Frauen an der Macht: In Düsseldorf die Ausnahme
Einzelfälle bestätigen nur: In Wirtschaft und Politik haben weiter Männer das Sagen.
Düsseldorf. In Düsseldorf haben noch immer die Männer das Sagen. Unterfüttert wurde diese These jetzt noch einmal durch die Kommunalwahl. Frauen spielen im Rathaus an den Schalthebeln keine große Rolle. Von den vier Bürgermeistern (OB und drei Vertreter) ist nur eine weiblich, in der siebenköpfigen Dezernentenriege ist auch nur eine Frau.
Bei den Ratsfraktionen kratzen die Grünen (fünf Frauen von elf Ratsmitgliedern) und die SPD (zehn von 24) wenigstens an der 50-Prozent-Quote; die CDU hinkt mit gerade mal sechs Ratsfrauen bei 25 Ratsherren krass hinterher.
Der neue Fraktionschef Rüdiger Gutt bedauert das, sagt aber auch: „Zum einen haben leider einige Frauen als Direktkandidaten im Wahlkreis verloren. Zum anderen werden die Kandidaten auch von der Basis im Ortsverband selbst aufgestellt, da kann man nicht groß steuern.“ Dennoch müsse die CDU noch gezielter Frauen für parteipolitisches Engagement ansprechen und gewinnen, sagt Gutt. Dass das bei Frauen, die womöglich schon die Doppelbelastung Beruf-Familie schultern müssten, nicht einfach werde, sei klar.
Auch in der Düsseldorfer Wirtschaft kann von einer nennenswerten Frauenquote in den oberen Führungsetagen keine Rede sein. In den meisten größeren Unternehmen bleiben Männer unter sich. Sicher, es gibt ein paar Ausnahmen: Kathrin Menges bei Henkel (Personalvorstand), Silke Lautenschläger bei Ergo, Karin-Brigitte Göbel bei der Stadtsparkasse oder Ingrid Haas, die Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone in Deutschland ist. Aber das sind eben Ausnahmen.
Elisabeth Wilfart, die städtische Gleichstellungsbeauftragte, hat natürlich bei allen politischen Wahlämtern keinen Einfluss auf deren Besetzung. Was den „Konzern Stadt“ mit seinen rund 10 000 Beschäftigten anbetrifft, stehe Düsseldorf nicht so schlecht da: „Wir haben bei den Amts- und Institutsleitern immerhin eine aktuelle Frauenquote von 31,7 Prozent.“
Wilfart betont, dass es bei der Förderung der Frauen für Führungspositionen keinesfalls darum gehen dürfe, einen Kampf gegen die Männer zu führen. Viele gut ausgebildete Frauen (die übrigens bessere Schul- und Hochschulabschlüsse machen) fühlten sich auch gar nicht benachteiligt, prinzipiell stehe ihnen ja heute alles offen. „Tatsächlich aber hängt über vielen Frauen eine gläserne Decke. Sie sehen die Spitzenposition über sich, gelangen aber nicht hin“, so Wilfart.
In der Medizin sei das immer noch ein verbreitetes Phänomen. Die besten Mädchen aus einem Abi-Jahrgang studieren Medizin, machen auch noch den Facharzt, aber dann ist meistens Schluss, weil zum Beispiel ein Kind auf die Welt kommt und die totale Verfügbarkeit in der Klinik unmöglich wird. Deshalb sind Frauen unter Chefärzten absolute Exotinnen.
Solche Probleme sieht auch Brigitte Grass, die es als Frau an die Spitze der Fachhochschule gebracht hat: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist weiterhin vor allem Frauensache.“ Deshalb hat die FH in den vergangenen Jahren die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit ausgedehnt — mit Erfolg. Die Frauenquote sei in Gremien wie Rat (50 Prozent) und Senat (32 Prozent) zum Teil deutlich gestiegen. Das sei auch gelungen, weil Frauen ermutigt wurden, sich auf solche Posten zu bewerben.
Langfristig sieht Brigitte Grass das Ziel, Männer stärker familiär in die Verantwortung zu bringen, ein Erfolg sei schon, dass mehr von ihnen heute Erziehungszeiten nehmen. Ihr Fazit: „Da ist Männerförderung angesagt.“
Mitarbeit: eck