Düsseldorf Fado-Künstlerin schlägt eine Brücke von Lissabon nach Düsseldorf
Die Sängerin Isabel Noronha begeistert das Publikum in der Tonhalle mit dramatischen Klassikern und leichten Songs.
Düsseldorf. Ob Blumenverkäuferin oder Prostituierte: In alten Lissabonner Stadtvierteln singen sie Fado. Voller Melancholie und Sehnsucht nach Liebe und besserem Leben. Egal, ob sie fröhlich oder traurig sind. „Canto o Fado“ singen sie immer — die Frauen mit langen Locken und in langen Kleidern.
Das Genre bahnte sich im 19. Jahrhundert den Weg von der Straße in den bürgerlichen Salon, später in den Konzertsaal. Ähnlich wie die Lieder der deutschen Romantik. Daher wagte das Schumann-Fest ein ungewöhnliches Experiment und lud Isabel Noronha in die Tonhalle ein. Eine Fado-Künstlerin der jungen Generation sang nicht etwa Schumann-Lieder, sondern schlug eine Brücke zwischen Lissabon und Düsseldorf. Klar, dass sich der portugiesische Generalkonsul José M. Carneiro Mendes das Konzert „Fado nao só“ (Nicht nur Fado) nicht entgehen ließ. Begleitet von zwei Gitarristen (einer mit zwölfsaitiger portugiesischer Gitarre) und Kontrabass schickte Isabel Noronha ihre reine, fast mädchenhafte Stimme hinauf in die Kuppel. Nicht auftrumpfend wie eine Diva, sondern zurückhaltend, leise und sensibel.
Authentisch wirken die meisten Gesänge, ebenso ihre Moderation (darin erklärt sie knapp den Inhalt der Liedtexte), jedenfalls fern von jeder Tourismus-Folklore. All’ das passt zu Schumanns Romantik, zu seinen Gefühls-Welten, zum (Ver-)Zweifeln, zur Freude und zur nachdenklichen Betrachtung über das eigene Leben. Der tänzerische Rhythmus und der silbrig glänzende Lauten-Sound, erzeugt durch Zupfen der Stahlsaiten, verleihen manchen Liedern beschwingte Leichtigkeit, wenn auch immer Nostalgie und Großstadt-Melancholie mitschwingen. Denn genauso wie der Fado kommt auch das Instrument mit birnenförmigem Corpus aus der Gegend von Lissabon.
Natürlich und ungekünstelt kommt Isabel Noronhas Sopran in jeder Nummer über die Rampe. Sie verändert rasch die Stimmungen, gleitet von Klassikern zu neuen Songs, von ausdruckstarker Trauer-Dramatik hin zu unterhaltsamer Leichtigkeit. Und bringt das Publikum im Fado-Schlager „Canto o fado“ dazu, den Refrain mitzusingen. Die Begeisterung war groß: stehende Ovationen und spontan mehrere Zugaben.