Florence-Nightingale-Krankenhaus Frühchen-Station: 13 Babys von Darmkeim befallen

VRE-Bakterien am Florence- Nightingale in Kaiserswerth: Zwei Säuglinge werden noch behandelt.

Extrem zu früh geborene Säuglinge benötigen eine intensivmedizinische Rundum-Betreuung in einer darauf spezialisierten Klinik. Das Bild zeigt ein „Frühchen“ in einem Hamburger Krankenhaus.

Extrem zu früh geborene Säuglinge benötigen eine intensivmedizinische Rundum-Betreuung in einer darauf spezialisierten Klinik. Das Bild zeigt ein „Frühchen“ in einem Hamburger Krankenhaus.

Foto: dpa

Düsseldorf. Auf der Kinderintensivstation am Kaiserswerther Florence-Nightingale-Krankenhaus sind bereits Anfang März bei 13 Säuglingen VRE-Keime (Vancomycin-resistente Enterokokken) festgestellt worden. Das teilten Krankenhaus und städtisches Gesundheitsamt am Dienstag in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz mit, nachdem ein Vater den „Keim-Alarm“ öffentlich gemacht hatte.

Zum aktuellen Stand der Dinge sagte Martin Berghäuser, der leitende Oberarzt der Neonatologie und Kinder-Intensivstation: „Insgesamt waren seit dem 5. März 13 Frühgeborene betroffen, eine Infektion aber wiesen nur zwei davon auf. Sie wurden mit einem wirksamen Antibiotikum behandelt, was zur Stabilisierung ihres Zustandes führte, sie sind beide nicht mehr in Gefahr.“

Die anderen elf „Frühchen“ waren oder sind mit dem VRE-Keim nur „besiedelt“, das heißt, sie tragen ihn in ihrer Darmflora, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt.

Am Dienstag waren noch fünf der Säuglinge in stationärer Betreuung in Kaiserswerth, sechs konnten nach Hause entlassen werden. Zwei der mit dem Keim besiedelten „Frühchen“ sind indes verstorben — allerdings könne ein Zusammenhang mit dem Keim ausgeschlossen werden, betonte Berghäuser sofort: „Sie sind leider an Komplikationen in Zusammenhang mit ihrer extremen Frühgeburtlichkeit gestorben. Zum Hintergrund: Frühgeborene, die schon in der 23. Schwangerschaftswoche oder kurz danach zur Welt kommen, schweben von Anfang an in permanenter Lebensgefahr.

Das „Florence Nightingale“ beteuert, man habe durch umfangreiche Hygiene-Maßnahmen und die Isolierung der Säuglinge eine weitere Ausbreitung verhindert. Die letzten Screenings per Abstrich hätten keinen weiteren Fall hervorgebracht. Berghäuser gab freilich zu, „dass wir betroffen über die Vielzahl der Fälle sind“.

Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels bescheinigte der Klinik nach dem Auftreten der Fälle ein vorbildliches Verhalten: „Die Meldung an uns erfolgte prompt, als sie formal noch gar nicht erforderlich war.“ Wie die Keime allerdings auf die Frühchen-Station gelangten, ist trotz aller Spurensuche noch nicht ermittelt. Die Verbreitung erfolgt meist durch Handkontakt und über kontaminierte Flächen.

Beim VRE handelt es sich um Enterokokken, die zu den normalen Darmbakterien zählen, die aber gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind. Experten zählen den Keim zu den normalerweise weniger gefährlichen, zumal Infektionen die Ausnahme sind. Allerdings ist bei Säuglingen, noch dazu bei deutlich zu früh geborenen, jede Infektion sogleich hochgefährlich.

„Deshalb müssen bei Frühchen oft sehr schnell Antibiotika verabreicht werden, ihr Immunsystem ist häufig zu schwach, selbst mit Erregern fertig zu werden“, erklärt Neonatologe Berghäuser. Und räumt zugleich ein, dass man sich so möglicherweise multiresistente Keime selbst heranzüchte, denn je häufiger Antibiotika auf seiner Station gegeben würden, desto größer sei die Gefahr, dass sich die Keime gleichsam darauf einstellten und immun würden. Berghäuser: „Aber natürlich können wir auf die lebensrettenden Antibiotika nicht wegen der Sorge vor Resistenzen verzichten.“