Demonstrationen Fridays for Future: Viele Schulen zeigen sich nachsichtig

Düsseldorf · Die meisten Schulleiter haben Verständnis für das Engagement der Schüler, Probleme durch verpassten Unterricht gebe es kaum. Nur wenige Schulen gehen einen strengeren Weg.

Eine der vergangenen Demos von Fridays for Future mitten in der Carlstadt an der Kirche St. Maximilian.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Seit fast einem halben Jahr gehen auch in Düsseldorf Freitag für Freitag Schüler auf die Straße und streiken für mehr Klimaschutz — auch während der Schulzeit. Kritiker wie der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hatten deshalb bereits empfohlen, die Demonstrationen lieber in die Freizeit zu verlegen. Doch welche Auswirkungen haben die Dauerproteste tatsächlich auf den Unterricht in Düsseldorf? Offenbar keine großen, das zumindest ist Aussagen von Schulleitern und auch Schülern zu entnehmen. Wer einzelne Schulstunden verpasst, muss bislang keine weitgehenderen Konsequenzen befürchten.

Von Schülern des Görres-Gymnasiums heißt es etwa, dass Lehrkräfte und Schulleiter Fehlstunden aufgrund der Demonstrationen eher locker sehen. Auch Schulleiter Axel Kuhn zeigt sich verständnisvoll: „Ich kann das Engagement gut verstehen.“ Und er betont den Unterschied zu einer einfach blaugemachten Stunde. Auch eine Exkursion mit Lehrern und 70 Schülern hat die Schule im Januar schon organisiert. Allerdings betont Kuhn auch, dass „Schulbildung ein Kinderrecht ist, dass viele Kinder auf der Welt nicht haben“. Deshalb sieht er den Streik auch kritisch.

Mehr als mal die ein- oder andere unentschuldigte Fehlstunde habe sich bei den Schülern bislang nicht angesammelt, weitergehende Disziplinarmaßnahmen seien nicht nötig.

Auch Gabriele Patten, Schulleiterin des Luisen-Gymnasiums, sieht das so. „Konkret sind am Luisen-Gymnasium bisher aber quasi keine nennenswerten Probleme oder Konflikte zu verzeichnen.“ Auch Regine Brochhagen-Klein, die die Joseph-Beuys-Gesamtschule leitet, berichtet, dass lediglich die Fehlstunden dokumentiert würden. Generell finde sie das Engagement der Schüler „gut und richtig“. Eine Aussage, die sich mit der Einschätzung von Schülern der Schule deckt.

Allgemeine Attestpflicht an Freitagen gibt es im Einzelfall

Sabina Fahnenbruck, Schulleiterin des Cecilien-Gymnasiums, äußert sich ebenfalls wohlwollend. „Bisher mussten wir noch nicht über Strafen oder sonstige Maßnahmen nachdenken.“ Wer Unterricht verpasst, müsse ihn selbstständig nachholen.

Aus der Schülerschaft heißt es hier sogar, dass manche Lehrer im Vorfeld Beurlaubungen für Besuche der Demos ausstellen oder diese im Nachhinein entschuldigen. Beurlaubungen sind laut eines Schreibens des Schulministeriums an die Schulen im Einzelfall sogar möglich, allerdings „nicht regelmäßig“.

Nicht akzeptiert würden Aussagen einzelner Schüler des Cecilien-Gymnasiums zufolge allerdings Aushänge für Fridays for Future, da diese als Aufrufe zum Schwänzen verstanden werden könnten. „Deshalb werden hier zum Teil die Klowände genutzt“, sagt ein Schüler.

Doch nicht überall werden die Spielräume der Schulen und das Engagement der Schüler, das Stadtdirektor und Schuldezernent Burkhard Hintzsche sogar bei einer Demonstration vor dem Rathaus per Megafon lobte, auch genutzt und geschätzt. Am Comenius-Gymnasium in Oberkassel hatte es ja wie berichtet offenbar Drohungen der Schulleitung gegeben, Namen an die Bezirksregierung weiterzugeben, was von Fall zu Fall sogar ein Bußgeld nach sich ziehen könnte. Auch auf nochmalige Anfrage will sich die Schule nicht zum Vorgehen äußern.

Sie verweist lediglich an die Bezirksregierung und ans Schulministerium. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte stets auf Einhaltung der Schulpflicht gepocht.

Das versuchen andere Schulen laut dem Mitorganisator der Demos, Lukas Mielczarek auch schon mal restriktiver umzusetzen. An einigen Schulen werde mit der Weitergabe der Namen an die Bezirksregierung gedroht, was manche Schüler davon abhalte, zu den Demonstrationen zu kommen. Eine generelle Attestpflicht sei etwa bei der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Grevenbroich eingeführt worden.

Mielczarek sagt allerdings auch: „Die große Mehrheit der Schulen geht mit dem Thema aus meiner Sicht nachsichtig um.“