Eltern auf den Barrikaden: Zu viel Chemie in Schulessen
Grundschüler bekamen zum Teil Ausschläge. Ein Experte warnt vor Billig-Mentalität.
Düsseldorf. Das Mitagessen in Schulen sorgt immer wieder für Diskussionen. An der Grundschule Lennéstraße sammeln Eltern jetzt Unterschriften, weil sie mit der Qualität des Essens extrem unzufrieden sind.
Mutter Nicola Glück berichtet gar von Hautausschlägen bei mehreren Kindern. Der Fall wirft die grundsätzliche Frage auf: Was ist uns das Essen für die Kinder wert?
Klaus Wenner ist Klassenpflegschaftsvorsitzender. Er stellt fest: "Es gibt Zusatzstoffe, die klar nicht hineingehören." Es tauchen Geschmacksverstärker auf, Süßungsmittel und mehr. Nicola Glück und andere Eltern beobachten immer wieder, dass Kinder am Nachmittag schnell wieder großen Hunger entwickeln, obwohl sie gegessen haben.
Bis Sommer gab es an der Lenné-Schule Bioessen. Weil aber der Ganztag in städtischer Trägerschaft ist, gibt die Stadt auch den Caterer vor. Und das ist seit Sommer ein Anbieter aus Neuss.
Die Leiterin des Schulverwaltungsamtes, Silke Vogelbusch, signalisiert Gesprächsbereitschaft: "Bei Problemen können wir mit dem Anbieter über Verbesserungen sprechen, bei zu vielen Zusatzstoffen kann das durchaus notwendig sein." Sie habe von Problemen gehört, von den anderen Schulen gebe es aber keine Klagen.
Prof. Jens Wetterau, Ernährungswissenschaftler an der Hochschule Niederrhein, sieht grundsätzliche Probleme: "Viele Schulen haben noch nicht die Professionalität, ein qualitativ hochwertiges Speisenangebot zur Verfügung zu stellen." Falsche Zutaten und Zubereitung könnten bei Kindern zu Unverträglichkeiten führen. Und dazu, dass der Hunger schnell wiederkehre.
Schulessen sei oft nicht ausgewogen. "Das ist vor allem ein Kostenproblem", sagt Wetterau. Erst ab 3,50 Euro sei gute Qualität zu haben. Er hält eine Diskussion darüber für notwendig, was Schulessen kosten darf und muss.
Michael Eberhardt ist Geschäftsführer des Caterers, der das Essen liefert. Auch er beklagt, Essen für sehr wenig Geld zubereiten zu müssen: "Für Düsseldorf sind das weniger als zweiEuro pro Mahlzeit." Mit dem Budget lasse sich kein Essen ohne Fertigprodukte kochen.
Erhardt sieht ein Problem anderswo: "Das immer geforderte Gemüse essen viele Kinder gar nicht, weil sie es nicht kennen." Viele würden schlechte Essgewohnheiten von zu Hause mitbringen.