Flughafen in Lohausen Eine Bruchlandung als Unfallübung

Die Bruchlandung eines Flugzeugs bildete das simulierte Szenario für die Flugunfallübung „Sierra 2017“ am Airport in Lohausen.

Foto: Patrick Schüller

Düsseldorf. Es brennt, Explosionen sind zu hören, dichter schwarzer Rauch breitet sich aus. Gepäckstücke liegen über den Boden verstreut. Jede Menge Lösch- und Rettungsfahrzeuge sind mit Sirenen und Blaulicht angerückt. Hinter dem Horror-Szenario verbirgt sich zum Glück nur eine Übung: „Sierra 2017“. 350 Mitarbeiter von Feuerwehr, Rettungskräften, Bundespolizei, Notfallseelsorge und anderen Organisationen sind daran am Flughafen beteiligt.

Foto: Sergej Lepke

Das Ziel des Großeinsatzes: Die Notfallplanung und die Zusammenarbeit der Stellen durchzuspielen, die bei einer Großschadenslage im Einsatz wären. Ludger Beitelsmann, Einsatzleiter der Feuerwehr erklärt: „Jeder Flughafen muss einen Gefahrenabwehrplan vorhalten, der alle zwei Jahre überprüft werden muss.“

Zum „Plot“ der Übung: Die Flughafenfeuerwehr erhielt vorab durch die Flugsicherung die Meldung, dass ein aus Budapest kommendes Flugzeug manövrierunfähig ist. Denn die Piloten leiden unter einer akuten Lebensmittelvergiftung. Beitelsmann: „Der Flieger ist bei der Landung von der Bahn abgekommen und das Bugfahrwerk eingeknickt.“

Nachdem das durch Pyrotechnik künstlich erzeugte Feuer gelöscht ist, beginnt die Rettung der Passagiere und der Besatzungsmitglieder. Es gibt einige Schwer- sowie Leicht- und Unverletzte. In der Realität muss die Flughafenfeuerwehr innerhalb von drei Minuten jeden Punkt am Flughafen erreichen. Heute steht sie schon bereit. Auch die Berufsfeuerwehr wird eingesetzt. Vom vorderen Ausgang des Flugzeugs aus, wo sich bei einem realen Notfall eine Notrutsche befände, geleiten Feuerwehrleute unverletzte Passagiere zu einer „Patienablage“ in Nähe des Unfallorts. Dort entsteht auch ein Behandlungsplatz für Verletzte. Im Heckbereich befreien Atemschutztrupps diejenigen Passagiere, die nicht allein das Flugzeug verlassen können.

Die Passagiere werden dargestellt von Schauspielschülern der Essener Folkwang Hochschule und Angehörigen des Jugendrotkreuzes (JRK). Einige haben blutende Kopfverletzungen, andere werden auf Tragen gelagert und notfallmedizinisch versorgt. Beitelsmann: „Die Räumung eines Flugzeugs, bei der Personen rausgetragen werden müssen, ist sehr aufwendig. In einem realen Szenario können Sitze durcheinander gewirbelt und Personen eingeklemmt sein.“

Die Verletzten werden nach einem Ticketsystem eingeteilt, das 2011 eingeführt wurde. Je nach Schwere der Verletzungen stellt ein Notarzt eine grüne, gelbe oder rote Karte aus. Aber auch „im Hintergrund“ werden Abläufe geübt: Von Mitarbeitern der Care-Teams, die sich bei einem realen Unglück um Besucher, Abholer und Familienmitglieder kümmern würden. Der Übung wohnen außerdem fünf Fachbeobachter — Kollegen anderer Flughäfen — sowie ein leitender Notarzt bei. Was in der Simulation gut eine Stunde dauert, vollzieht sich bei einem realen Flugunfall wesentlich schneller, denn: Ein Flugzeug muss im Notfall innerhalb von 90 Sekunden evakuiert werden. Auch wären bei einem echten Unglück mehr Notärzte und ein Hubschrauber im Einsatz.

Die detaillierte Auswertung der Übung wird Wochen benötigen. Falls Fehler bei der Übung aufgetreten sind, etwa die Kommunikationswege zwischen Flughafen-, Stadt, Feuerwehr und Krisenstab betreffend, wird der Gefahrenabwehrplan angepasst.