Düsseldorf Gauck in Düsseldorf: Drei Dinge, die ich von unserem Ex-Präsidenten gelernt habe
Joachim Gauck referiert im Rahmen seiner Gastprofessur an der Heinrich-Heine-Universität über "Nachdenken über das Eigene und das Fremde". Unser Mitarbeiter Nils Doose (20) hörte sich die erste Vorlesung an. Ein persönliches Fazit.
Düsseldorf. Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck übernimmt dieses Jahr die Gastprofessur an der Düsseldorfer Heine-Uni. Seine erste Vorlesung fand Mittwochnachmittag im größten Hörsaal der Universität statt. Aufgrund des großen Interesses der Studierenden, Lehrenden, der Presse und der Düsseldorfer wurde seine Vorlesung in mehrere Hörsäle live übertragen.
Gauck hat in seinem Leben und seiner Amtszeit als Bundespräsident selbstverständlich einiges erlebt und dementsprechend viel zu berichten. Seine erste Vorlesung zum Thema "Nachdenken über das Eigene und das Fremde" dauerte rund eine Stunde.
Beeindruckt hat mich dabei vor allem seine Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen souverän über ein Thema zu referieren. Im gemischten Publikum befand sich nämlich auch ein kleiner Gast. Das Mädchen zog durch Lachen oder Quengeln immer wieder die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Während die Zuhörer zunehmend unruhig wurden, schien Gauck stets die Ruhe selbst zu sein. Der zwölffache Großvater sprach daraufhin fast unmerklich lauter und vereinte die Aufmerksamkeit des Publikums durch kleine Scherze immer wieder auf sich.
Auch das Thema Populismus wurde vom ehemaligen Bundespräsidenten kurz angeschnitten. Hierzu äußerte er einen sehr interessanten Gedanken: Eine vereinfachte Sprache der Politiker könnte seiner Meinung nach dazu beitragen, dass mehr Menschen die Aussagen der Politiker verstehen und darauffolgende Maßnahmen besser nachvollziehen könnten. Dies könne zu einem besseren Verständnis beitragen und einer Politikverdrossenheit entgegenwirken.
Anschließend hatten die Zuhörer die Möglichkeit dem Bundespräsident a.D. ihre Fragen zu stellen. Wir alle kennen diese scheinbar nie endenden Antworten von Politikern auf Fragen, die ihnen in Talkshows gestellt werden. Kurze Antworten gibt es in der Politik eben selten. Spätestens hier wird deutlich: Auch Gauck gehört zu dieser nicht seltenen Spezies von Politikern.
Ein junger Mann fragte Gauck beispielsweise, wie er mit Menschen umgeht, die mit sachlichen Argumenten nicht mehr überzeugt werden können. Gauck entgegnete sinngemäß, dass man dabei zuerst eine grobe Unterscheidung vornehmen müsse: Zum einen gebe es schreiende Wutbürger auf öffentlichen Veranstaltungen, welche nicht einmal akustisch zu erreichen seien und Menschen, deren Äußerungen an sich schon einen Strafbestand darstellten. Hier habe der Dialog keinen Sinn mehr. Zum anderen gebe es jedoch Personen, die zu stolz seien, sich von einer gegensätzlichen Position direkt überzeugen zu lassen. Hier sei es durchaus sinnvoll, Argumente zu liefern. Denn selbst wenn diese kurzfristig keine Wirkung zeigten, könnten sie langfristig doch überzeugend sein und schließlich angenommen werden.
Heute sprach Gauck bei einer Podiumsdiskussion, die von Ulrich Wickert moderiert wurde, mit Studenten. Die letzte Vorlesung Gaucks findet am 18. April um 16:00 Uhr in Hörsaal 3A der Heinrich-Heine-Universität statt.