Düsseldorf Gehörlose Kinder singen und erzählen Lieder

Musikpädagogin Katharina Dohmen hilft ihnen dabei, die richtigen Töne übers Spüren im Körper zu finden.

Foto: Nadine Minderjahn

Düsseldorf. Katharina Dohmen arbeitet gerne mit Kindern, die nicht oder nur eingeschränkt hören können. Ihnen die Musik, das Singen bekannter Lieder zu ermöglichen, liegt ihr am Herzen. Ein Projekt dazu hat die Musikpädagogin in einer Düsseldorfer Gruppe bereits verwirklicht. Für ihre Herangehensweise bei „Fühl mal, wie du klingst!“ wurde sie nun ausgezeichnet.

Sie erhielt beim 7. Hochschulwettbewerb Musikpädagogik der Rektorenkonferenz der deutschen „Musikhochschulen“ den zweiten Preis. „Gehörlose können mehr als Trommeln“, sagt sie. Sie forschte daher mit Kindern in der LVR-Gerricus-Schule, wie es geht, bei Liedern den richtigen Ton zu treffen und die Texte in Gebärdensprache zu erzählen.

„Dabei habe ich Methoden verwendet, die aus anderen Zusammenhängen bekannt sind. Unterschiedliche Tonhöhen machen sich an unterschiedlichen Stellen im Körper bemerkbar. Das spürt man durch Vibrationen, wenn man die Hand dort auflegt“, sagt Dohmen. Hohe Töne seien an der Schädeldecke, tiefe im Brustraum wahrzunehmen. „Die Kinder merken sich, welchen Ton sie wo genau spüren — das rufen sie später dann wieder ab.“

Die Schüler, die bei ihr mehrere Wochen im Unterricht waren, konnten alle sprechen. Im Gegensatz zu Hörenden sei die Stimme bei Gehörlosen jedoch oft hauchig und kratzig. „Das liegt daran, dass viele von ihnen wenig reden, sondern sich vor allem in Gebärdensprache verständigen.“ Über das Singen könne sich das verbessern.

Ein Unterschied bestehe auch in der Art und Weise, sich die Texte zu merken. „Es hilft, wenn sie die Geschichte des Liedes parallel in Gebärdensprache erzählen“, sagt Dohmen. Eine Herausforderung sei dabei allerdings, dass sich die Satzstellung und Grammatik von der deutschen Sprache stark unterscheide.

Doch wichtiger als alle Unterschiede sind ihr die Gemeinsamkeiten. „Ich will weg von dem Gedanken, Singen allein dafür zu benutzen, dass die Kinder etwas lernen. Sie sollen singen, weil es Spaß macht — so wie andere auch.“ Dabei stehe sie mit ihrer Idee noch am Anfang. „Derzeit ist die Skepsis noch groß, dass Singen mit Gehörlosen geht. Aber ich bleib dran.“ In Düsseldorf wird sie aber nicht mehr tätig sein, sie ist mittlerweile nach Karlsruhe gezogen.