Gastkommentar Warum die Ausflüge in die Reichtümer der Pflanzenwelt immer wieder lohnen

Gastkommentar Warum die Ausflüge in die Reichtümer der Pflanzenwelt immer wieder lohnen

redaktion.duesseldorf@wz.de

So könnte man — in aller Kürze - meine Wahrnehmung des Botanischen Gartens der Universität charakterisieren. Seit vielen Jahren besuche ich den Garten regelmäßig und zu allen Jahreszeiten: Es ist seine besondere Atmosphäre, seine beruhigende, meditative Ausstrahlung, die mich eingenommen hat.

Am Eingang beeindruckt natürlich sein Wahrzeichen, die ‚Kuppel’, das gewölbeartige, aus durchsichtigen Dreiecken gestaltete Gewächshaus. Bei einem von hier startenden Rundgang passiert man die systematische Abteilung, zu Lehrzwecken angelegt, und gelangt vorbei an Alpinum (derzeit im Umbau) und Auenlandschaft zu Biotopen aus heimischen und außereuropäischen Waldformationen. Zwischen deren Bäumen gleitet der Blick immer wieder zur großen, naturbelassenen Wiese, die die lokale Kulturlandschaft repräsentiert — mit Wildblumen, einer üppigen Insektengesellschaft und dem Bienenhaus. Eine kleine Pause erlaubt die Tätigkeit der Bienen zu bewundern.

Ganz in der Nähe der kleine Bauerngarten. Der Kontrast mit den üppigen und überwältigenden Blumen- und Rosenbeeten könnte größer nicht sein: ein begehbares, lebendes und farbenprächtiges Kunstwerk entstanden aus gärtnerischer Arbeit und Natur. Die nebenan übersichtlich und anschaulich gestaltete Abteilung der Kulturpflanzen ist nicht weniger bunt: Zwar erscheinen Kohl und Rüben eher grün, dafür zeigen Färberpflanzen, dass sie nicht nur technisch verwendbar sind. Und man möchte es nicht glauben, aber das Betrachten der Pflanzen für Geist und Seele oder von Gewächsenj, die der Schönheit dienlich sein können, fördert per se das Wohlbefinden.

Und wenn es denn mal unbehaglich werden sollte: Die Kräuter des Apothekergartens versprechen Abhilfe. Seitlich des Eingangs gelegene Gewächshäuser mit exotischen Pflanzen der Subtropen mögen nicht sofort auffallen, ebenso die Gewächshäuser, in denen seltene Spezies gezüchtet werden; denn neben der Lehre ist es Aufgabe des Botanischen Gartens, zu erhalten und vermehren, was vom Aussterben bedroht ist.

Der Besucher wird es zu schätzen wissen, dass der Eintritt frei und der Zugang zu jeder Jahreszeit möglich ist. Bei einem meiner Besuche unterhielt ich mich mit einem Gärtner, der sich gerne Zeit nahm, die Fragen des Besuchers zu beantworten. Er hatte mich so nebenbei wissen lassen, dass auch freiwillige Hilfe möglich und willkommen sei. Gärtnermeister und Kustodin waren hocherfreut über mein Angebot mitzumachen; und mal ehrlich — gibt es eine schönere Umgebung, um tätig zu sein?

Eines Tages kam dann die Frage, ob es nicht auch interessant sei, sich beim „Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität e.V.“ aktiv zu beteiligen. Sein Ziel ist , die Pflege und Entwicklung des Gartens zu unterstützen und zu seiner Integration in das Leben von Stadt und Universität beizutragen; z.B. mit monatlichen Vorträgen, sonn- und feiertäglichen Führungen von März bis November, und Pflanzenbörsen im Frühjahr und Herbst. Mit diesen Erfahrungen kam es für mich ganz unbeabsichtigt, aber meinen Neigungen nach eher natürlich, sich dem Freundeskreis des Botanischen Gartens anzuschließen. Meine Besuche sind dadurch nicht weniger geworden. Und mein Rat: Versuchen Sie, die Atmosphäre des Gartens selbst zu erleben — nicht nur zum ersten, sondern auch zum wiederholten Mal.

Dieter Scheller, Vorstandsmitglied „Freundeskreis Botanischer Garten“