Stadtgeschichte Flingern: Geschichte und Geschichten eines Stadtteils

Düsseldorf · Der Stadtteil Flingern Süd ist geprägt von seiner industriellen Vergangenheit. Er sorgte immer wieder für Aufmerksamkeit, so durch Hausbesetzungen in der Kiefernstraße. Bei Stadtteilführungen werden die Hotspots des Viertels erkundet. Und davon gibt es einige.

Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Die Landeshauptstadt hat ausgesprochen viele Gesichter. Je nachdem, in welche Ecke es einen verschlägt, zeigt sich Düsseldorf mal chic herausgeputzt oder mit reichlich Patina, mal ländlich idyllisch oder großstädtisch, mal betagt oder ganz neu. Der rhythmische Wechsel zwischen Großindustrie, Arbeiterquartieren und bürgerlichen Wohnvierteln prägte lange Zeit das Stadtbild abseits der Innenstadt.

Foto: Michels

Ein Stadtteil, der viele dieser Aspekte Düsseldorfs in sich vereint, ist Flingern. Im Norden entwickelte sich aus dem in Teilen ehemaligen Arbeiterviertel ein florierender - ob man es nun gut oder schlecht findet - gentrifizierter Stadtteil. Der Süden indes, hat er sich zwar auch massiv gewandelt trägt heute noch das metallisch schmeckende, schwere Erbe seiner Ursprünge mit sich herum. Südlich der Bahntrasse Düsseldorf/Wuppertal rund um Erkrather Straße, Höherweg, Gerresheimer Straße, Fichtenstraße und Kiefernstraße liegt ein Gebiet, das wohl bei nüchterner Betrachtung nicht wirklich zu den attraktivsten Ecken der Landeshauptstadt zu zählen ist. Wobei es - wie so oft - eine Frage des Blickwinkels sein dürfte. Interessiert man sich für Stadtentwicklung, für Industriegeschichte oder den subkulturellen Hotspot rund um die durch die Hausbesetzungen in den 1980er berühmt gewordene Kiefernstraße, so kann Flingern Süd sehr spannend sein.

Kasper Michels Rundgänge erkunden das Areal

Will man erfahren, wie das Gelände rund um das Capitol und das Tanzhaus NRW früher genutzt wurde, oder etwa Geschichten rund um die stahlverarbeitenden Betriebe im Viertel oder die Historie hinter dem Zakk kennen lernen, will man Spuren einer untergegangenen Zeit erkunden, so lohnt sich, mit offenen Augen durch das spröde Gelände zu spazieren, oder auch, sich von einem Fachmann führen zu lassen. Einer, der sich nicht nur hervorragend mit der jüngeren Geschichte des ehemaligen Industriegebietes, umschlungen von Arbeiterwohnungen, auskennt, sondern auch über die Anfänge von Flingern als Industriestandort im 19. Jahrhundert berichten kann, ist Kasper Michels von der Initiative Flinger Pfad. Lebte er selbst in den 80ern an der Kiefernstraße und verhandelte seinerzeit die Mietverträge für die Hausbesetzer mit. Sein Stadtteilrundgang, in Kooperation mit dem ZAKK, beleuchtet die Geschichte und Geschichten rund um das südliche Flingern, aber auch die angrenzenden Gebiete. Widmet sich natürlich der Kiefernstraße, die ihm sehr am Herzen liegt, oder den ähnlich beschaffenen ehemaligen Arbeiterquartieren aus dem frühen 20. Jahrhundert an der Ruhrtalstraße. Doch auch wenn vieles nicht mehr sichtbar, abgerissen oder umgewandelt wurde, so lassen sich Spuren etwa von dem alten Gasometer entdecken, das lange den Blick im Stadtteil prägte. Heute werden dort Automobile verkauft.

Wie hat sich das Gelände der Stadtwerke gewandelt? Wo lagen die Vereinigten Kesselwerke, Klöckner, Hein-Lehmann?

Die Seele des Stadtteils wurde abgerissen

„Die Seele des Stadtteils ist abgerissen worden“, sagt Michels. Er könne sich noch gut an die 70er Jahre erinnern, als er als junger Student dort mit der schwerindustriellen Produktion in Berührung kam. Wie sich das Areal damals noch zeigte.

Kaum vorstellbar, dass dort um 1820 dörflich geprägt lediglich einige Bauernhöfe standen, Wald, Sumpfgebiete und ein wenig Ackerland. Was im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts seinen Ausklang fand, nahm mit der Industrialisierung um die 1840er Jahre seinen Anfang und sollte über 100 Jahre lang das Leben in Düsseldorf maßgeblich mitprägen. Heute verändert sich das Viertel indes erneut.

Die kommenden Führungen am 27. Mai und 10. Juni sind ausgebucht. Der Rundgang wird allerdings am 9. und 16. September um 14 Uhr wiederholt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter: stadtteilfuehrung@zakk.de