Erwin-Nachfolge: SPD und Grüne stellen sich hinter Karin Kortmann
Bei der SPD bekommt die Kandidatin mit 96,8Prozent der Stimmen ein sehr gutes Ergebnis. Anders bei den Grünen, dort musste sie kämpfen.
Düsseldorf. Jetzt ist sie auch offiziell die OB-Kandidatin von SPD und Grünen: Karin Kortmann wurde am Samstag von den Parteitagen beider Parteien bestätigt. Die Sozialdemokraten statteten sie mit einem sehr guten Ergebnis aus: 151 von 156 Delegierten stimmten für Kortmann - das sind 96,8 Prozent. Ein besserer Wert als nach einigen parteiinternen Querelen zu erwarten war.
Bei den Grünen hatte es die 48-jährige Bundestagsabgeordnete am Nachmittag deutlich schwerer. Mehr als eine Stunde lang diskutierte die grüne Basis darüber, ob es wirklich sinnvoll sein, ohne eigenen Bewerber in den Wahlkampf zu gehen. "Wir werden der Schwanz der SPD", kritisierte etwa Jürgen Gocht, der für die Grünen in der Bezirksvertretung 5 (Stadtnorden) sitzt.
Nach heftiger Diskussion durfte sich die Kandidatin - die solange draußen warten musste - dann selbst vorstellen. Am Ende überzeugte sie doch eine deutliche Mehrheit: 41 von 51 Mitgliedern stimmten für sie. "Für grüne Verhältnisse ein außerordentliches Ergebnis", freute sich Parteichefin Mona Neubaur.
Bei der SPD hatte es zuvor nur ein einziges Mal Spannung gegeben. Ein Raunen ging durch den Raum, als sich der frühere Fraktionschef Hans-Otto Christiansen zu Wort meldete. Er gilt als einer der internen Kritiker Kortmanns. Würde er sich jetzt gegen ihre Bewerbung aussprechen? Er tat es nicht, und stellte sich stattdessen hinter sie. Da war selbst Kortmann erleichtert: Nach seinem Redebeitrag herzte sie Christiansen voller Freude.
Rückendeckung bekam sie auch von der Mona Neubaur, die als Gastrednerin auftrat. Mit Blick auf den Wahltermin am 31. August sagte sie: "Wir haben 71 Tage, um klar zu machen, dass Karin Kortmann mehr ist, als Nicht-Dirk-Elbers."
Wofür sie genau steht, erklärte Kortmann, Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, in ihrer 40-minütigen Rede: "Für eine Politik, die Bürgerbeteiligung fördert, Stadtteile stärkt, Städte und Gemeinden des Umlandes einbezieht, Nachhaltigkeit zum Maßstab erklärt, das Tafelsilber nicht verscherbelt, in der Menschen gesunde Luft atmen und saubere Energie bezahlen können."
Der Planung für einen Kohleblock im Kraftwerk an der Lausward erteilte sie erwartungsgemäß eine klare Absage. Das war eine Bedingung der Grünen gewesen. Bonmot am Rande: Beide Parteichefinnen zeigten sich in schwarzen Anzügen, erst später streifte sich Kortmann ein rotes T-Shirt über.
Kortmanns Nominierung bei der SPD war von Beginn an professionell inszeniert: Anfangs verlas die Landtagsabgeordnete Claudia-Nell Paul mehrere Grußworte, unter anderem von Klaus Wowereit aus Berlin. Auch der Düsseldorfer DGB-Chef Klaus Reuter durfte seine Solidarität erklären.
Nach Verkündung des Wahlergebnisses gab es dann die erwarteten Jubelstürme, der Saal wurde mit lauter Musik beschallt (u.a.: Maceo Parker: "What a wonderful world"). Dazu versammelten sich die Spitzengenossen auf der Bühne, schunkelten und winkten ins Publikum - fast wie in einem amerikanischen Wahlkampf.
Die Parteitagsregie hatte übrigens Kortmann selbst geführt: "Ich überlasse nichts dem Zufall. Und das wird auch im Wahlkampf so sein."