Verkehr in Düsseldorf Die ganz schön lästige Welt der Sharing-Mobilität
Düsseldorf · Elektrische Tret- oder Motorroller, Leihfahrräder und auch Mietautos bieten mittlerweile an jeder zweiten Straßenecke ihre Dienste an. Das Versprechen: Bequeme Mobilität rund um die Uhr – ohne Fahrplan, ohne Stationen, ohne eigenes Verkehrsmittel. Doch das Ganze kann auch ganz schön nerven. Ein Erfahrungsbericht.
Mein Fahrrad war kaputtgegangen. Endgültig. War aber nicht schlimm, denn es hatte seine besten Zeiten längst hinter sich. Allerdings dauerte es länger als gedacht, bis ich mich für ein neues Fahrrad entscheiden konnte. Ebenfalls kein Problem, dachte ich, dank schöner neuer Sharing-Mobilität in Düsseldorf. Vor meiner Haustür in Unterbilk ist das Angebot recht gut und die Rheinbahnhaltestelle etwas zu weit weg. So legte ich meine täglichen Wege zwei bis drei Monate lang vor allem mit elektrischen Tret- und Motorrollern, Leihfahrrädern und hin und wieder auch mal einem Mietauto zurück. Bis ich es am Ende ziemlich satt hatte.
Es geht schon los mit dieser Vielzahl von Apps, die ich auf meinem Handy installiert habe und durch die ich mich navigieren muss. Denn eine Übersicht über alle zur Verfügung stehenden Fahrzeuge gibt es schlichtweg nicht. So heißt es: jede App einzeln aufrufen.
Da mir das oft zu lange dauert, gehe ich meistens einfach los und schaue, an welchem Fortbewegungsmittel zum Leihen ich zuerst vorbeikomme. Besonders präsent ist da der Fahrradverleiher Mobike, mit seinen orange-silbernen Zweirädern, die mit einem Monatstarif von sieben Euro auch noch sehr günstig daher kommen. Für 84 Euro im Jahr und null Euro Reparaturkosten braucht man fast gar kein eigenes Fahrrad mehr, oder? Und die Räder haben noch einen Vorteil, die Ausleihe geht per Handy-Scan sehr zügig, zur Abgabe muss nur das Rahmenschloss einschnappen. Gut, manchmal hakt es und das Rad muss erst ein bisschen geruckelt werden, bevor das Schloss aufgeht, aber das ist zu verschmerzen. Was allerdings gar nicht geht, ist das: An nahezu allen Mobikes rutscht der höhenverstellbare Sattel einfach wieder runter, wenn man drauf sitzt. Auch gerne mal während der Fahrt. Das kann dann schon mal gefährlich werden. Und mit etwas längeren Beinen kommt man dann mit den behäbigen Rädern noch schlechter vom Fleck, während die Vollgummireifen jede Erschütterung gefühlt noch verstärken. Kurzum: Nach einem Monatsabo von Mobike war ich kuriert. Zumal ich mich mit einem Monatsabo auf einen Anbieter festgelegt fühlte und dadurch einschränkt.
Die Konkurrenz von Nextbike und Fordpass-Bike fährt sich deutlich besser. Allerdings muss ich da oft ganz schön weit laufen, um ein Rad zu finden, es gibt einfach nicht so viele von ihnen. Hinzu kommt: Manche auf der App angezeigten Räder finde ich dann nach längerem Marsch nicht im Straßenraum wieder oder sie stehen in einem nicht erreichbaren Hinterhof. Na toll. Da kommt man dann schnell mal zu spät zur Arbeit.
Was allerdings auch daran liegen kann, dass die Ausleihe bei Fordpass-Bike viel zu umständlich ist. Da muss zunächst ein Code vom Handy abgelesen und auf dem schwammigen Display des Rades eingetippt werden. Klappt garantiert nicht im ersten Versuch.
Intuitiver geht das durch die Bank der Anbieter hinweg bei den E-Scootern. Doch hier nervt etwas ganz anderes: der Preis. Sie sind nämlich deutlich teurer als die Leihräder. Mit letzteren ist man für einen Euro eine halbe Stunde unterwegs, für diesen Betrag lässt sich ein Roller gerade einmal freischalten. Hinzu kommen 15 bis 20 Cent pro Minute. Nach einer halben Stunde wären also mindestens 5,50 Euro fällig. Immerhin: Bei einer gut zehn minütigen Fahrt kommt man oft günstiger als mit einem Rheinbahnticket davon.
Noch einen Vorteil haben die Leihräder, ihre Höchsttempo ist nicht wie bei den Scootern bei 20 Stundenkilometern gedeckelt. Und der Anbieter Lime fiel mir sogar wiederholt damit auf, dass er selbst dieses Tempo nicht erreichte. Und noch aus einem anderen Grund wuchs mir Lime überhaupt nicht ans Herz. Auf einer Fahrt rauschte die Akkukapazität innerhalb von fünf Minuten von 20 Prozent auf null hinunter. Ich blieb also einfach auf offener Strecke stehen. Der volle Preis wurde mir dennoch berechnet.
Was mir an allen Rollern nicht gefällt, ist ihre wackelige Straßenlage. Schon das Handzeichen zum Abbiegen und die kurze Fahrt mit einer Hand wird zum kritischen Balanceakt. Und Fahrten auf Kopfsteinpflaster lässt man aufgrund des heftigen und irgendwie auch erniedrigenden Durchschüttelfaktors lieber gleich.
Viel bequemer ist da übrigens die Fahrt mit Eddy, also den großen elektrischen Motorrollern. Preislich sind sie in etwa mit den E-Scootern vergleichbar (kurze Fahrten günstiger, lange teurer), allerdings sind sie viel schneller. Doch man braucht schon Glück, dass mal ein Eddy in der Nähe ist. Diesen Haken haben auch die noch etwas teureren Carsharing-Autos. Wobei für mich bei ihnen vor allem die Parkplatzsuche nervtötend ist, und im Stau steht man auch noch.
Zum Schluss fällt mir mein Fazit nach diesem intensiven Tests der Sharing-Angebote leicht. In der schönen neuen Welt der Mobilität ohne Fahrplan, ohne Stationen, ohne Parkplatzsuche bietet mir zu jederzeit und an jedem Ort ein alter Gefährte stets freie Bahn: mein eigenes Fahrrad.