Düsseldorf EU-Verordnung: Dürfen die Waschbären bleiben?
EU will bestimmte Tierarten aus Europa verbannen. Neue Verordnung trifft auch drei Waschbären im Wildpark.
Düsseldorf. Auf der Internetseite des Freundeskreises des Düsseldorfer Wildparks winkt einem noch ein Waschbär entgegen. Der aus Nordamerika stammende Allesfresser mit seiner „Zorromaske“, der Pate stand für Walt Disneys „Panzerknacker“, ist ein wegen seiner den menschlichen Händen ähnelnden Vorderpfoten ein Sympathieträger. Wenn beispielsweise im Zoo Gelsenkirchen der Nachwuchs das Gehege erobert, sind die Tiere ein Publikumsmagnet.
Doch damit könnte bald Schluss sein. Denn die EU will die Zucht nicht heimischer Arten verbieten. Selbst in Zoos oder ähnlichen Einrichtungen. Zu groß sei die Gefahr eines unkontrollierten Ausbruchs, so das Argument. Betroffen sind von der Verordnung aber nicht nur der Waschbär, sondern auch der aus Südamerika stammende Nasenbär, das aus Amerika stammende graue Eichhörnchen oder der graue Mungo. Ziel ist, die einheimische Tierwelt vor einer „Überfremdung zu schützen“.
Der Vorsitzende des Freundeskreises des Düsseldorfer Wildparks, Rüdiger Gutt, ist von dieser Verordnung auf kaltem Fuß erwischt worden. „Wir züchten keine Waschbären, wir nehmen nur Tiere auf, die irgendwo gefunden wurden“, erklärt er gegenüber der WZ. Derzeit leben drei Waschbären im Wildpark, ein männlicher und zwei weibliche. Alle drei sind sterilisiert, können also keinen Nachwuchs zeugen. Das ältere Weibchen ist aus Eller in den Wildpark gekommen. „Damit die Tiere nicht so allein sind, haben wir ein zweites, jüngeres Weibchen dazu genommen“, sagt Gartenamtssprecherin Silke Wiebrock.
Diese Tiere will das Gartenamt so lange wie möglich in seiner Anlage halten. Und zusätzlich auch weitere verwaiste Tiere aufnehmen. Von einem teuren Wasserlauf für Otter und Waschbären haben sich Gartenamt und Freundeskreis mittlerweile verabschiedet. Angedacht war ursprünglich die Anlage eines Bachlaufs quer durch den Wildpark, an dem Otter- und Waschbär-Gehege neu gebaut werden sollten.
Stattdessen haben die Mitarbeiter des Gartenamtes im Winter in Eigenregie einen kleinen Wasserfall im Waschbär-Gehege angelegt. Und zwar vor der EU-Verordnung. „Eine tolle Leistung“ , lobt Gutt. Das dafür vorgesehene Geld soll nun in ein neues Eichhörnchen-Gehege und die artgerechte Erweiterung des Fuchsgeheges gesteckt werden. Das mittelfristig größte Projekt des Freundeskreises ist der Neubau der Waldschule für rund 1,2 Millionen Euro. Errichtet werden soll das Gebäude auf der Wiese nahe der maroden alten Waldschule.
Und was wird mit den Waschbären? Nach Deutschland kamen die Tiere in den 1920er Jahren im Rahmen der Pelztierzucht. Bewusst ausgesetzt wurden zwei Waschbärenpärchen im Jahr 1934 am hessischen Edersee, um dadurch „die heimische Fauna zu bereichern“. Sie entpuppte sich als die erfolgreichste Aktion zur Einbürgerung des Waschbären. 1956 wurde der Bestand in Deutschland auf knapp 300 Tiere geschätzt, 1970 auf etwa 20 000 Tiere und im Jahr 2005 auf eine niedrige bis mittlere sechsstellige Zahl. Schäden für die heimische Tierwelt seien dadurch nicht entstanden, heißt es aus Naturschürzerkreisen, allenfalls zu Konflikten zwischen Mensch und Waschbär, weil sich dieser als talentierter Kulturfolger entpuppt hat und geschickt Mülltonnen plündert. Und so hat sich zum Schutz der Waschbären mittlerweile auch ein Verein gegründet, Kontakt: www.schutz-der-waschbaeren.de
In Düsseldorf sieht man die EU-Verordnung gelassen. „Sie muss erst in deutsches Recht gegossen werden“, sagt Silke Wiebrock. Klar sei nur, dass die Gehege in den Zoos und Wildparks ausbruchsicher sein müssten. Dann sei auch eine gezielte Zucht möglich.