Künstlerverein wird 175 Künstlerverein präsentiert seine Erfolgsbilanz

Düsseldorf · „Zwischen Hungertuch und Kunstpalast“ nennt sich die Schau des einstigen Sozialkassenvereins.

Blick in die Schau „Zwischen Hungertuch und Kunstpalast“, die der Künstlerverein gemeinsam mit dem Stadtmuseum präsentiert.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

Der Verein der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe (VdKD) von 1844 sieht sich als „Mutterverein in Düsseldorf“, so der Vorsitzende Michael Kortländer. Im Stadtmuseum feiert er sein 175-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung, die zugleich eine fundierte Sozialgeschichte der Künste gibt.

Am Anfang der Vereinsgeschichte standen die Preußen, die die Kunstakademie wiederbelebten und den Berliner Maler Wilhelm von Schadow als Rektor an den Rhein schickten. Schadow war 1829 Mitbegründer des Kunstvereins, 1844 des Künstlervereins und 1848 des Malkastens. 1898, lange nach Schadows Tod, gründete der Verein der Künstler den Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, der seit 1902 die „Große“ organisiert.

Der Künstlerverein kaufte 1860 das Jacobi‘sche Grundstück stellvertretend für den Malkasten, der es 1861 selbst erwarb. Zwei Drittel der Mitglieder sind noch heute in beiden Vereinen. Der Vorsitzende der Düsseldorfer Künstler sitzt auch im Vorstand des Malkastens.

Vorkämpfer für Kunstpalast

Die Künstler bewiesen kulturpolitisches Geschick. 1872 fuhren sie mit dem Oberbürgermeister nach Berlin, um Geld für eine Kunsthalle zu fordern, als Ersatz für die Gemäldegalerie Jan Wellems, die nach München abgewandert war. Tatsächlich gab der Kaiser das Geld, und 1881 wurde die Kunsthalle eröffnet. In der einen Hälfte logierte die Städtische Moderne Galerie, in der anderen Hälfte der Künstlerverein.

Mit Hilfe der Wirtschaft eröffneten die Künstler 1902 den Kunstpalast und übergaben ihn 1904 schuldenfrei an die Stadt, die dem Verein daraufhin ein dauerndes Ausstellungsrecht einräumt. Leider wurde dieser Palast abgerissen. Michael Kortländer klagt. „Das Ausstellungshaus, das heute Kunstpalast heißt, hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Kunstpalast zu tun, und zwar weder was die Qualität noch die Größe der Ausstellungsfläche betrifft.“

Das älteste Atelierhaus

Das Atelierhaus Sittarder Straße wurde 1907 nach Plänen des Kölner Architekten Josef Kleesattel für 22 Künstler errichtet. Ausgangspunkt war eine Initiative von Stadt und Industrie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Künstlern. Die Finanzierung lief über Anteilsscheine an der genossenschaftlich organisierten gemeinnützigen GmbH. Der Verein der Künstler hält heute 52 Prozent der Anteile. Das Gebäude ist ein Kleinod, die Mieten sind sehr niedrig.

Drei Paris-Ateliers im Marais

Im Verein der Künstler sitzen Netzwerker. Günther Cremers war zeitweilig Vorsitzender und SPD-Ratsmitglied. Er organisierte im Pariser Marais das Belegungsrecht für drei Ateliers bis 2060. Jeweils 18 Künstler pro Jahr leben und arbeiten zwei Monate lang im historischen Altstadtviertel für ein kleines Geld.

Von 1925 bis 1933 besaß der Verein nach dem Tode des Malers Eduard von Gebhardt ein Altersheim für Künstler. Zeitweilig gab es gar einen eigenen Verpackungsverein für die Kutsch- und Schiffsfahrten der Bilder nach Chicago, Berlin und München.

Mit Geld versteht der Verein auch heute noch umzugehen. Für die „Große“ kostet der Eintritt 8 Euro. Die Anmeldung zur Teilnahme an der Ausstellung kostet 15 Euro. Wer ausgewählt ist, muss zwei Kataloge abnehmen. Wird ein Kunstwerk verkauft, behält der Verein 35 Prozent ein. Die Verkäufe steigen stetig. Die Stadt kauft Kunst für 80.000 Euro, das Land für 10.000 bis 15.000 Euro. Weitere 80.000 Euro zahlt die Stadt fürs Personal des Vereins. Andererseits trägt der Verein Versicherung und Bewachung sowie 50 Prozent für Reinigung und Energiekosten.

Info: „Vom Hungertuch und Kunstpalast“ läuft bis 5. Januar im Stadtmuseum, Berger Allee 2.