Extremismus-Experte: "Dügida geht bald die Puste aus"

Fabian Virchow glaubt nicht, dass das Bündnis sich hier etablieren kann. Entwarnung will er aber nicht geben.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Kölner hatten am Mittwoch Ruhe: Wegen „mehrerer Krankheitsfälle im Team“ hatte Dügida-Organisatorin Melanie Dittmer den Demonstrationszug durch die Domstadt abgesagt. Für Rechtsextremismusexperten Fabian Virchow ist das möglicherweise ein Zeichen dafür, dass den „Patriotischen Europäer“ langsam die Puste ausgeht, sie ihre Kräfte bündeln und sich mit ihren Demonstrationen künftig auf einen Standort beschränken wollen. Virchow leitet den Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus an der FH Düsseldorf. Am Mittwoch hielt er im Integrationsausschuss einen Vortrag zum Thema „Pegida und Dügida — zur Dynamik rassistischer Prozesse“.

Er machte deutlich, dass er nicht glaubt, dass Dügida in Düsseldorf auf Dauer eine Zukunft hat: „Das läuft sich tot“, so Virchow. Nach dem Zulauf von Pegida in Dresden hätten Gruppierungen an anderen Orten die gehofft, eine ähnliche Dynamik in Gang setzen zu können. Dies sei in Düsseldorf aber nicht gelungen, die Zahl der Teilnehmer, die dem Aufruf von Dügida folgen, überschaubar geblieben. Zusätzlich unattraktiv sei Dügida für viele Düsseldorfer, weil die Anhänger anders als bei Pegida in Dresden fast ausschließlich dem extrem rechten Spektrum zuzuordnen seien.

Entwarnung will Virchow aber trotzdem nicht geben: Bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung gebe es erhebliche Vorbehalte, wenn nicht gar Hass gegen Flüchtlinge und Andersgläubige. „Diese Leute fühlen sich derzeit ermutigt.“ Erst neulich sei er um Rat gefragt worden, weil die Zahl der Hassmails im Landtag deutlich zugenommen habe, die Schreiber sich zudem nicht mehr scheuen, mit ihrem Namen zu unterzeichnen. Etliche Migranten trauten sich nicht mehr auf die Straße, wenn Dügida demonstriere.

Virchow sieht jetzt die demokratischen Parteien in der Pflicht. Den Dialog mit den Organisatoren von Dügida & Co zu suchen, sei aber keine Lösung, deren „Weltanschauung ist hermetisch“. Wichtig sei es vielmehr, dass Politiker den Dialog da suchten, wo konkrete Probleme auftauchen, etwa mit Menschen sprechen, in deren Nachbarschaft bald ein Flüchtlingsheim eingerichtet werden soll.