Gaslaternen in Düsseldorf bleiben aus 8000 Gaslaternen bleiben nachts dunkel
Düsseldorf · 8000 Gaslaternen bleiben bald nachts aus, um Energie zu sparen. Das könnte sich auf den Verkehr und das Sicherheitsgefühl auswirken.
Die künftige Betriebspause von 8000 Gaslaternen in der Stadt sorgt für Unbehagen – vor allem Senioren und Frauen äußern Sicherheitsbedenken angesichts dunkler Straßen. Zwischen 1 und 5 Uhr soll das Gaslicht ab dem 15. Oktober ausgeschaltet bleiben, um Energie zu sparen. Das hat der städtische Krisenstab Anfang September beschlossen. Wo genau es dunkel wird, wird nun klarer. Es handelt sich um jene 8000 Laternen, die noch mit L-Gas betrieben werden. Dazu gehört den Stadtwerken zufolge der gesamte Norden und Osten der Stadt, unter anderem Kaiserswerth, Stockum, Golzheim, Unterrath, Derendorf, Flingern, Düsseltal und Gerresheim, wo viele Straßen mit Gaslicht beleuchtet werden. Im Süden sind etwa Benrath, Urdenbach, Hassels, der Osten von Wersten und das südliche Oberbilk betroffen. Im Linksrheinischen bleibt es in Heerdt dunkel.
6000 weitere Leuchten sind bereits auf H-Gas umgerüstet, lassen sich nicht zentral steuern und werden darum weiter leuchten. Sie befinden sich in der Altstadt, Stadtmitte, Friedrichstadt, Unterbilk, Bilk und den am Rhein liegenden Stadtteilen zwischen Hafen und Himmelgeist. Auf der linken Rheinseite gehören Oberkassel, Niederkassel und Lörick dazu. Auch ein Teil von Pempelfort wird den Stadtwerken zufolge bis zum 15. Oktober umgestellt.
Dass es in der Altstadt und in der Innenstadt weiterhin hell bleibt, bestätigt die Polizei. Diese belebten Stadtteile mit einer vergleichsweise recht hohen Kriminalitätsrate seien von den Sparmaßnahmen ausgeschlossen – hier geschehen Straftaten mitunter 130-mal häufiger als auf dem Durchschnittsquadratmeter in Düsseldorf. Auch das Flutlicht am Burgplatz ist ein wichtiges Instrument, um Situationen zu beruhigen und Straftaten vorzubeugen, und es soll weiterhin leuchten. In einigen Bereichen könnte es auch eine Ersatzbeleuchtung mit Strom geben, teilte die Stadt mit. Die Polizei prüfe derzeit, wo das notwendig ist.
An der Rheinuferpromenade wird es sogar heller: Die Leuchten sind in die Jahre gekommen und müssen ausgetauscht werden. Die Stadt will hier auf Modelle setzen, die per se stärker leuchten und die bei Bedarf per Knopfdruck von der Polizei noch heller geschalten werden können. Die Laternen an der Gebäudeseite wurden bereits ausgetauscht, die Kugelleuchten an der Wasserseite sollen im ersten Quartal 2023 folgen.
Die Polizei setzt insbesondere in der Altstadt stark auf Beleuchtung zur Kriminalprävention. Ob in anderen Gegenden bei Dunkelheit tatsächlich mit mehr Straftaten zu rechnen ist, ist nicht statistisch belegt. Ob ein Gewaltverbrechen nachts oder tagsüber stattfindet, wird vom Bundeskriminalamt nicht erfasst. Tageswohnungseinbrüche führt die Polizei hingegen gesondert auf: In den vergangenen Jahren wurde etwas weniger als die Hälfte der Einbrüche tagsüber verübt, als die Anwohner nicht zu Hause waren.
Unbestritten ist, dass Dunkelheit das Sicherheitsgefühl mindert – ein Drittel der Menschen fühlt sich abends und nachts auf Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln unsicher, zeigt eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Senioren- und Frauen-Union haben sich wegen der Betriebspause besonders besorgt gezeigt und sich für eine rasche Umrüstung auf LED ausgesprochen. Dunkelheit könne sexuelle Übergriffe begünstigen, zudem steige die Unfallgefahr im Bordstein- und Straßenbereich.
Eine erhöhte Unfallgefahr könnte auf unbeleuchteten Straßen vor allem an Kreuzungen, Zebrastreifen und bereits bekannten Unfallschwerpunkten bestehen, sagt Simon Höhner von der Düsseldorfer Verkehrswacht. Diese müssten darum im Idealfall anderweitig beleuchtet werden. Die Dunkelheit könnte sonst vor allem für schwächere Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Radfahrer, zum Nachteil werden. Höhner rät darum auch Erwachsenen, abends und nachts optisch auf sich aufmerksam zu machen, etwa mit heller oder reflektierender Kleidung. Taschenlampen könnten helfen, sich einen Weg durch die Dunkelheit zu bahnen und Hindernisse oder Bordsteine besser zu erkennen. Die Verantwortung, sagt Höhner, liege aber bei allen – auch bei den Autofahrern, die mit Licht unterwegs sind. In Folge der Energiekrise werden immer mehr Stimmen laut, die langfristig eine Umrüstung der Gaslaternen fordern. So sieht es auch Ulrike Schneider, Vorsitzende des Seniorenrats. Sie sorgt sich weniger um die Dunkelheit zwischen 1 und 5 Uhr, da um diese Zeit ohnehin nur wenige Menschen unterwegs seien. Doch die Gasleuchten seien auch zu dunkel, wenn sie in Betrieb sind. „Es ist uns völlig gleichgültig, wie die Laternen betrieben werden. Wichtig ist, dass sie hell genug sind.“