Porträt Erst 23 und schon Chef eines Partei-Ortsverbands

Düsseldorf · Die CDU Golzheim hat Constantin Bintz zu ihrem aller Wahrscheinlichkeit nach jüngsten Vorsitzenden gemacht. Er ist seit sieben Jahren Mitglied der Partei und hat in der Zeit schon einige Lektionen in Sachen Diplomatie gelernt. Für die politischen Debatten kann er gut zu Hause üben.

Constantin Bintz studiert Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität und Musik an der Robert-Schumann-Hochschule. Mit 16 trat er in die Junge Union ein.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Constantin Bintz ist nicht nur in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs. Der 23-Jährige, den der CDU-Ortsverband Golzheim vor einigen Wochen einstimmig zu seinem aller Wahrscheinlichkeit nach jüngsten Vorsitzenden gewählt hat, ist stets auf Achse. Als Student der Geschichte (Schwerpunkt: Neue Geschichte der 1970er Jahre) und Musikwissenschaft, der sich gerade für sein Bachelor-Examen vorbereitet, pendelt er zwischen Heine-Universität und Schumann-Musikhochschule. Auf sein Rad schwingt er sich auch mal schnell, um seine Eltern in Derendorf zu besuchen oder um  – in seinem Nebenjob  – den Auftritt der CDU Neuss in den Sozialen Netzwerken auf den aktuellen Stand zu bringen.

Als aktiver Sportler mit regelmäßigem Training bezeichnet er sich – fährt zweimal pro Woche 50 Kilometer Fahrrad (am liebsten am Rhein entlang), spielt seit der Kindheit Tennis und Feldhockey. Er ist bereits stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union, politische Vorbilder seien dessen (nicht unumstrittener) Vorsitzender Ulrich Wensel (31), der vor zwei Jahren lauthals den ‚sofortigen Rücktritt Angela Merkels’ gefordert hatte, sagt er. Und der JU-Bundesvorsitzende Tilman Kuban.

Bintz selber fällt bisher weniger durch große Reden als durch eigene Sozial- und Umwelt-Projekte auf. So organisierte er für die Diakonie für Wohnungslose Mitte September ein Tischtennis-Turnier. „Eine christliche Partei muss sich auch um Wohnungslose kümmern.“

Soziales Engagement ist für den ältesten Sohn einer katholischen Familie (seine Brüder sind 15 und 22) nach eigenen Angaben wichtig. So habe er in der achten Klasse (am Cecilien-Gymnasium)  60 Stunden in einem Kindergarten gearbeitet. Und Freude daran gehabt. Außerdem: Breitgefächert sind seine Interessen, auch für Musik nimmt sich Bintz Zeit. Seit dem achten Lebensjahr spielt er Klavier.

Beim Gespräch mit unserer Zeitung wirkt der Jung-Politiker mit verbindlichem Lächeln jungenhaft, gleichzeitig ehrgeizig, meinungsfreudig und durchsetzungsstark. An Letzterem lässt seine dunkelgefärbte sonore Stimme keinen Zweifel. Im Eifer des Gefechts schießt er schon mal übers Ziel hinaus, muss bei heißen Eisen auch mal zurückrudern. Als Jugendratssprecher von 40 000 Jugendlichen habe er die verschiedenen Flügel nicht vereinen können. „Das war meinem jugendlichen Leichtsinn geschuldet“, urteilt Bintz.

Aus Fehlern lernen, ist seine Devise. „Ich muss diplomatischer werden“, glaubt er.  Zwar hat er noch keine politischen Ämter im Auge, hält sich aber geschickt bedeckt bei der Frage nach seinem Berufswunsch: „Ich weiß noch nicht, wo die Reise hingeht.“ Wenn die Partei ihn zum Delegierten mache, stehe er bereit. Er dränge sich jedoch nicht auf, will zunächst „die Mandatsträger mit aller Kraft unterstützen, um die Kommunalwahlen 2020 zu gewinnen“.

Klingt brav aufgesagt, ist aber wohl ehrlich gemeint. Wie er so früh zum Ortsvorsitzenden wurde? Sein Vorgänger, Wolfgang Nieburg (60) habe ihn vorgeschlagen. Hintergrund: Der Partei laufen die jungen Wähler davon. So setzen die Golzheimer CDU-Mitglieder darauf,  dass ein „jüngerer Vorsitzender diesem Trend entgegensteuern kann“.

Mit 16 trat Constantin Bintz in die Partei ein, kurz vor der Bundestagswahl 2013.  Der „christliche soziale Ansatz“ habe ihn dazu geführt. Und die soziale Marktwirtschaft – „von ihr profitieren auch Menschen mit geringerem Einkommen“. Entscheidend aber: die erfolgreiche Europa-Politik der CDU, meint der zweisprachig aufgewachsene Constantin (Mutter Französin, Vater Deutscher).

Dass es bei Diskussionen am Küchentisch schon mal lautstark zugeht, hat einen einfachen Grund: Constantins Vater – TV-Producer in einer Werbe-Agentur – ist ‚Grüner’. Jüngster Streitpunkt: die CO2-Steuer. Wenn der Junior auch als Befürworter einer Verbesserung des Schienennetzes und Ausbaus der Stromtrassen zum ökologischen CDU-Flügel gehört, so ist er strikt gegen gesetzliche  Bevormundungen.

Richtig kracht es aber bei den Themen Flüchtlinge und Europapolitik. „Die Zuwanderung muss stark kontrolliert und begrenzt werden“, sagt Bintz. Kein Wunder, dass er bei der K-Frage (wer soll Kanzler werden?) spontan den Namen Friedrich Merz als seinen Favoriten nennt.