New-Fall-Festival. Deshalb spielt die Landeshauptstadt heute auch eine deutlich größere Rolle für Neumatic Parlo. „Vor fünf, sechs Jahren wollten wir nur weg, weil hier zu wenig passiert“, sagt Gitarrist Simon Hartmann. „Inzwischen freuen wir uns, eine Düsseldorfer Band zu sein. Es gibt hier einen richtigen Aufschwung, die alternative Szene formiert sich wieder.“ Anfang 2020 möchte die Band dies mit ihrer ersten EP untermauern.

May Die Band ist gleichermaßen frisch und schon länger da. Sängerin Maewa Oria und Gitarrist Christoph Mause waren 2013 im Herzen des Ruhrgebiets zu zweit gestartet und dann um Carsten Schmidt gewachsen, der Bass, Keyboard und die Technik im Studio bespielt. Es erschienen ein EP und eine Single, die unter anderem in den Universitäts-Charts landete. Das Trio spielte im Rhein-Ruhr-Großraum wohl geschätzte Live-Shows, legte dann aber eine Pause von rund zwei Jahren ein. Im Februar kehrte es mit seinem ersten Album zurück, das „My 1st Sony“ heißt. May arbeiten mit analogen Synthies, prägenden Gitarren und einer nachdrücklichen Rhythmusabteilung. Indietronic nennen sie ihr Genres.

The Mergers & the Acquisitions Passend zum Agentur-Umfeld des Abends in der Nachtresidenz spielt auch eine echte Agenturband. Für die Europa-Konferenz einer Agentur haben sich vor gut drei Jahren verschiedene leitende Angestellte zusammengeschlossen und gemeinsam mit der Sängerin Feline Stepputat ein Programm präsentiert, das ziemlich gut ankam. Da die Mitglieder der Formation zum Teil aber in Frankfurt arbeiten und/oder leben, war es schwierig, als Band weiterzumachen. Für „Agency Band Aid“ haben die fünf Musiker dies gerne getan. Mit Hilfe von vier Sängerinnen aus einem Gospelchor präsentieren sie ihre Interpretation von Soul-Stücken am 24. Oktober.

DJs Jimmy Radant, in den 80ern dem Status der DJ-Ikone mindestens nahe, war von Anfang an im Ratinger Hof dabei. Er wird beim „Agency Band Aid“ ebenso auflegen wie Vinylprediger Haru Specks.

Karten kosten 20 Euro und sind erhältlich unter ticketstars.de und eventim.de sowie im Geschäft von Uta Vardar an der Schwerinstraße 6. Die Erlöse aus den Ticket-, Buch- und Plattenverkäufen gehen an die Krebsgesellschaft NRW sowie die Knochenmarkspendezentrale Düsseldorf.