Düsseldorf Ellers ältestes Haus wird abgerissen
Das Haus aus dem 19. Jahrhundert wird trotz Protesten durch einen Neubau ersetzt.
Düsseldorf. Das Haus Gumbertstraße 107 ist eines der ältesten Gebäude in Eller. Schon 1886 wird Hubert Fenger im amtlichen Katasterplan als Eigentümer genannt. Das niedrigere und konstruktiv einfach gestaltete Haus ist vermutlich um 1870 errichtet worden. Dennoch darf es abgerissen werden. Dieser Entscheidung im Rathaus Eller ging eine lange Diskussion voraus, denn das Gebäude liegt in einer Erhaltungssatzung.
Diese Entscheidung wird von den Stadtteilaktivisten unter Ulrich Brzosa kritisiert. Für Brzosa ist das Haus ein Zeugnis dafür, dass die heutige Einkaufsstraße eine gewöhnliche Landstraße von Eller nach Düsseldorf war, die mit typischen ein- bis 1,5-geschossigen „Kleinsthäusern“ bebaut war. Mit den 1880er Jahren änderte sich das Ortsbild rasant, aus dem beschaulichen Dorf wurde ein prosperierendes Wohnquartier vor den Toren Düsseldorfs.
Anfang des 20. Jahrhunderts und vermehrt nach dem Bauboom der 1950er und 1960er Jahre wurden diese alten Bauten durch neue ersetzt. So verschwanden etwa das Wohnhaus des Monckartzhofs an der Karlsruher Straße oder das Doppelhaus Alt-Eller 13. Mit jedem dieser niedergelegten Häuser ging ein Stück der alten Kultur- und Baugeschichte verloren.
Für Brzosa ist das Haus Gumbertstraße 107 zugleich „eines der kuriosesten Häuser in Eller“. Das liegt daran, dass es zwischen den Häusern 107 und 109 eine kleine Baulücke gab, die später bebaut wurde. Sie gehört bautechnisch zum Haus Nummer 109, im Grundbuch aber wird sie dem Haus 107 zugeschlagen.
Seit mehr als 80 Jahren hat dort eine Metzgerei ihren Laden, im kleinsten Ladenlokal von Eller.
Trotz der historischen Bedeutung stimmten die Bezirksvertreter im Rathaus Eller bei zwei Gegenstimmen und bei Enthaltung der SPD dem Abbruchantrag des Hauses 107 zu. Denn die Bauaufsicht betonte, dass eine Erhaltungssatzung nicht mit dem Erhalt des Gebäudes gleichzusetzen sei. Es falle in seiner Geschosshöhe aus der Reihe jener Häuser heraus, die der Satzung entsprechen.
Gleichzeitig genehmigten die Bezirkspolitiker einstimmig den Bauantrag für ein neues Wohn- und Geschäftshaus, das in Höhe und Fassaden-Gestaltung besser in die vorhandene Bebauung passt. Im rückwärtigen Bereich soll eine Halle errichtet werden.
Ulrich Brzosa hat für dieses Vorgehen kein Verständnis, wenn er sagt: „Geschichte ist mehr als nur Fassade. Das Haus 107 hat und hatte eine andere Bau- und Stilgeschichte als das Haus 109, dessen Fassade nun als Blaupause für den zu errichtenden Neubau dienen soll. So wird der Denkmalschutzgedanken ad absurdum geführt.“