Düsseldorf Flughafen-Katastrophe vor 20 Jahren: Bilder, die nie mehr verschwinden

Am 11. April 1996 kam es in Düsseldorf zur Katastrophe. Beim Brand des Flughafens starben 17 Menschen. Wie unser Reporter das Unglück erlebte.

Foto: Flughafen Düsseldorf/dpa

Düsseldorf. Es deutete in der Redaktion nichts darauf hin, dass am 11. April vor 20 Jahren irgendetwas Besonderes passieren würde. Daran änderte auch der Anruf eines Fotografen zunächst nichts, der am Nachmittag, um kurz nach halb vier, mitbekommen hatte, dass die Feuerwehr zu einem Einsatz am Flughafen ausrückte — zu einem Brand in einem Blumenladen. Was sollte da Schlimmes geschehen? An einem Ort, der immer voll mit Menschen ist, die sich durch das Terminal drängen, wo jede Rauchentwicklung innerhalb weniger Augenblicke entdeckt wird? Und doch wurde es der Tag, den ich nie mehr vergessen werde. Mit Bildern, die immer wiederkehren und die mich mein ganzes Leben begleiten.

Foto: Flughafen Düsseldorf/dpa

Wenige Minuten später wurde nämlich klar, dass der Brand doch ernst zu nehmen ist. Es war damals ein anderes Zeitalter der Kommunikation, kaum jemand hatte ein Handy, es gab kein mobiles Internet, geschweige denn eine Plattform wie Facebook, die Informationen in Windeseile verbreitet. Ich habe mich damals auf mein Fahrrad gesetzt, weil der Fotograf schon auf dem Weg zum Flughafen war. Er sollte viel später ankommen als ich.

Foto: Flughafen Düsseldorf/dpa

Als ich um kurz vor 16 Uhr auf den Airport zusteuerte, hatte die Polizei bereits alles abgesperrt. Für Autos gab es kein Durchkommen mehr. Auch für Pressevertreter wurde keine Ausnahme gemacht. Weil die Beamten sehr beschäftigt waren, bin ich mit dem Rad einfach durch die Absperrung gefahren. Ein Polizist hat noch hinter mir her gerufen, unternahm aber keinen Versuch, mich aufzuhalten.

Foto: Flughafen Düsseldorf/dpa

Wenige Augenblicke später fuhr ich auf das Terminal zu. Die riesige schwarze Rauchwolke, die über dem Gebäude aufstieg, ist eines der Bilder, die nie wieder verschwinden werden. Erst viel später habe ich mir Gedanken gemacht, dass die Wolke vielleicht giftig gewesen sein könnte.

Rund um das Terminal herrschte völliges Chaos. Verzweifelte Menschen rannten durcheinander, waren auf der Suche nach Familienmitgliedern und Freunden. Ein etwa 60 Jahre alter Mann packte fest meinen Arm und fragte. „Haben Sie meine Frau gesehen?“ Nein, hatte ich nicht. Wie auch.

Zunächst war es nur ein Gerücht, dass es in dem Terminal Tote gegeben hatte. Unter Atemschutz waren Feuerwehrmänner in das Gebäude eingedrungen, hatten Menschen aus den Trümmern geborgen. Unmittelbar vor dem Terminal begannen Rettungssanitäter mit Wiederbelebungsversuchen. Verzweifelt kämpften sie um jedes Opfer. Auch um das Leben eines sieben Jahre alten Jungen, der mit seinem Vater in einen Aufzug gestiegen war, der mitten im Chaos stoppte. Minutenlang versuchte ein Notarzt, das Kind zurück zu holen. Vergebens. Der Notarzt atmete tief durch und schüttelte den Kopf.

Schon einen Augenblick, später wurde die Trage mit dem nächsten Schwerverletzten aus der Halle gebracht.

17 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben. 88 wurden verletzt. Ich habe nach dem Brand noch einen Tag gearbeitet und dann ein paar Tage frei genommen, um die Eindrücke zu verarbeiten. Viele, die damals vor Ort waren, haben lange an den Folgen gelitten. Ich hatte noch eine ganze Weile Kontakt zu einer Rettungssanitäterin, die ihren Beruf danach aufgeben musste. Sie konnte nie mehr in ein Einsatzfahrzeug steigen. Auf rund eine Milliarde Euro wird der Sachschaden des Brandes geschätzt. Der Schaden, den die Katastrophe in die Seelen vieler Menschen gebrannt hat, lässt sich nicht in Zahlen messen. Ein Schicksalstag.