Orgel-Festival Ido-Festival: Wenn die Orgel sogar ein Orchester ersetzt

Düsseldorf · Das Düsseldorfer Orgelfestival wurde mit Konzerten von Mendelssohn und Schumann eröffnet. Doch auch diesmal gibt es im Ido-Programm viel mehr als „klassische“ Orgel zu entdecken.

Bei dem Eröffnungskonzert des Festivals interpretierten Els Biesemans, Elsa Grether und Pieter-Jelle de Boer unter anderem Mendelssohns Doppelkonzert für Violine und Klavier in einer Transkription für Solisten und Orgel.

Foto: Ido-Festival/Holger Stoldt

Spätestens, wenn die Ido-Fanfare – 2018 eigens von Matthias Nagel für das Festival komponiert – ertönt, weiß man nicht nur, sondern spürt auch durch Mark und Bein: Das Internationale Düsseldorfer Orgelfestival ist wieder da. Auch dieses Jahr, zum 14. Mal, bietet das Event zwischen dem 27. September und dem 4. November die gesamte Bandbreite dessen, was mit, um und durch Orgel musikalisch gestaltbar ist. In über 40 Veranstaltungen haben Intendant Herbert H. Ludwig, Festivalleiterin Frederike Möller und Künstlerischer Leiter Wolfgang Baumgratz ein Programm zusammengestellt, das neben „Classic“ und „Modern“ (zeitgenössische Musik) – so die Schlagworte, die das Festival selbst nutzt – auch Schwerpunkte wie „Jazz“, „Cross“ (Crossover) und „Family“(Konzerte für Kinder und junge Erwachsene) setzt.

Die Orgel kann sogar ein Symphonieorchester ersetzen

Dabei bemüht sich das Festival, die Königin der Instrumente immer wieder auch in musikalischen Kontext zu setzen, den man vielleicht nicht auf Anhieb vermuten würde. Viele denken vielleicht bei Orgel zunächst an Kirchenmusik, vielleicht noch an gestrenge Fugen oder mit großer Palette gezeichnete romantische Klangwelten, die genuin für dieses Instrument geschrieben wurden; doch Orgel kann mehr – wie beispielsweise bei dem Eröffnungskonzert in St. Antonius in Oberkassel. Denn bei dem Auftaktkonzert des Festivals erwies sich die Orgel auch als ein trefflicher Ersatz für ein ganzes Symphonieorchester. Etwas, was ganz wunderbar funktioniert angesichts der so vielfältigen Klangfarben, die dieses Instrument mittels seiner Register, die bisweilen gerne auch nach Instrumenten wie Oboen, Flöten oder sogar Streicher benannt sind, imitieren kann.

Insbesondere die von den Orgelbauwerkstätten Mühleisen neukonzipierte Orgelanlage, die mit der Fertigstellung des Fernwerks über die Kuppel 2018 vollendet wurde, eignet sich mit ihrer zeitgenössisch eklektischen vom Grundton spätromantischen Grundanlage als trefflichst für „symphonische“ Orgelmusik.

Auf dem Programm standen zwei Transkriptionen von romantischer symphonischer Konzertliteratur. Mendelssohns Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester und Schumanns Klavierkonzert. Erstaunlich, welche neuen Nuancen die beiden Werke durch die Verwendung der Orgel in sich entdecken lassen, und zugleich beeindruckend, dass beide Werke durch die Übertragung der Orchesterstimmen auf die Möglichkeiten einer Orgel eine eigenständige ästhetische Note erhalten. Diese ist doch gänzlich anders als das Original, vielmehr eine eigenständigen alternative Lesart.

Pieter-Jelle de Boer spielte beim Mendelssohn zunächst die Klavierstimme und Elsa Grether, Violine, begleitet am Orgelspieltisch von Els Biesemans, die aber wiederum bei Schumanns Klavierkonzert die Klavierstimme mit de Boer tauschte. Trotz der für die filigranen Details etwas zu halligen Akustik dieser neoromanischen Kirche, gelang es allen drei Interpreten, einen nahezu immer überzeugenden Modus für den Umgang mit beflügelter Energie und Kontrolle zu finden.

Zwangsläufig klingen orchestrale Passagen auf einer Orgel immer „orgelhaft“, somit trotz aller Bemühungen immer auch etwas – je nachdem – erschlagend oder „mechanisch“, dennoch gelang es vor allem auch im Schumann-Konzert lyrische Sanftheit im Dialog mit dem Klavier zu evozieren. Manche Registrierung überraschte ein wenig, wie etwa im zweiten Satz des Schumann-Werkes.

Rundum indes ein beflügelnder Auftakt, dem in den kommenden Wochen so manches Highlight folgen wird: Etwa mit dem Ali Claudi Trio oder Farbklang, jazzige Klänge. „Liquid Soul“ – Musik aus Luft und Wasser, man darf gespannt sein was sich dahinter verbirgt. Es gibt internationale Orgelkonzerte, die Sonntagsorgel in St. Andreas, die Lunch-Time-Orgel in der Johanneskirche, Kinderorgel „Die Bremer Stadtmusikanten“ oder auch Chorgesang mit Orgelbegleitung „Marienleben“ mit dem Bachverein Düsseldorf und Odilo Klasen. Geistliche Musik von Schubert und Beethoven steht in St. Lambertus auf dem Programm. Es gibt Orgel und Operette mit Désirée Brodka und Hans-André Stamm, auch ein spezielles Geburtstagkonzert für Clara Schumann in St. Maximilian. Nathan Laube aus den USA gastiert in St. Antonius. Gershwins „Rhapsody in Blue“ erklingt in der Gustav-Adolf-Kirche in Gerresheim, es fügt sich Rock und Orgel mit der Band Ochmoneks (Friedenskirche) oder auch Patrick Gläser in der Schlosskirche in Eller. Taiko-Trommel mit Orgel mit Wadokyo und Hans-André Stamm ist zu erleben; die Big Band der Hochschule wird erstmalig beim IDO-Festival auftreten. Marcel A. Ober wiederum widmet sich Schuberts großer C-Dur-Sinfonie in St. Lambertus und das Jugendsinfonieorchester der Tonhalle spielt in St. Antonius Oskar Gottlieb Blarrs Konzert für Orgel, Männerchor und großes Orchester „Kol haneschama“.

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