Ein Tagesvater findet seine Erfüllung

Khalid Ougribe betreut fünf Kinder unter drei Jahren. Der 33-Jährige arbeitete früher für ein Restaurant.

Foto: Judith Michalis

Düsseldorf. Fünf Kinder sind weiß Gott kein Pappenstiel: Hier will eines gewickelt werden, dort ein anderes ein bisschen Sand aus der Spielkiste kosten und dann ist da noch Franziska, die jetzt die Nase geputzt haben möchte und „Khalid, Khalid“ rufend an Khalid Ougribes Ärmel zerrt. Doch der 33-Jährige bewahrt Ruhe und löst ein Problem nach dem anderen.

Seit gut einem Jahr ist Ougribe Tagesvater. Für den Beruf hat er sich der eigenen Kinder wegen entschieden. Vorher habe er in verantwortlicher Position bei einer Restaurantkette gearbeitet. Für die eigenen Kinder, acht, vier und etwas über ein Jahr alt, habe er in dieser Phase seines Lebens kaum Zeit gehabt. Seine Frau, die bereits als Tagesmutter tätig ist, habe ihn dann auf die Idee gebracht, es ebenfalls in der Kinderbetreuung zu versuchen.

Also belegte Ougribe, begleitet vom Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder und Familien des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM), einen 160-stündigen Qualifizierungskurs. Das schwierigste nach bestander Prüfung sei gewesen, geeignete Räume für die Kinder zu finden. „Kaum einer will eine Wohnung an jemanden vermieten, der dort Unter-Dreijährige betreut“, erzählt Ougribe.

Schließlich ist Ougribe aber doch fündig geworden, hat in Pempelfort eine ausreichend große Wohnung mit Küche und einem zusätzlichen Zimmer, in dem die Kinder ihren Mittagsschlaf halten, gefunden. Im geschützten Innenhof hat Ougribe mehrere Sandkästen, eine kleine Rutsche und ein Spielhaus aufgestellt, im Flur hängt ein Kalender mit dem Tagesprogramm, das er sich vorgenommen hat.

Ougribe betreut fünf Kinder in den Räumen. Unterstützt wird er von Andrea Difort vom SKFM. Seit 20 Jahre greift sie Tageseltern bereits unter die Arme, gibt Tipps, was diese besser machen können und vermittelt Eltern die passenden Betreuer für ihre Kinder. In Erscheinung tritt Difort auch, wenn es einmal Probleme geben sollte. Denn für die Eltern sei es nicht immer leicht, ihre Kinder in fremde Hände zu geben.

„Wenn das Kind in der Tagespflege laufen gelernt hat, oder ein Kind plötzlich zur Tagesmutter Mama sagt, kann das für die Mutter schwierig sein“, sagt sie. Damit solche Situationen nicht zu Streit führen, versuche sie, die Position des Kindes einzunehmen und zu vermitteln: „Ich erkläre dann zum Beispiel, dass es ganz normal und ein Teil der Sprachentwicklung ist, wenn ein Kind zu einer Tagesmutter ,Mama’ sagt, weil deren eigene Kinder sie auch so nennen“, erklärt Difort. Schließlich gelte es, zu vermeiden, dass Tageseltern und Eltern die Beziehung abbrechen. „Wenn die Bezugspersonen dauernd wechseln, macht das Kinder völlig nervös.“

Ougribe versteht sich mit den Eltern der Kinder, die er betreut, bestens. Am Anfang habe er Angst gehabt, dass Eltern irritiert sind und sagen: „Oje, ein Mann und dann noch aus Marokko.“ Doch diese Sorge habe sich schnell in Luft aufgelöst. „Die Eltern sind sehr zufrieden und die Kinder sehr entspannt“, sagt er.

Natürlich seien manche Tage anstrengender und manche weniger anstrengend. Aber es überwiege die Freude, mit Kindern zu arbeiten. „Es ist schön, sich mit Kindern zu beschäftigen“, sagt er. Und es erfülle in sehr viel mehr, als sein ehemaliger Job. „Auch wenn ich weniger verdiene.“