Sie haben am 1. April das Restaurant „The Lox“ in Oberkassel eröffnet. Wie kam es für Sie als noch immer aktiver Fußballer dazu?
Gastronomie Bundesliga-Fußballer Sidney Sam hat jetzt ein Restaurant in Düsseldorf
Düsseldorf · Das „The Lox“ in Oberkassel ist eröffnet. Im Interview spricht der Spieler des VfL Bochum über seine Beweggründe.
Ein Fußballspieler will die Düsseldorfer Gastronomie-Branche in Angriff nehmen: Der derzeit in den Diensten des VfL Bochum stehende Offensivspieler Sidney Sam hat jetzt gemeinsam mit Freunden das Restaurant The Lox“ in Oberkassel eröffnet. Was ihn dazu getrieben hat, hat er im Gespräch verraten.
Sidney Sam: Ich bin ja eigentlich noch voll im Saft und auch weiterhin Fußballer – das erst einmal vorweg. Vor viereinhalb Jahren, als ich noch bei Schalke gespielt habe, habe ich meinen jetzigen Geschäftsführer Eddie Shirazi kennengelernt. Wir haben uns direkt gut verstanden und uns dann häufiger gesehen – daraus ist eine richtige Freundschaft entstanden. Irgendwann kam Eddie, der immer schon eine große Affinität zur Gastronomie hatte, auf die Idee mit einem eigenen Restaurant. Wir haben locker drüber gesprochen, aber das Thema war erst einmal lange Zeit auf Eis gelegt.
Dann ist es aber ja doch dazu gekommen.
Sam: Genau. Ich bin nach einigem Überlegen mit meinem Schwager Michel Wehler, der jetzt auch Küchenchef ist, auf Eddie zugekommen. Er ist absoluter Fleisch-Experte und kennt sich bestens aus. Also war relativ schnell klar, dass wir das als Team durchziehen wollen. Ich muss ehrlich sagen, wenn es diese Konstellation nicht geben würde, wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, als Gesellschafter ein Restaurant in Düsseldorf zu eröffnen.
Sie haben für Leverkusen gespielt, für Schalke und jetzt für Bochum. Wie sind Sie auf den Standort Düsseldorf-Oberkassel gekommen?
Sam: Die Gegend ist der perfekte Ort. Hier am Belsenplatz entwickelt sich gerade viel und vor allem gibt es in Oberkassel noch kein richtig gutes Steakhaus. Und das, obwohl man hier ansonsten bereits großartige Gastronomie-Angebote findet. Als wir den Laden, in dem früher der Tapas-Laden „Chuzo“ beheimatet war, gesehen haben, wussten wir: das ist es. Michel kennt die Szene gut und ihm war klar – hier fehlt Fleisch.
Wie war das für Sie als Fußballer, einen Business-Plan zu erarbeiten? Das ist ja nicht gerade Alltag.
Sam: Da bin ich froh, dass ich mit Eddie und seiner Frau Nilu zwei echte Profis an der Seite habe, die mit ihrem BWL-Hintergrund Erfahrung in so etwas haben. Ganz unerfahren bin ich aber auch nicht, schließlich habe ich mir ja auch Immobilien zugelegt – da beschäftigt man sich ja auch mit Geldanlage. Ein zweites Standbein ist das Restaurant für mich aber nicht. Ich mache das aus Leidenschaft und Spaß. Gastronomie ist immer ein Risikofaktor.
Was reizt Sie an dem Thema Gastronomie?
Sam: Das Vertrauen in mein Team ist das Wichtigste – das vorweg. Ich habe vor meiner Profikarriere eine Ausbildung zum Hotelfachmann angefangen, hatte also bereits in jungen Jahren Kontakt mit der Branche. Damals hat mir mein Trainer Thomas Doll aber gesagt, dass ich mich zwischen Arbeit und Fußball entscheiden muss – das wäre heute auch anders.
Sie haben am 1. April eröffnet. Wie viel Vorlauf gab es?
Sam: Konkret vor einem Jahr haben wir uns entschieden, dass wir das Restaurant eröffnen wollen. Es ist also nicht so, dass wir das mal kurz in meiner Verletzungspause gemacht haben – auch, wenn eventuell bei manchen der Eindruck entstanden ist. Das bekommt man nicht hin und so war es auch nicht.
Was bedeutet „The Lox“?
Sam: Wir wollten den Laden erst „Ochse“ nennen. Das klang aber irgendwie nicht gut. Dann sind wir in die englische Sprache und eben auf „Ox“ gekommen. „Lox“ ist dann die Abkürzung für „The lovely Ox“ – der schöne Bulle.
Sie haben sich ja bewusst für ein Steak-Haus entschieden. Ihr ehemaliger Mannschaftskamerad Naldo hat kürzlich eine halbe Wagenladung Fleisch vom Carlsplatz zu sich nach Monaco bestellt. Woher beziehen Sie dasFleisch?
Sam: Wir beziehen unser Fleisch von Delta-Fleisch, einem Großlieferanten aus Hamburg. Unser Koch Michel hat dort selbst fünf Jahre lang gearbeitet und kennt den Geschäftsführer sehr gut. Zufällig ist er auch HSV-Mitglied, wo ich ja meine Karriere begonnen habe. So schließen sich manchmal die Kreise. Er hat uns zugesichert, sich persönlich um unser Fleisch und die entsprechende Qualität zu kümmern – denn das ist das Wichtigste. Wir bieten hauptsächlich deutsches Fleisch aus Pommern an, abgehangenes Dry-Aged. Aber der ein- oder andere möchte auch US-Fleisch. Das bieten wir dann auch an.
Welchen Vorteil bietet deutsches Fleisch?
Sam: Wir haben einfach mehr Kontrolle und wissen, wo es herkommt. Die Ochsen werden frei gehalten und bekommen nur natürliche Lebensmittel, das ist wichtig für uns – und ganz ehrlich, man schmeckt das auch.
Bei der Eröffnung war mit Reiner Calmund ein alter Weggefährte mit dabei. Wie hat es ihm geschmeckt und wie findet er die Idee?
Sam: Der war begeistert. Er hat beide Daumen hoch gemacht – das ist das Beste, was einem passieren kann bei ihm. Und er kennt sich ja nun wirklich aus mit Essen.
Welche Rolle spielt für Sie als Team, dass Sie mit Ihrem Namen und Status als ehemaliger Nationalspieler einen gewissen Promi-Status mitbringen?
Sam: Ich hätte das Restaurant auch eröffnet, wenn ich kein Fußballer wäre. Aber es spielt natürlich in die Karten, dass manche Gäste erst einmal kommen und hoffen, dass sie vielleicht ja Fußballer sehen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass keiner nur wegen meiner Person noch einmal kommt, wenn es ihm nicht geschmeckt hat. Wir müssen also abliefern und gute Qualität bringen. Nur darum geht es.
Dafür kostet das Essen aber auch etwas mehr.
Sam: Das stimmt. Aber wer weniger zahlen möchte, für den haben wir beispielsweise eine wechselnde Mittagskarte, da kostet alles zwischen acht und 15 Euro.
Wie muss man sich das Thema Ernährung heutzutage in der Mannschaftskabine vorstellen? Wird über gutes Essen geredet? Hat sich das im Vergleich zu Ihrem Karrierebeginn verändert?
Sam: Das hat sich extrem gewandelt. Wir haben beim VfL Bochum beispielsweise vier Veganer. Das muss jeder selbst wissen. Ich selbst habe für mich entschieden, dass man nach dem Training auch mal ein gutes Stück Fleisch essen kann. Für mich war vegane Ernährung nichts. Als ich es einmal versucht habe, war ich häufiger verletzt. Ich esse selbst gerne Fleisch.
Wenn man so etwas plant und aktiv angeht – wie stark denkt man dann schon an das Karriere-Ende?
Sam: Gar nicht. Ich habe noch Ziele, die ich erreichen möchte. Ein Verein in der Region hier in der Ersten Liga wäre für mich optimal. Es ist aber noch genug Zeit, das zu planen – ich kann dem ein- oder anderen Verein mit Sicherheit weiterhelfen.
„The Lox“, Theo-Champion-Straße 2, Telefonnummer 0211 9542 7555.