Düsseldorf Entsorgung: Handwerker wissen nicht, wohin mit dem Styropor
Seit Anfang des Monats verweigern viele Entsorger die Verbrennung von Dämm-Material.
Düsseldorf. „Da hat jemand was beschlossen, der nie auf der Baustelle war“, sagt Rudolf Braun, Obermeister der Dachdecker-Innung Düsseldorf. Seit Anfang des Monats haben Dachdecker in ganz Deutschland ein Problem bei der Entsorgung von Polystyrol-Dämmstoffen: Müllverbrennungsanlagen nehmen das Styropor, durch eine vom Bundesrat geänderte Abfallordnung als „gefährlicher Abfall“ eingestuft, nicht mehr an.
Bisher konnten die alten Dämmplatten gemischt mit anderem Abfall verbrannt werden. Nach einer Änderung der Abfallschlüsselnummer, die das Material nun als „gefährlich“ einstuft, dürfen die Dämmplatten jetzt nur noch von Verbrennungsanlagen mit entsprechender Genehmigung entsorgt werden. Das Problem für die Dachdecker ist jetzt: Ihre kooperierenden Containerdienste nehmen die Styropor-Dämmungen nicht mehr an, weil sie die an die Müllverbrennungsanlagen aus der Gegend nicht mehr loswerden können.
Wilhelm Grothoff, Geschäftsführer der Dachdecker-Innung Düsseldorf, berichtet von einer „Unmöglichkeit der Entsorgung“. Hintergrund der Änderung ist eine EU-Erneuerung der Abfallverzeichnisordnung von Anfang März. Nach dieser sogenannten POP-Verordnung müssen Kunststoffe, die einen erhöhten Gehalt des Flammschutzmittels HBCD (Hexabromcyclododecan) aufweisen, gesondert entsorgt werden.
Der Bundesrat habe diese Regelung wohl nochmals verschärft, erzählt Bernd Redecker vom Dachdecker-Verband Nordrhein. So sei im Beschluss des Bundestages das für die Dachdecker relevante Styropor noch als Ausnahme aus der Neukennzeichnung herausgehalten worden. „Im Umweltministerium war man jetzt wohl ganz überrascht, dass man sowas ausgelöst hat“, so Redecker.
Neben dem Entsorgungsengpass ist jetzt außerdem zu befürchten, dass die Preise der Müllverbrennung in die Höhe gehen. Die meisten Entsorgungsfirmen werden privat betrieben. Auch wenn es in der nächsten Zeit zu einer Aufweichung der Neuregelung kommen sollte, befürchtet man im Baugewerbe einen Preisanstieg.
Die Folgen für die Dachdecker sind dramatisch: „Wenn schon Aufträge angenommen wurden, alles fertig kalkuliert war und die Preise für die Entsorgung dann plötzlich viel höher sind als gedacht, kann das einen Betrieb natürlich ganz schon in Bedrängnis bringen“, sagt Grothoff von der Dachdecker-Innung Düsseldorf.
Auch der Düsseldorfer Dachdecker Stefan Golissa hofft, dass bald eine Übergangsregelung gefunden wird. „Es ist das erste Mal, dass wir wegen einer Verordnung tatsächlich unsere Arbeit nicht mehr machen können“, erzählt er. In dieser Woche stehen Gespräche zwischen Bundesministerium, Dachdecker-Verbänden und Entsorgern an. Ob sich das Problem für die Dachdeckerbetriebe dann klärt, bleibt abzuwarten.