(Fast) alle Vögel sind schon da
Wegen der späten Kälte mussten einige nordische Zugvogelarten am Rhein notlanden. Viele heimische Vögel sind noch auf dem Weg zu uns.
Gerade erst habe er die erste Rauchschwalbe am Südparksee gesehen, sagt Tobias Krause, Vogelexperte des Naturschutzbundes (Nabu). Ein klares Zeichen: Der Vogelzug ist in vollem Gange, langsam aber sicher kommt die gefiederte Stammbelegschaft Düsseldorfs zurück aus ihren Winterquartieren im Süden. Aber nicht alle, die zuletzt schon in und rund um Düsseldorf gelandet sind, bleiben auch: „Viele Vögel haben dieses Jahr auch nur einen Zwischenstopp bei uns eingelegt“, sagt Krause. Grund sei die Kälte der vergangenen Wochen. „Dadurch ist es zu einem Zugstau gekommen: Die Arten, die eigentlich noch weiter in den Norden ziehen, zum Beispiel nach Skandinavien, konnten nicht weiter fliegen.“ Im Norden und auch schon hier bei uns sei es einfach noch für die Jahreszeit ungewohnt kalt gewesen.
Einige Arten mussten deswegen in Westdeutschland notlanden, viele auch am Rhein. „In Himmelgeist habe ich zuletzt mehr als 100 Kiebitze gesehen. Das sind mehr, als es an der ganzen Rheinschiene eigentlich gibt“, sagt Vogelkundler Krause. Auch Vogelarten wie Rotdrossel und Waldschnepfe hätten Halt machen müssen. Die notgelandeten Tiere hätten oft ihre Reserven für den Weiterflug aufgezehrt und dann auch hier kaum Nahrung gefunden. „Der Boden auf den Feldern war gefroren. Für Vögel, die zum Beispiel auf Würmer als Nahrung angewiesen sind, waren das schwere Tage.“ Mittlerweile habe sich der Zugstau aber größtenteils aufgelöst. Und die gestrandeten Gäste seien wieder auf dem Weg nach Norden.
Derweil kommen jetzt Düsseldorfs typische Sommervögel nach und nach zurück. Während die ersten Rauchschwalben schon da sind, kommen die Mauersegler erst rund um den 1. Mai zurück. „Spätestens am 15. April sind die Nachtigallen da und am 15. Mai, einen Monat später, sind dann auch die letzten Gelbspötter und Sumpfrohrsänger wieder bei uns“, sagt Krause.
Beobachten lassen sich die Zugvögel prinzipiell in allen Gärten und Parks der Stadt, besonders gut aber am Rhein, der vielen Vögeln als Zugroute dient. In dem von Tobias Krause mitverfassten Buch „Die Vogelwelt von Düsseldorf und Umgebung“ (Co-Autor: Jürgen Schumann), das Ende vergangenen Jahres erschienen ist, listet er einige geeignete Beobachtungsorte für die heimischen Vogelarten auf. Im Himmelgeister Rheinbogen zum Beispiel siedelt das vermutlich größte Nachtigallen-Vorkommen der Umgebung. Teile der Wälder dort sind bei Sturm Ela zusammengebrochen, entstanden sind Schlagfluren, die einen geeigneten Lebensraum für den Gelbspötter bieten. Auch Greifvögel wie Schwarzmilan und Steinkauz brüten dort.
Im Benrather Schlosspark lassen sich neben den häufigen Wald- und Wasservogelarten auch solche beobachten, die sonst nicht leicht zu entdecken sind — etwa das Sommer- und das Wintergoldhähnchen. Am Elbsee dagegen finden aufmerksame Beobachter sogar mehr als 70 verschiedene Wasservogelarten, wie Zwergsänger, Schell- und Reiherente. Aber auch seltene Arten wie Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe und Schwarzhalstaucher sind darunter. Im Süden des Elbsees gibt es einen Aussichtsturm, im Nordosten einen Aussichtshügel. Krause empfiehlt, zur Beobachtung dort mindestens drei Stunden einzuplanen.
Die größte zusammenhängende Grünfläche der Stadt ist das Gelände des Flughafens, nordwestlich daran grenzt das Hochwasserrückhaltebecken Kalkum. Dort können unter anderem Bluthänfling, Dorn- und Klappergrasmücke sowie Gelbspötter gut beobachtet werden. Jetzt in den Zugzeiten kommen noch viele weitere Arten dazu, etwa Neuntöter, Steinschmätzer, Braunkehlchen und Brachpieper. Daneben sind auch auf dem Flughafengelände selbst viele Arten zuhause; etwa Schwarzkehlchen, Wiesenpieper und vor allem Feldlerchen.
Nur mit Führungen kann dagegen die Sandgrube am Naturschutzzentrum Bruchhausen in Erkrath betreten werden. Dieses Gebiet ist reich an Vogelarten, von Bedeutung sind dort etwa die Vorkommen von Uferschwalbe und Bienenfresser. Informationen zu Führungen gibt es auf der Internetseite des Naturschutzzentrums in Erkrath-Bruchhausen.
naturschutzzentrum-bruchhausen.de