Ganz in Weiß im Ehrenhof

Beim „Diner en Blanc“ kommen 150 Gäste spontan zusammen und essen gemeinsam.

Düsseldorf. So eine Szene hat der Ehrenhof noch nicht gesehen: Auf dem Mittelweg Richtung Tonhalle bewegt sich ein weißer Lindwurm. 150 ganz in Weiß gekleidete Menschen jeden Alters marschieren zum Ende des Ensembles. Unter den Armen: Kühltaschen, Holzstühle, Picknickkörbe. Verwundert bleibt eine Passantin stehen: „Was ist denn hier los?“ „Eine Hochzeit“, schmunzelt Agnieszka Pszczulny. Doch Samstagabend erlebt der Ehrenhof keine Hochzeitsfeierlichkeiten, das „Diner en Blanc“ feiert in Düsseldorf Premiere.

Das Konzept des Abends ist simpel: Im Internet — in diesem Fall bei Facebook — verabreden sich Menschen zu einem gemeinsamen Picknick. Dabei kennen sich die Teilnehmer nicht. Wer mitmachen will, muss nur ein paar Bedingungen erfüllen: Er sollte sich ganz in Weiß kleiden, Stühle und Tische mitbringen, dazu eine weiße Tischdecke und ein dreigängiges Menu nebst Getränken.

Als das hat Willi Schön auf eine kleine Handkarre geschnallt, als er um kurz nach 18 Uhr am Robert-Lehr-Ufer zwischen Rheinterrasse und Open-Air-Kino eintrifft. Das „Diner en Blanc“ hat durch aus etwas Konspiratives: Den eigentlichen Ort des Picknicks kennen nur die Veranstalter, diese führen die Teilnehmer vom Treffpunkt aus zum vorher ausgesuchten Platz.

Dementsprechend gespannt ist Willi Schön: „Die können das eigentlich nur hier oder im Ehrenhof machen“, sagt der Düsseldorfer. Er und seine Frau freuen sich auf das „Diner en Blanc“: „Wir haben das im Internet gesehen und waren begeistert von der Idee.“ Schon vor Jahren wollte Schön selbst ein solches Treffen initiieren: „Es sind ruhige Veranstaltungen mit netten Menschen, es gibt kein Gegröle und keine Partystimmung.“

Gegen 18.30 Uhr bewahrheitet sich Schöns Tipp, eine der Veranstalterinnen gibt den nahe gelegenen Ehrenhof als Ort der Zusammenkunft bekannt. Im Ehrenhof werden eilig Stühle und Tische aufgebaut und mit weißen Laken überworfen. Geschirr, Wein- und Sektgläser, Kerzenständer und das Menue auf den Tisch gestellt — das „Diner en Blanc“ kann beginnen.

Eine Eröffnungsrede gibt es nicht, alles fängt zwanglos an zu essen. Champagnerkorken knallen, die Besucher lassen sich Baguette, Quiches und Oliven schmecken. Vive la France im Ehrenhof. Gegen 19.30 Uhr prostet einer der Organisatoren den Gästen zu, alle wedeln mit weißen Servietten.

Warum ein „Diner en Blanc“ in Düsseldorf? „Ich kenne das aus Berlin, da wollte ich immer teilnehmen, was nie geklappt hat, deshalb machen wir das jetzt in Düsseldorf“, sagt eine der Veranstalterinnen. Ein Freund ergänzt: „Wir wollen uns Freiräume zurückerobern.“ Ihren Namen wollen die Organisatoren nicht nennen, schließlich ist das „Diner en Blanc“ von den Behörden nicht genehmigt. Eigentlich werden solche Massenveranstaltungen dann von Polizei und OSD aufgelöst, die lassen sich am Samstagabend aber nicht im Ehrenhof blicken. Im nächsten Jahr hoffen die Organisatoren auf noch mehr Gäste.